St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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"Zeit für die Seele" - die evangelische und katholische Militärseelsorge in Wilhelmshaven

Wir müssen reden!“- diese drei Wörter hat wohl jeder schon mal gehört. Aber was ist, wenn aus dem „Wir“ ein „Ich“ wird? Mit wem kann ich darüber reden? Um im täglichen Dienst den Kopf für alleHerausforderungen frei zu haben, ist an jedem Standort ein Team der Militärseelsorge für alle Soldatinnen und Soldaten da.

Militärseelsorge bedeutet „Arbeit direkt am Menschen - auch jenseits von Computer und Papierkram.“ Das macht den Job für Militärpfarrer Torsten Stemmer aus und zu etwas ganz Besonderem. Er ist seit Juni 2017 der katholische Militärpfarrer im Marinestützpunkt Wilhelmshaven. Hand in Hand arbeitet er dort mit den evangelischen Militärpfarrern, den Pfarrhelfern und Sozialarbeitern zusammen und gemeinsam sind sie das Team der evangelischen und katholischen Militärseelsorge.

Ein besonderer Job bringt besondere Aufgaben mit sich

Als Militärpfarrer gibt es keinen typischen Tagesablauf. „Es ist kein Tag wie jeder andere“, betont Torsten Stemmer. Offene Ohren, Geduld, Ruhe und Zeit, sind das A und O. Die Militärseelsorge hilft unter anderem bei Ehe- und Erziehungsfragen und berät bei Trauerangelegenheiten. Auch wenn es mal am Arbeitsplatz auf der Seele brennt, steht einem das Team motiviert zur Seite. Nicht nur für Uniformträger! Denn auch Paargespräche gehören mit zum Angebot.

Zu der Hauptaufgabe eines Militärpfarrers bei der Marine gehört die Einsatzbegleitung und die Begleitung bei Übungen auf hoher See. „Wichtig dabei: präsent zu sein und als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen“, erklärt Stemmer. Das Gespräch zu suchen und den Soldaten zu zeigen, dass im Falle eines Falles immer einer da ist. „Selbst, wenn es dienstlich ein kritisches Thema gibt, lohnt sich ein Gespräch mit dem Seelsorger“, fährt Stemmer weiter fort. Denn außerhalb der militärischen Hierarchie unterliegen sie der Schweigepflicht. So braucht niemand Angst haben, dass irgendetwas in der Akte oder beim Vorgesetzten landet.

Wie es für einen Pfarrer halt so üblich ist, gehören auch Gottesdienste zu seinem Aufgabenbereich. Nicht nur an Land, auch an Bord finden regelmäßig Gottesdienste statt. Wer sich überlegt, auf See taufen zu lassen oder mit seinem Partner den „Bund fürs Leben“ zu schließen, ist hierfür beim Pfarrer auch an der richtigen Adresse.

Zwischen Mensch und Soldat sein: Der Lebenskundliche Unterricht

Wie gehe ich mit Belastungen im Zusammenhang mit langen Seefahrten und Auslandseinsätzen um? Wie gehe ich mit Verwundung und Tod um? Über diese und noch weitere Fragen wird im Lebenskundlichen Unterricht oder kurz „LKU“ geredet und diskutiert. Der LKU ist ein wichtiger Teil des Angebots der Militärseelsorge und wird allen Dienststellen angeboten. Natürlich findet dieser auch an Bord statt.

Wie kommt man dazu, Pfarrer bei der Marine zu werden?

Auch für einen Geistlichen kam nach dem Abitur das Thema Wehrpflicht auf. Militärpfarrer Torsten Stemmer entschied sich 2002 als Offiziersanwärter zur Marine zu gehen. Doch er merkte schnell, dass seine Reise einen anderen Weg einschlagen sollte und er entschied sich nach vier Monaten, von seinem Rücktrittsrecht Gebrauch zu machen. Da die Wehrpflicht aber eine Mindestzeit von neun Monaten vorsah, verbrachte Stemmer seine Restzeit im Marinefliegergeschwader 3 in Nordholz.

Genauer gesagt: im Geschäftszimmer der Militärseelsorge. Dort machte er seine ersten Erfahrungen in dem Bereich und er entschied sich im Anschluss für ein Theologiestudium. Nach fünf Jahren in Münster, Bochum und Wien schloss er dieses erfolgreich ab und seine Ausbildungszeit in einer Gemeinde begann. 2010 wurde Stemmer zum Diakon geweiht. Bis der heutige Militärpfarrer zum Priester geweiht wurde, dauerte es ein weiteres Jahr. Durch die Affinität zur Marine, führte sein Weg schließlich nach Wilhelmshaven.

Leben und arbeiten, wo der Glaube nicht selbstverständlich ist

Der Glaube bildet in dem Beruf die essentielle Grundlage. Man muss bereit sein, seine „Schäfchen“ überall hin zu begleiten: auch zu Einsätzen auf hoher See und im Ausland. Als Militärpfarrer sollte man in der Lage sein auf Menschen zuzugehen, das Gespräch zu suchen und offen für die Probleme anderer da zu sein. „Leben und arbeiten, wo der Glaube nicht selbstverständlich ist“, fasst Torsten Stemmer zusammen. Es sind die Erfahrungen, die man sonst nicht bekommt, wenn man am Ende des Tages den Menschen helfen konnte. Denn das Evangelium bedeutet: „Die frohe Botschaft zu verkünden und Gottes Gegenwart präsent werden zu lassen.“

Quelle: Katholische Militärseelsorge von Christopher Hubert vom 7. Dezember 2018