Auf dem Dachboden im Pfarrheim der St. Marien Kirche hatte sich im Laufe der Jahre viel Müll angesammelt. Die gefundenen Federn, Tierknochen und zerfetzte Isolierung lassen zudem auf einen tierischen Untermieter schließen.

Aber auch alte Möbel, Holzreste und völlig zerstörte Spielgeräte waren zu entsorgen. 

Also verabredeten sich Mitglieder der Kolpingsfamilie und Männer der sonntäglichen Frühschoppenrunde, um mal richtig aufzuräumen!

Die Gemeinde stellte einen Container, der nach weniger als zwei Stunden voll war. 

 

Ein „verdächtiger“ stabiler schwarzer Karton wurde aus reiner Neugier genauer untersucht.

Darin war sicher verpackt ein altes Meßbuch.

 

Einem handschriftlichen Eintrag war zu entnehmen, dass es sich dabei um ein Geschenk handelt, das die Eltern des damaligen Kaplans Johannes Landwehr ihrem Sohn 1939 gemacht hatten.

Im Juni 1947 übernahm Johannes Landwehr im Alter von 37 Jahren die Leitung der Pfarrgemeinde St. Marien.

Er begann mit einer zerstörten Kirche und Pfarrhaus. In rastlosen Einsatz und enger Zusammenarbeit mit seiner Gemeinde schuf er ein neues Gemeindezentrum. Die Kirche konnte 1956 konsekriert werden.

Aber mehr als der äußere Aufbau lag ihn das eigentliche Leben der Gemeinde am Herzen.

Pfarrer Landwehr war ganz und gar Seelsorger. Viele werden sich dankbar seines Bemühens um jeden Einzelnen erinnern.

Sein Herz gehörte den Armen, den vielen heimatvertriebenen Katholiken, die hier in der Diaspora eine neue geistliche Heimat suchten, den vielen Namenlosen, die Tag für Tag an seine Tür anklopften - um Rat und Hilfe bittend-, den Kranken, den Alten, den Gefangenen.

Von 1954 bis 1968 wurde Pfarrer Landwehr die Verantwortung für das neue geschaffene Dekanat Wilhelmshaven übertragen .

In dieser Zeit bemüht er sich um die Schaffung neuer katholischer Gemeindezentren für die rasch gewachsenen Gemeinden im Dekanat Wilhelmshaven.

In den letzten Jahren konnte er wegen seiner schweren Krankheit der Seelsorgearbeit äußerlich nicht mehr nachkommen, lebte Pfarrer Landwehr doch ganz mit seiner Gemeinde weiter.

Pfarrer Johannes Landwehr starb am 27.10.1974 dem Fest des hl. Ignatius von Antiochien.

Am Morgen dieses Festtages feierte er noch die hl. Eucharistie.

In den letzten Monaten seines Leben war Pfarrer Landwehr nicht mehr in der Lage, in der Kirche die Eucharistie zu feiern. Es wurde im Pfarrhaus in seinem Arbeitszimmer eine Kapelle eingerichtet.

Quelle: 1956-2006  - 50 Jahre neue Kirche St. Marien Wilhelmshaven