St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

Navigationsmenüs (Bischöflich Münstersches Offizialat)

Dritter Adventssonntag

Sich auf Kommando freuen?

von Pfarrer Karl-Heinz Diekmann

"Erlöster, erlöster müssten sie mir aussehen, die Christen; bessere Lieder müssten sie mir singen, wenn ich an ihren Erlöser glauben soll." - Friedrich Nietzsche, der Inbegriff eines Atheisten.

Der dritte Advent (Gaudete!), ebenso wie der vierte Fastensonntag (Laetare!) haben jedes Jahr diese Botschaft für uns: "Freuet euch!"

Kann man das? Sich auf Kommando freuen? Nein!

Freude kann man nicht anordnen, wie beim Fototermin "Bitte recht freundlich". Freude kann man auch nicht vortäuschen - weder anderen noch sich selbst.

Und doch diese Aufforderung: "Freuet euch!"

Was für eine Art von Freude ist gemeint?

Der Bibel geht es weder um Gaudi noch um Witzigsein - das geht in der Regel auf Kosten anderer.

Gemeint ist auch nicht das Gebaren einer Gesellschaft, "die Schmerz und Leiden hasst wie der Teufel das Weihwasser, die von Leidfreiheit träumt und im Spaß versinkt" (Franz Kamphaus).

Die Freude, von der die Bibel spricht, hat immer zu tun mit Gott. "Die Freude an Gott ist unsere Kraft" (GL 624,5). Freude an Gott, an seinem Wort, an seinen Verheißungen und Versprechungen an uns.

Also eine Art Vor-freude.

Und deshalb gilt sie auch denen, die sich jetzt nicht oder noch nicht oder nicht mehr freuen können.

"Die alten Versprechen Gottes sind wie ein Strudel, in den wir gezogen werden, obwohl unsere Hoffnung noch nicht schwimmen kann. Sie spült uns dorthin, wo wir noch nicht sind mit unseren eigenen Erwartungen. Noch weinen wir, und die fremde Stimme sagt uns: Seid fröhlich." (Fulbert Steffensky)

"Jauchzet, frohlocket, auf preiset die Tage … lasset das Zagen, verbannet die Klage" lässt Johann Sebastian Bach den Eingangschor in seinem Weihnachtsoratorium singen.

"Es gibt Zeiten, in denen man sich nicht von den Widersprüchen bannen lassen darf. Sie werden uns schon wieder einholen, früh genug. Aber heute ist heute, und da soll fröhlich mein Herze springen, selbst wenn man den Herzsprüngen mühsam hinterher humpelt." (Fulbert Steffensky)