St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Vorwort zum Osterpfarrbrief 2019

Liebe Gemeinde!

Macht ist ein zentrales Thema unserer Tage. Macht üben wir in den unterschiedlichsten Situationen aus.

"Macht" ist nicht unbedingt ein angenehmes Wort, gehört aber zu den Realitäten unseres Lebens. Macht im Sinne von`Etwas positiv gestalten können´ kann locken und lockt tatsächlich viele Menschen, sich einzubringen, etwas mitzumachen. Wir können froh und dankbar sein über die vielen Menschen, die dies in unserer Gemeinde tun.

Die Regelung und Gestaltung politischer Machtverhältnisse wirkt oft zäh und anstrengend. Gleichzeitig wissen wir, dass diese als demokratische Prozesse unabdingbar und notwendig sind. Die Zeit und Energie, diese positiv zu unterstützen, müssen wir aufbringen.

Auf der anderen Seite gab und gibt es zerstörerische Machtausübung in anderen Lebensrealitäten. Dies müssen wir als eine bedrängende Wahrheit auch für die katholische Kirche erkennen, so geschehen im Missbrauch von Kindern. Damit wurden wir in den vergangenen Jahren auf erschreckende Weise konfrontiert. Immer, wenn dieses Thema präsent ist, müssen unsere Gedanken und unser Mitgefühl ganz bei den Opfern dieser Missbräuche sein. Dieses  Geschehen und  dessen Zusammenhang  sind viel zu groß, als dass ich es in diesen Zeilen aufnehmen könnte. Hier sei aber hervorgehoben, dass im Kern diese Übergriffe mit dem Missbrauch von Macht zusammenhängen und darin ihren Ursprung haben.

In schweren Lebenserfahrungen können wir erschrecken, wie gegensätzlich Wahrheiten des Lebens sein können. Diese Gegensätzlichkeiten können von unterschiedlichster Art sein. Sie können sich in persönlichen, familiären, freundschaftlichen, berufichen und gesellschaftlichen Wirklichkeiten vorfinden, besonders in Erfahrungen, die wir nicht verstehen oder noch nicht verstehen. Das könnten große Verlusterfahrungen sein, wie das Verlieren eines lieben Menschen oder auch das Verlieren von Sicherheiten und Hoffnungen, die das Leben getragen haben. Solche Leiderfahrungen ringen uns vieles ab. Was sollen oder können wir dann machen? Was können andere machen? Diese und weitere Fragen kommen auf und müssen ernst genommen werden. Eine sehr traurige Erfahrung darin kann auch sein, das Menschen stehenbleiben im Leid!

Wenn wir uns auf den Weg zum Osterfest begeben, schließen wir keine dieser Wahrheiten und Realitäten aus. Das würde den Ausschluss von Leid und Fragen im Leid bedeuten.

Es kann eine Hilfe sein, inmitten dieser Realitäten den Wegerfahrungen der Jüngerinnen und Jünger und ihrer Verbundenheit mit dem "Jesus der Passion"  und dem Auferstehungsgeschehen Raum zu geben. Hier geht es wohl weniger um das Selbermachen von Hilfe, als um das  Hineinlassen dieser Geschehen in unseren eigenen Verstehensweg.

Das soll kein aus der Hand geben bedeuten. Das soll auch nicht unser Mitwirken und unsere eigenen Verantwortlichkeiten ausblenden. Es soll erinnern, vergegenwärtigen und erlebbar machen, dass wir in allem Gottes lebensstiftende und liebevolle Macht nicht vergessen. Wir dürfen  diese miteinblenden und zulassen. Wie kann das geschehen? Wir sind dazu eingeladen, die Osterevangelien zu betrachten, am besten langsam und in kleinen Schritten, damit diese Schritte die Hoffnungskraft dieser Evangelien aufnehmen können. Die nicht selten unserem Leben aufgegebene Dramatik ist dem Passions- und Auferstehungsgeschehen in den Personen und deren Erfahrungen sehr nahe. In Ho?nung und Dankbarkeit können wir diese lebensstiftende und liebenswürdige, leidüberwindende Macht am Osterfest mit ganzem Herzen feiern.

Mit unserem Pastoralteam wünsche ich Ihnen und Euch allen ein gesegnetes und frohes Osterfest!

Ihr Pfarrer Andreas Bolten