St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Zweiter Adventssonntag

Ein Stimme ruft in der Wüste: "Bahnt dem Herrn einen Weg" (Mk1,1-8)

Liebe Schwestern und Brüder,

in der orthodoxen Kirche sind Johannes der Täufer und Maria wohl die größten Heiligen. Sie sind Menschen besonderer Stärke und Vorbilder wahrer Demut zugleich. Beide waren von Gott auserwählt, Unerhörtes zu vollbringen: Maria sollte Gott selbst zur Welt bringen. Und Johannes sollte den Schöpfer und Richter der Welt als Mensch in seiner Endzeit willkommen heißen und IHN selbst mit dem Wasser der Umkehr und Vergebung im Jordantal taufen.

Sie beide hat Gott nach ihrem הנני (Hineni – Ich bin ganz da / bei dir / bereit / lebendig) umfassend in seinen Dienst genommen. Und von beiden forderte er ihr Leben auf das Schmerzlichste ab. Maria nahm er ihr verheißenes Kind und über Johannes den Täufer kann man nicht reden, ohne auch sein furchtbares und grausames Ende im Verließ des Herodes mit zu denken.

Johannes kommt uns an diesem zweiten Advent als Rufer in der Wüste entgegen. Seine Unbeugsamkeit und sein Mut, an den Messias, den wahren Retter Gottes zu glauben und den Menschen von seiner Hoffnung zu erzählen, haben ihm im wahrsten Sinne den Kopf gekostet. Johannes war bereit, seinen Weg mit Gott zu Ende zu gehen und für seine Überzeugung zu sterben. Er war bereit sich selbst aufzugeben, weil er überzeugt war, dass Gott die Menschheit immer noch von den Fesseln ihrer eigenen Grausamkeit erlösen will. Davon, dass Gott liebt und vergibt und höchst persönlich kommen und schließlich All-umfassende Gerechtigkeit schaffen wird. Für diese Hoffnung ist er aufgestanden und in die Wüste gezogen – und für diese Hoffnung stand er auch in der trostlosen Wüste der furchtbaren Stunden in den Kerkern der Machthaber ein. Allein mit sich, seiner Einsamkeit, der Angst und den Zweifeln.

Bist du der Messias, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten? (Mt 11,3)

Ja auch dem fast so übermenschlichen Johannes kamen unter der Folter im Gefängnis und in der Erwartung eines gewaltsamen Todes Zweifel an Gott und seinem Versprechen einer besseren Welt.

Vielleicht macht ihn gerade das für uns so geschwisterlich menschlich. Geht es uns in den Gefängnissen und Zwängen unseres Lebens nicht zuweilen genauso? In den Engen und Ängsten unseres Daseins, in der Einsamkeit und Verzweiflung, im Angesicht von Krankheit, Leid und Tod?

Leonard Cohen kannte dieses Gefühl des Zweifelns und Haderns mit Gott. In seinem musikalischen Testament „You want it darker“ wird das ganz deutlich.

Leonard und Johannes verbindet in aller Düsternis und Verzweiflung letztlich das Vertrauen auf Gott. Leonard stellt seinem Hadern mit den Grausamkeiten, denen Gott nicht das ersehnte Ende bereitet, sein „Hineini, I´m ready my Lord!“ entgegen und Johannes vertraut Gott im Gefängnis immer noch genug, um Jesus zu fragen, was er von IHM glauben soll: „Bist du der Messias, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“

Und wir heute am zweiten Advent 2017? Wie antworten wir, wenn wir vor Augen gestellt bekommen das Gottes erschreckender Auftrag an uns heute der gleiche ist, den schon Maria und Johannes erhielten; In unserem Selbst immer blasser und dünner zu werden, bis die unendliche Liebe voll aus uns hindurchscheinen kann. Wenn wir diesen Sprung ins Leere wagen, den Sprung aus UNSERER Existenz, dann kommen wir von unserem Glauben, so wie WIR ihn uns ausgemalt haben, zu dem Glauben, den Gott für uns vorgesehen hat.

Vielleicht werden wir dann begreifen, was Jesu Antwort auf Johannes Frage wirklich bedeutet – „Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt“ – Vielleicht: Vollendet bei mir ist, wer kein Ärgernis nimmt an der Art und Weise, wie ich komme.

Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben.

Maranatha!