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25. Mai 2019 - Münster, Vechta

2060 nur noch halb so viele Katholiken im Bistum Münster – Auch Einnahmen werden sich halbieren

Bischof Genn: „Wir müssen glaubhafter im Dienst der Menschen stehen“

Die katholische Kirche im Bistum Münster steht vor deutlichen Veränderungen. Bis zum Jahr 2060 werden sowohl die Mitgliederzahlen als auch die Erträge aus der Kirchensteuer um rund die Hälfte im Vergleich zu heute zurückgehen. Das hat David Gutmann am 24. Mai in Münster bei einer gemeinsamen Sitzung des Kirchensteuerrates und des Diözesanrates des Bistums betont. Gutmann hatte die den Prognosen zugrundeliegende Studie des Forschungszentrums Generationenverträge (FZG) der Albert-Ludwig-Universität Freiburg, die unter Leitung von  Prof. Bernd Raffelhüschen stand, wissenschaftlich begleitet. In Münster stellte er den Forschungsansatz und zentrale Ergebnisse der Untersuchung vor.

Mit der Studie wurde erstmals eine koordinierte Mitglieder- und Kirchensteuervorausberechnung für die katholische und evangelische Kirche in Deutschland erstellt. Für die 20 evangelischen Landeskirchen und die 27 (Erz-)Bistümer der katholischen Kirche wurde ermittelt, wie sich Kirchenmitgliederzahlen und Kirchensteueraufkommen langfristig bis zum Jahr 2060 entwickeln werden – wenn das Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten der vergangenen Jahre auch für die Zukunft repräsentativ ist.

Gutmann machte in Münster deutlich, dass die Rückgänge bei Kirchenmitgliedern und Einnahmen aus der Kirchensteuer im Bistum Münster bereits in den kommenden zehn Jahren sehr spürbar werden: „Wir liegen schon 2029 im Vergleich zu 2017 bei beiden Werten nur noch bei rund 80 Prozent.“ Die Rückgänge hätten zum einen demographische Ursachen: Die zukünftig zu erwartenden Sterbefälle von Katholiken überwiegen die Zahlen der Kinder, die geboren und katholisch getauft werden und die der katholischen Zuwanderer. Dieser Überhang an Sterbefällen über Geburten und Zuwanderung, also der rein demographische Faktor, führt dazu, dass sich die Mitgliederzahlen bis 2060 im Bistum Münster um gut 32 Prozentpunkte verringern werden.

Die Folgen des demografischen Wandels, so sagte Gutmann, seien jedoch nicht alleine für den Mitgliederrückgang verantwortlich. „Hinzu kommt das Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten von Kirchenmitgliedern“, sagte er. Dieses führe in Addition mit dem demographischen Faktor zum erwarteten Gesamtrückgang um rund 50 Prozentpunkte.
Mit dem Rückgang der Mitgliederzahlen werden sich auch die finanziellen Möglichkeiten der katholischen Kirche im Bistum Münster bis 2060 in etwa halbieren. „Die sinkende Zahl an Kirchensteuerzahlern wird dazu führen, dass die Einnahmen nicht im gleichen Maße wachsen wie die Ausgaben, sodass einem tendenziell stagnierenden Kirchensteueraufkommen steigende Preise für kirchliche Ausgaben – vor allem im Personalbereich – gegenüberstehen“, sagte Gutmann.

Der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn sagte zu den Ergebnissen der Studie: „Manche Faktoren, die zu den Rückgängen führen, werden wir nicht ändern können. Andere schon: und das macht mir Hoffnung. Kirchenaustritte, Taufen und Kircheneintritte spielen neben den  demographischen Entwicklungen eine wichtige Rolle. Hier liegt unsere Verantwortung und hier besteht die Notwendigkeit für Veränderungen. Die Studie kann und sollte auch für die katholische Kirche im Bistum Münster ein Weckruf sein: Gelingt es uns - hiermit meine ich insbesondere die kirchlichen Amtsträger und fange da gerne selbstkritisch bei mir selbst an - mehr Menschen deutlich zu machen, dass der Glaube ihr Leben bereichert und nicht einengt? Wir müssen wegkommen von einer vor allem an der eigenen Macht und Selbsterhaltung, an Verboten und Geboten, orientierten Kirche hin zu einer Kirche, bei der die Menschen glaubhaft spüren und erfahren: sie ist für mich da, sie dient mir, damit ich mein Leben besser gestalten kann. Hier geben Tausende von Christinnen und Christen im Bistum Münster, Haupt- wie Ehrenamtliche, bereits heute beeindruckende und glaubwürdige Zeugnisse. Ohne diese Menschen, die sich aus der Kraft ihres Glaubens heraus für andere einsetzen, wäre unser Bistum ärmer. Und diese Menschen haben es verdient, dass sie sich nicht von denen in der Kirche, die vielleicht mehr Macht und Einfluss haben als sie selbst, im Stich gelassen fühlen oder noch schlimmer in ihrem Engagement für das Erfahrbarmachen des Evangeliums eingeschränkt oder ausgebremst werden. Wenn uns eine positive Trendwende gelingt, werden wir zwar sicher auch weniger werden, aber wir bleiben eine starke, solidarische Gemeinschaft von Christinnen und Christen, die sich bewusst für die Nachfolge Jesu Christi entschieden hat.“

Der Finanzdirektor des Bistums Münster, Ulrich Hörsting, sagte: „Die Ergebnisse der Studie bestätigen hinsichtlich der finanziellen Entwicklungen im Wesentlichen unsere eigenen Prognosen. Die Studie macht sehr deutlich: wir haben jetzt noch einen finanziellen Handlungsspielraum. Diesen müssen wir aber, insbesondere wegen der Verantwortung, die wir für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben, auch jetzt nutzen.  Rund 33 Prozent unserer Ausgaben sind aktuell direkte Personalaufwendungen, 12 Prozent Versorgungsaufwendungen kommen hinzu. Einschließlich der in den Transferaufwendungen enthaltenen Finanzierungsanteile für Personalaufwendungen liegt dieser Wert bei rund 70 Prozent. Wir werden auch in Zukunft sicher noch sehr gutes und qualifiziertes Personal benötigen. Zugleich macht die Studie aber unmissverständlich klar: Wir müssen uns als katholische Kirche im Bistum Münster jetzt überlegen, welche Aufgaben wir in naher Zukunft noch mit welchem Personal leisten können und welche nicht mehr.“

Für den Offizialatsbezirk Oldenburg fallen die Zahlen aufgrund anderer demographischer Rahmenbedingungen etwas günstiger aus. So rechnet die Studie hier bis 2029 mit einem Rückgang der Mitgliederzahlen und Kirchensteuererträge von zehn Prozent. Bis 2060 wird er bei beiden Werten 40 Prozent betragen.