Liebe Schwestern und Brüder,

wer zum vierten Advent, in diesem Jahr zugleich Heilig Abend, in die Kirche geht, erwartet für gewöhnlich die Geschichte von der Geburt des „Kleinen Jesuskindleins“ in einen ärmlichen Stall hinein… Aber die Leseordung sieht im Evangelium einen anderen Abschnitt vor. Da finden wir die Stelle, in der ein überaus hochgestellter Wildfremder kommt, um mit Maria, einer einfachen jungen Landsmagd aus Nazareth zu sprechen. Er hat den Weg nur unternommen, um ihre Zustimmung zu den weltverändernden Plänen des Königs aller Himmel einzuholen. Genau hier zeigt sich m. E. ein Aspekt des Verständnisses Gottes von Königsherrschaft. Es zeigt sich in der Frage des Allermächtigsten an die Allerschwächste, ob es so für sie wirklich „ok“ ist, wenn JHWH sein Universum aus ihr vollenden will. Ohne jedweden Zwang. Ohne die Aussicht auf Prämien oder Boni. Halt ehrlich nach wahrer freier Entscheidung fragt. Das ist schon einen Stauner wert, finde ich.

Liebe Schwersten und Brüder, wie erschrocken und überrascht Maria über die förmliche und unerwartet wertschätzende Anrede wohl war, können sie glaube ich ganz leicht herausfinden: „Der Kunde ist König!“ so hießt es noch im Volksmund. Nehmen sie ihr Königsrecht in den kommenden Tagen doch einfachmal wahr und veranstalten ein kleines Experiment. Nehmen sie sich im vollen Vor-Weihnachtseinkaufswahnsinn beim nervigen Warten an der wie üblich langsamsten Kasse einige Sekunden dieser Ewigkeit und lesen, falls vorhanden, den Namen auf dem Schild am Firmenfummel, der Dame oder des Herren an der Kasse, schauen ob Ihr oder sein Gesicht im Logo-Shirt etwa dazu passen kann und – ACHTUNG jetzt kommt der kritische Testmoment! – Und sagen, wenn sie an der Reihe sind laut und deutlich etwa sowas: „Moin Herr oder Frau Riese-Meyer-Ziegenkäfer, schön, dass sie heute hier sind und mich bedienen.“ - Ich bin mir fast sicher, das Gesicht von Gegenüber wird vor Verwunderung staunen. Und dann könnten sie noch weiter gehen und sowas hinzufügen wie: „Ach wissen sie – eigentlich denke ich nicht oft darüber nach, aber heute möchte ihnen stellvertretend hier einfach mal danken, dass sie alle hier ihren Job machen und mich dadurch bei den Vorbereitrungen auf Weihnachten unterstützen. Danke!“. Neugierig auf das Ergebnis plötzlicher Achtung?

Stellen wir uns mal einen Moment vor, diese Szene wäre nicht irgendwie skuril und Frau oder Herr Ziegenkäfer über unsere „unpassende“ Freundlichkeit nicht erschrocken. Passend zur Geburt des Herrn schlage ich dazu den Song „Sweet Child O' Mine“ in einer Interpretation von Samantha Isler, Annalise Basso und Shree Crooks vor.

Komm Herr Jesus, Maranatha!

Allen ein gesegnetes Jahr 2018.
Ihr Matthias Köhler