St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

Navigationsmenüs (Bischöflich Münstersches Offizialat)

Gedanken zum Sonntag von Pastoralreferentin Lena Köhler

Letzte und Erste

Keuchend laufen die Schüler über die Ziellinie der Aschenbahn. 

Erst sind es wenige, dann mehr, irgendwann werden es wieder weniger, bis die letzten ins Ziel gekommen sind. 

Vielleicht haben sie dieses Bild aus der Schulzeit auch noch vor Augen. Und sicher wissen sie auch noch, zu welcher Gruppe sie gehörten. 

Mir klingt vor allem noch immer der Wortlaut einiger Mitschüler (aus den hinteren Reihe) im Ohr: Die Ersten werden die letzten Sein.

An eine solche Begebenheit kann man denken, wenn man den viel zitierten Vers aus dem Evangelium hört:

" Dann werden manche von den Letzten die Ersten sein und manche von den Ersten die Letzten."

Ein Spruch, den womöglich viele schon einmal still bei sich gedacht haben. 

An dieser Aussicht, die Jesus seinen Zuhörern mit auf den Weg gibt, soll sich jedoch nicht - wie im Bild des "langsamen" Schüler - die Schadenfreude derer guttun, die ihre Lebtage lang zu den Letzten, den Kleinen gehören, selbst wenn dieser Vers häufig in dieser Weise im Volksmund kursiert.

Vielmehr will dieser Vers daran erinnern, dass es keine Automatik gibt, die zur Seligkeit führt.

Weder Amt noch Rang, den einer in der Kirche, im Freundeskreis, in der Schulklasse oder in der Gesellschaft einnimmt, macht das der Träger von selbst sein Leben so lebt, dass er vor Gott besteht.

Im Gegenteil: Gerade derjenige, der kraft seines Amtes dem Heiligen, dem Guten besonders nahe zu stehen scheint, eine hohe Position, eine hohen Rang hat, wird besonders aufpassen müssen, nicht das Heilige zu vereinnahmen. 

Er bedarf der Umkehr genauso wie derjenige, der sich eher fernstehend glaubt - und vielleicht manchmal sogar mehr als dieser.

Das meint, wie einer persönlich sein Leben lebt und besteht, entscheidet darüber, wie er einmal vor Gott stehen wird.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung vom 14. September 2018