Dritter Adventssonntag
"Mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt" (Joh 1,6-8.19-28)
Liebe Schwestern und Brüder,
das Johannesevangelium beginnt mit einem Loblied auf Jesus Christus, das Wort Gottes. Eingewoben finden wir kurze Erzählstücke über die Rolle Johannes, des Täufers. Jesus selbst lebte bis zu seiner Taufe mit dem Heiligen Geist zusammen mit den ersten Jüngern in der Johannesgemeinde. Und Johannes fand bei Jesus und in seiner Gemeinde sehr hohe eigene Wertschätzung. Vielleicht ist deshalb Johannes im Evangelium vom dritten Advent so sehr auf seine bloße Hinweiserrolle „als Herold in der Wüste“ reduziert; er ist nichts, Jesus dafür alles.
Johannes der Täufer ruft: „Bereitet dem Herrn den Weg“. Und er ruft in Bethanien: Bethanien, der Ort an dem Jesus seine wohl liebsten Menschen trifft. Bethanien, der Heimatort an dem Jesus mit Maria, Martha und Lazarus glücklich war und große Wunder vollbrachte. In Bethanien lag auch das Haus von Simons dem Aussätzigen und auch die Geburtsstätte des Eselfohlens, das Jesus nach Jerusalem hineintrug. Und dann noch Bethanien, der Ort an dem Christi in den Himmel emporstieg.
Ja, Jesus übernachtete oft dort. In Bethanien, dem Ort am Rande der Wüste. Denn die Wüste steht für den Übergang zu einer anderen Gesellschaft. Hier bedeutet die Frohe Botschaft, das Evangelium Jesu, die Ankündigung der Neuschaffung des Menschen in Würde und Geschwisterlichkeit. Wahre Freiheit in Liebe.
Und wo finden wir es, dieses Bethanien?
Bethanien, hebräisch בית עניה (Beit Aniha), in Deutsch Armenhausen, international Slum.
Rund eine Milliarde Menschen weltweit haben diesen Ort schon gefunden! Fast keiner freiwillig.
Suche ich immer noch nach dem Herrn?
Liebe Schwestern und Brüder, lassen sie uns an diesem dritten Adventssonntag zweieinhalb Minuten darüber nachsinnen, was wohl Jesu Idee von Freiheit und Unabhängigkeit ist.
Vielleicht lassen sie sich von Keith Kenniff in seiner Komposition „Emancipation“ auf ihrem Weg nach Bethanien heute ein Stück begleiten.
Komm Herr Jesus, Maranatha!