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Im „Haven84“ für eine Weile festgemacht

Niklas Richter engagiert sich als Betreuer, spielt gern Fußball und hört gern Rap

Wenn man sich nicht in seiner eigenen Bude verkriecht, kann man in Wilhelmshaven eine abwechslungsreiche Jugend verbringen. Niklas Richter ist gern unter Leuten.

Der Duft der frisch gebackenen Kekse zieht durch alle Räume und Flure in der Bremer Straße 84. Hier, im Haven84 für die Jugend, herrscht an diesem Nachmittag mal wieder Betriebsamkeit. Nicht nur Kekse werden gebacken, sondern es wird auch Weihnachtsschmuck hergestellt. Die Kinder und Jugendlichen sind eifrig bei der Sache. Rahel Kordecki und Thomas Kurt, Schulsozialarbeiter an der Franziskus-schule, verstehen, die Jugendlichen fürs Mitmachen zu begeistern. Unterstützt werden sie von ihren Teamern, und einer von diesen ist Niklas Richter, 16-jähriger Schüler aus Neuengroden.

„Mir macht es hier Spaß“, sagt er und man lerne eine Menge dazu, wie den Umgang mit den Kindern, die angeleitet und beaufsichtigt werden müssen – im Lebenslauf ein Plus als Nachweis sozialer Kompetenz. Doch das steht bei Niklas Richter nicht im Vordergrund. Für ihn ist das ehrenamtliche Engagement einfach etwas, das Spaß macht und ihn mit Leuten zusammenbringt. Seit eineinhalb Jahren gehört er dazu. Einmal monatlich treffen sich die Teamer, um das Programm der nächsten Wochen zu besprechen. „Wir lassen uns immer irgendwelche Aktionen einfallen, sei es ein Billard-Turnier, Mini-Golfen oder wie jetzt die Weihnachtswerkstatt, in der wir backen, Holzarbeiten basteln und Vogelfutter herstellen.“

Darüber hinaus wird langfristig geplant, was auf der Sommerferienfahrt passieren soll. Die Kinder fahren dann auf die niederländische Insel Ameland, mit den Jugendlichen werden andere Ziele angesteuert. So ging es in den vergangenen Jahren nach Polen, Tschechien bzw. nach Skandinavien.

Mittlerweile hat Niklas Richter auch die Juleica-Ausbildung gemacht. Um die Jugendleiter-Card zu erhalten, hat er an einem mehrtägigen Seminar in der Franziskus-schule teilgenommen. Da ging es um diverse Themen: Wie organisiere ich eine Veranstaltung? Was muss ich beachten, wenn ich die Aufsichtspflicht für Kinder und Jugendliche habe? Wie reagiere ich bei Streit in der Gruppe oder wenn jemand ausgegrenzt wird? Wie leite ich Spiele richtig an? Wie mache ich aus 20 einzelnen Jugendlichen eine tolle Gruppe? Was ist überhaupt Jugendarbeit? Und wo bekomme ich Geld her, um Jugendarbeit zu machen? Wie mache ich Öffentlichkeitsarbeit?

Zurzeit besucht Niklas Richter das Berufliche Gymnasium Technik und Mechatronik in Heppens. Allerdings liebäugelt er damit, umzusatteln und den Beruf des Mediengestalters zu ergreifen. In diese Richtung geht auch sein Hobby Fotografieren. Mit seinen Fotos gestaltet er seine Instagram-Seite und dokumentiert seine Jugend in Wilhelmshaven – mit teils überraschenden Motiven und in gut gewählten Perspektiven zeigt er sich und seine Heimatstadt und wohin es ihn sonst noch so verschlagen hat. Klar, dass er eine ganze Weile auch mit dem Smartphone und PC verbringt. Doch er ist kein Stubenhocker, sondern sportlich drauf. Nicht nur, dass Videosequenze beweisen, wie gut er den Salto aus dem Stand beherrscht, ist er auch ein begeisterter Fußballer. Mit der B-Jugendmannschaft der JSG Wilhelmshaven, der Spielgemeinschaft vom STV Voslapp und WSC Frisia, kickt er in der Bezirksliga. „Ich bin Torwart, manchmal spiele ich auch als Innenverteidiger.“

Eine Zeit lang hat er in einem Kampfsportstudio auch Tricking trainiert, eine Mischung aus Akrobatik und Kampfsport, doch ist er letztlich beim Fußball geblieben. Als HSV-Fan tutet er kräftig ins Horn des Wiederaufstiegs in die erste Bundesliga. Die Hoffnung scheint beim derzeit Zweitplatzierten halbwegs berechtigt. In eine Posaune hat er auch einmal geblasen, als er noch an die Franziskusschule ging, ebenso ins Euphonium, ein tiefes Blechblasinstrument ähnlich einer Tuba. „Doch fürs Musizieren fehlt mir heute die Muße.“ Sein Musikgeschmack wird stattdessen von den Rappern Kontra K, GReeN, Capital Bra bedient, Reggae und Hiphop sind daneben seine bevorzugten Musikstile. Mozart und die ganzen anderen Klassiker, „davon habe ich wohl mal was in der Schule gehört“, doch diese musikalische Welt hat sich für ihn nicht erschlossen.

Ganz in der Zeit ist sein bevorzugtes Medium das Internet. Informationen und Nachrichten bezieht er übers Smartphone, zur Kontaktpflege tummelt er sich in den sozialen Medien. Noch interessiert er sich nicht so sehr für Politik, es sei denn, es geht ihn direkt etwas an: Die Diskussion über die Europäische Urheberrechtsrichtlinie, die im April dieses Jahres vom Europäischen Parlament beschlossen worden ist, hat er verfolgt, „obwohl das eine ziemlich komplizierte Materie ist“, wie er feststellte.

Doch andererseits braucht man die große Politik nun wirklich nicht, um in Wilhelmshaven eine schöne Jugend zu verleben. „Ich vermisse hier nichts“, sagt Niklas Richter. Erst recht nicht im Sommer, wenn es zum Baden an den Banter See geht.

Doch jetzt steht Weihnachten vor der Tür, und im Haven84 wird seine Mithilfe gebraucht.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Dennis Sandhorst vom 7. Dezember 2019

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