St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Ein klingendes Mahnmal für den Frieden

Das zusammengestellte Programm des Gedenk-Konzerts in der St. Willehad Kirche war dem 1881 geborenen niederländischen Theologen Titus Brandsma gewidmet. Er starb 1942 im KZ Dachau.

Am Ende stand die Hoffnung. „Dann wachsen Flügel deinen Worten“, sang die Sopranistin Christel de Ruijter van Bockxmeer, hell und klar erhob sich ihre Stimme über dem Orchesterklang. Da konnte man denken: Friede und Verständigung sind möglich.

Jedenfalls hatte ein Konzert, das auch viel Bedrückendes und Nachdenkliches bot, ein optimistisches Ausrufezeichen gesetzt. Mit dem europäischen Gemeinschaftsprojekt „Titus - Words will take wing“ gelang allen Ausführenden am Sonntag in der St.-Willehad-Kirche ein eindrucksvolles klingendes Mahnmal gegen Rassismus und Diskriminierung.

Es sei ein „aufgeladener Tag“, stellte Pfarrer Andreas Bolten bei seiner Grußrede fest.

Nach dem Wort im vormittäglichen Gottesdienst war es nun an der Musik, zu erinnern und zu mahnen am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz.

Das überlegt zusammengestellte Programm war dem 1881 geborenen niederländischen Theologen Titus Brandsma gewidmet. Der promovierte Philosoph engagierte sich im Widerstand gegen die Nationalsozialisten und fiel ihnen schließlich zum Opfer: Titus Brandsma starb 1942 im Konzentrationslager Dachau.

Groß war das Aufgebot an Musikern. Allein das Frisian Symphonic Wind Orchestra unter Leitung von Jouke Hoekstra bot rund 40 Blechbläser und mehrere Schlagwerker auf. Gute Voraussetzungen, um eine düstere, fast bedrohlich wirkende Stimmung zu schaffen. 

Röhrenglocken läuteten unheilvoll das jüdische Totengebet "Kadisch" ein. Explosiv entlud sich immer wieder das Blech. Energisch brachen Marschrhythmen Bahn. Ein mächtiger Konzertauftakt.

Doch die Bläser konnten auch anders. Bei Gabriel Faures "Cantique de Jean Racine" entfaltete der Klang ungeahnte Milde. Gedeckt die Farben, schwebend die Melodie und schön, wie unmerklich einzelne Instrumentengruppen immer wieder hervortraten, um die Stimmführung zu übernehmen. Anrührender Höhepunkt aber war "Abide with me" von William Henry Monk: Als nicht nur die Musiker summend einstimmte auch das Publikum summend einstimmte in der hymnengleiche Melodie - das war ein bewegender Moment.

Nachdenklich machten gelesene Gedicht von Titus Brandsma. Versöhnliches stifteten die Chöre. Mal belebt, mal wiegend intonierten die Sänger des niederländischen Vocaal Ensemble Eljakim unter der Leitung von Erwin de Ruijter. 

Der Projektchor Jever unter der Leitung von Stefan Schauer gefiel mit Spirituals - und gab dank des herausragenden Sopransolos von Richetta Manager einen Vorgeschmack auf einen weiteren Konzerthöhepunkt.

Der leider Zyklus "My dark Hands" des 1930 geborenen Komponisten Heinz-Albert Heindrichs beruht auf Gedichten des afroamerikanischen Lyrikers James Langston Hughes.

Und das besondere Timbre, die besondere Gestaltungskraft der Sopranistin Richetta Manager war wie geschaffen für diese Musik.

Ergreifend ließ Manager die Mauer - "The Wall" - erstehen, um sie bald mit aller Stimmstärke wieder zu erschüttern. 

"I lie down in the shadow", unbegleitet gesungen, berührte ungemein. Respekt dafür.

Das titelgebende Werk nahm diese Stimmung zunächst auf. Düsternis und Schwere prägten das erst 2009 uraufgeführte viersätzige "Then thy words will take wing" von Marco Pütz; es ist den Opern der Shoah gewidmet. Und doch war da auch der klangvolle Solocello-Gesang (Eleanore Tan), der lichte Chorruf "Lisa", die volkstümlichen Zwischenspiele im dritten Satz und die Töne der Celesta, wie ein Ticken der Zeit, das Hoffnung macht: das Leben siegt über den Tod.

Weitere Mitwirkende:

Itxaso Etxeberria (Klavier und Celesta)

Maria Fatela Lopez (Klavier)

Serveriano Paoli (Kontrabass) 

Studenten von Christel de Ruijter van Bockxmeer (Chor)

Organisation: Jens Termöhlen.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Wianne Kampen vom 29. Januar 2019