St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Das Charisma der Frauen

Verband kfd fordert Frauen in Weiheämtern der katholische Kirche

Bundesweit hat die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands fast eine halbe Million Mitglieder. Ortsgruppen organisierten Aktionen in der Region.

 

„Frauen, worauf wartet ihr?“ - eine Frage, die auch die Frauen um Marion Jokisch, Ruth van Kampen und Maria Ruprecht im Moment besonders laut stellen.

Die drei gehören wie 45 weitere Frauen zur Ortsgruppe der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), die den Bereich Sande-Wilhelmshaven der Pfarrgemeinde St. Willehad umfasst. Sie fordern genau wie die anderen rund 450 000 Mitglieder der kfd unter anderem den Zugang zu den Weiheämtern für Frauen in der katholischen Kirche und eine umfassende Aufklärung der Missbrauchsfälle.

Der Verband kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Bereits im 19. Jahrhundert entstanden die ersten christlichen Müttervereine. Nach dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg wurde 1951 der „Zentralverband der Frauen und Müttergemeinschaften“ wiedergegründet. 1968 gab es für den Verband den neuen Namen, den er auch heute noch trägt. Mit ihm ging ebenfalls die Einführung demokratischer Strukturen einher.

Vor 20 Jahren übergaben die Mitglieder der kfd der Deutschen Bischofskonferenz die „Leitlinien ’99“, die die Forderung nach Frauen in allen kirchlichen Diensten und Ämtern beinhaltete. Dies wurde jedoch vehement abgelehnt. Damals reiste auch Ruth van Kampen als Delegierte des kfd Landesleitungsteams des Landesverbandes Oldenburg nach Mainz. Van Kampen gründete vor 30 Jahren die Ortsgruppe in Sande. Ihr gehören heute 48 der 9500 Gemeindemitglieder der Pfarrgemeinde St. Willehad an.

Eine von ihnen ist Marion Jokisch. Als sie hörte, wofür sich die Frauen einsetzen, war sie sofort begeistert. Es waren Forderungen, die sie bisher nur aus langen Debatten der Politik kannte: Gleichberechtigung, Nachhaltigkeit, Rentenmodell, Klimaschutz. „Hier erschienen mir die Forderungen ehrlicher, vielleicht weil sie von Frauen formuliert werden, untermauert mit der christlichen Sichtweise, beeinflusst vom weiblichen Charisma“, sagt Jokisch. „Es entstand Aussicht auf Bewegung in der katholischen Kirche, Hoffnung auf ein Durchbrechen der alten Strukturen.“

Diese Hoffnung geben die Mitglieder des größten katholischen Frauenverbands in Deutschland nicht auf. Und so ließen sie sich auch von der Absage 1999 nicht aufhalten. Im Juni dieses Jahres verabschiedeten sie ein Positionspapier „gleich und berechtigt. Alle Dienste und Ämter für Frauen in der Kirche“, dass sie während der Aktionswoche jetzt vorstellten. Diese bundesweite Aktionswoche findet jedes Jahr statt. Dieses Mal in der vergangenen Woche, vom 23. bis 29. September, ganz bewusst zur Herbversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Das Motto: „Macht euch stark für eine geschlechtergerechte Kirche!"

Unter diesem Motto fanden auch in der hiesigen Region mehrere Aktionen statt. In St. Bonifatius in Sande veranstalteten die Frauen einen Gesprächsabend. Das Thema: Macht, Berufung und Charisma der Frau, das Pflichtzölibat und die Frage nach dem Willen Gottes. Und natürlich war auch die Zulassung von Frauen in kirchliche sowie Weiheämter eines der Hauptthemen. Mit dabei waren Frauen aus den unterschiedlichen Filialkirchen, aus Schortens und Oldenburg. „Von Untätigkeit kann keine Rede sein. Von unten nach oben tut sich ganz viel. Aber das dauert. Uns Frauen der kfd dauert es zu lange“, so Marion Jokisch.

Auch in der Ortsgruppe der Pfarrgemeinde St. Benedikt in Jever und Schortens hatten die 44 Mitglieder unter der Leitung von Irene Janßen Aktionen zu den Messen in St. Marien sowie einen Infostand auf dem Wochenmarkt in Jever organisiert.

Immer mit dabei das Symbol der Aktionswoche: Ein purpurfarbenes Kreuz mit einer fehlenden Ecke. Purpur steht für die Farbe der kirchlichen Würdenträger und die fehlende Ecke für die fehlenden Frauen an den Altären.

Genau wie die Ortsgruppen ist die kfd der Meinung, dass der Ausschluss von Frauen der heutigen Gesellschaftsordnung widerspricht. Auch das katholische Kirchenrecht würde kein männliches Vorrecht beinhalten. Die katholische Kirche könne in dieser Hinsicht von den Kirchen der Ökumene lernen, heißt es in dem Positionspapier.

Und so enden die Bemühungen mit der Aktionswoche auch hier vor Ort nicht. Sowohl in den Kirchen als auch beim Erntedankfest der St. Willehad Gemeinde am morgigen Samstag, ab 17 Uhr in St. Peter, Schellingstr. 11, liegen Unterschriftenlisten aus. Bis zum 31. Dezember können Männer und Frauen sich damit noch für den gleichberechtigten Zugang zu den Weiheämtern einzusetzen. Eine Mitgliedschaft ist nicht erforderlich. Die Listen werden im März 2020 der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz übergeben.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Lisa Dean vom 4. Oktober 2019