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Ein Zeichen gegen Kinder an die Front

Plan International und der Jugendtreff "Haven84" beteiligen sich am bundesweiten "Red Hand Day".

Musa (10 Jahre) musste mit ansehen, wie seine Eltern ermordet wurden. Daniel (14) wurde zum Töten gezwungen. Mita (17) war Lastenträger, brachte Sprengstoff von einem Camp zum nächsten. Alle drei waren Kindersoldaten - und alle drei haben überlebt, während viele ihrer Freunde starben.

Rund 250 000 Kinder kämpfen weltweit für Armeen oder Milizen. Sie sind Opfer und Täter zugleich, werden instrumentalisiert, missbraucht, vergewaltigt. Ist der Kampf vorbei, bleiben traumatisierte Seelen zurück. Ein normales Leben ist für die meisten kaum noch vorstellbar.

Um das Schicksal dieser Kinder in den Blickpunkt zu rücken, wird am 12. Februar der „Red Hand Day“ begangen. Rote Handabdrücke auf weißem Papier sollen Druck auf diejenigen machen, die Einfluss nehmen können. Auch die Aktionsgruppe Wilhelmshaven des Kinderhilfswerks Plan International und der Jugendtreff „Haven84“ beteiligen sich an der bundesweiten Aktion.

„Wir möchten über einen längeren Zeitraum immer wieder auf das Schicksal von Kindersoldaten aufmerksam machen“, sagt Karl-Heinz Schaub von Plan.

Den Auftakt macht eine Aktionswoche vom 11. bis zum 15. Februar im „Haven84“, Bremer Straße 84.

In dieser Zeit werden Schulklassen in den Jugendtreff kommen und dort rote Handabdrücke hinterlassen. In einer kleinen Ausstellung können sie sich über Kinder im Kampfeinsatz informieren.

Zwischen 10 und 16 Uhr sind zudem alle Interessierten eingeladen, sich ebenfalls an der Aktion zu beteiligen.

"Wir hoffen, dass auch Familienzentren, Vereine oder einzelne Familien mitmachen", sagt Rahel Kordecki vom Jugendteam.

So könnten sie Abdrücke sammeln und dann im Jugendzentrum abgeben. Im November sollen die gesammelten Blätter an den neuen Oberbürgermeister übergeben werden. "Er kann Sie dann an den Bundestag weiterleiten, damit wir wirklich ein Zeichen setzen können und unsere Aktion diejenigen erreicht, die etwas bewirken können."

Wer mitmachen möchte braucht nur ein DIN-A4-Blatt oder eine Pappe. Darauf kommen neben dem roten Handabdruck der Name und das Alter.

"Schön wäre auch eine Botschaft", sagt Schaub. "Benutzt nicht Kinderhände" oder "Liefert keine Waffen mehr", nennt er Beispiele. Denn letzteres ist neben der Aufmerksamkeit für das Schicksal der Kinder eine zentrale Forderung: Deutsche Rüstungsimporte in Krisengebiete sollen gestoppt werden. "Von allen Kleinwaffen werden wegen geringen Gewichts oft von Kindern genutzt."

Die Aktionsgruppe wünscht sich zudem mehr Geld für Kindesoldatenprogramme. "Die Resozialisierung ist noch immer schwierig."

Doch es geht voran: Mit Bildung und Sport geht es mit kleinen Schritten in die richtige Richtung: In ein Leben fernab von Missbrauch, Gewalt und Tod.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung vom 5. Februar 2019


Definition

Kindersoldaten sind:

»... alle Personen unter 18 Jahren, die von Streitkräftenoder bewaffneten Gruppen rekrutiert oder benutzt werden (…), darunter Kinder, die als Kämpfer, Köche, Träger, Nachrichtenübermittler, Spione oder zu sexuellen Zwecken benutzt wurden.«

Definition nach den "Pariser Prinzipien" (2007), unterzeichnet von 105 Staaten, darunter Deutschland

Ursachen und Hintergründe der Rekrutierung von Kindersoldaten

Nach wie vor werden weltweit rund 250.000 Kinder in mindestens 19 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika von bewaffneten Gruppen und Armeen als Soldaten rekrutiert und im Kampf eingesetzt (siehe Weltkarte). Sie werden entführt oder mit falschen Versprechungen und einem geringen Sold gelockt und militärisch gedrillt. Kinder sind leichter manipulierbar, gehorsamer und furchtloser als Erwachsene. Leichte und billige Kleinwaffen auch aus Europa und Deutschland ermöglichen es den Kriegsherren, auch junge Kinder an die Front zu schicken.

Lebenssituation der Kindersoldaten

Kindersoldaten werden von den Vorgesetzten als "weniger wertvoll" angesehen wie erwachsene Soldaten und an besonders gefährlichen Stellen an der Front eingesetzt, zum Beispiel als Spione, Vorhut oder Minensucher. Entsprechend hoch ist das Risiko, verletzt oder getötet zu werden. Oft werden sie durch Misshandlungen, Drogen oder Geld gefügig gemacht. Mädchen und Jungen werden häufig sexuell missbraucht.

Die langfristigen Folgen für das psychische und körperliche Wohl der Kinder sind katastrophal: Sie werden zu absolutem Gehorsam gezwungen, das Selbstbewusstsein schwindet, sie stumpfen gegenüber Grausamkeiten ab, werden traumatisiert und seelisch schwer verletzt.

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