St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Menschen zwischen Himmel und Erde

Uwe Appold ist derzeit bundesweit mit häufigen Stationen in Wilhelmshaven

Der Künstler beteiligt sich mit einigen Beiträgen an der Jubiläumsfeier seiner Heimatstadt. Der Protestant ist aber auch für das katholische Hilfswerk Misereor im Einsatz

76 Jahre ist Uwe Appold mittlerweile. Doch zur Ruhe hat sich der in Wilhelmshaven geborene Designer, Bildhauer und Maler noch lange nicht gesetzt. In diesem Jahr werde er sehr viel unterwegs sein, sagt er beim Pressegespräch am Südstrand. Vor allem wird er, der seit Jahren in Flensburg lebt und arbeitet, häufig in seiner Heimatstadt sein. Zu den Projekten, die ihn derzeit umtreiben, gehören auch Beiträge zum Stadtjubiläum.

Doch bevor sie  Gestalt annehmen, ist er erst einmal  für  das Bischöfliche Hilfswerk Misereor unterwegs. Die Einrichtung der katholischen Kirche mit Sitz in Aachen, eines der größten Hilfswerke in Deutschland, hat ihn mit der Gestaltung des Hungertuches  für 2019/20 beauftragt, das in der Passionszeit in vielen katholischen, aber auch evangelischen Kirchen aufgehängt wird. Feierlich  enthüllt wird es am Sonntag nach dem Aschermittwoch im Kölner Dom von Kardinal Woel­ki.

Seit 1976 greift Misereor damit eine mittelalterliche Tradition auf. Das Hungertuch wird im Chorraum der Kirche aufgehängt, um die Gemeinde optisch vom Altarraum und seinem Bildschmuck zu trennen. 1993  hat Misereor  einen Motivwechsel vollzogen  hin zu  Bildern mit größerem spirituellen Tiefgang. Dass der Auftrag des katholischen Hilfswerks dafür diesmal auf ihn gefallen ist, wundert den in der Christus- und Garnisonkirche konfirmierten Protestanten. Doch offenbar haben seine in den vergangenen 30 Jahren geschaffenen Werke zu christlichen Themen überzeugt.

Und es war ausgerechnet Papst Franziskus mit seiner Enzyklika „Laudato si“, der ihn bei der Umsetzung des Entwurfs inspirierte. Franziskus spricht darin vom gemeinsamen Haus, in dem die Menschheit zur Schicksalsgemeinschaft wird.

In Appolds Bild ist das Haus noch nicht fertig, es lädt zum Weiterbauen ein. Umgeben ist es von einem goldenen Ring, der – so Appold  – „für den Kern unseres Glaubens“ steht, „die  Liebeserklärung Gottes an alle Menschen“.

Thema des Hungertuches –  in Blau als Mittlerfarbe zwischen Himmel und Erde –  ist die biblische Frage:

„Mensch, wo bist du?“.

Die  Frage wird immer wieder abgewandelt in Workshops und anderen Veranstaltungen im Begleitprogramm.  Auch dazu ist Appold bundesweit unterwegs – und auch dazu kommt er nach Wilhelmshaven, vom 12. bis 14. April zu einem Workshop in Fedderwarden, einem ökumenischen Kooperationsprojekt.„Mensch, wo bist du zu Hause?“ ist dann die Frage.

Dabei wird Erde vom Friedhof eine Rolle spielen – Mutterboden, Heimaterde, für Appold mehr als alles andere Symbol für Zuhause, Lebensraum und Heimat.

Im Hungertuch ist ebenfalls Erde zu finden, Erde aus dem Garten, in dem nach den Evangelien Jesus in der Nacht vor der Kreuzigung betete. Im September hat Appold dort, wo sonst niemand Zutritt hat, neun Tage lang gezeichnet. Die dabei entstandenen Arbeiten werden zusammen mit Texten verschiedener Autoren im März als Buch erscheinen, zu dem dann im Zusammenhang mit dem Workshop eine Lesung stattfinden soll.

Als besonderen Beitrag zum Stadtjubiläum versteht Uwe Appold eine Ausstellung „m3: Konfrontation mit Gedrucktem. Medien-Message-Massage“, die er in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Wilhelmshaven vom 4. Juli bis zum 31. August in der Hauptstelle  am Theaterplatz zeigen wird. Sein Freund, der Flensburger Journalist  Stephan Richter, hat  Zeitungen gesammelt, die in der Zeit zwischen 1547 und 2006 gedruckt wurden, und ihn dann gebeten, dazu passende Rahmen zu gestalten.

Begleitend dazu zeigt Appold Bilder, die er zum Liederzyklus „Die Winterreise“ von Franz Schubert    gemalt hat und die, wie er erklärt, „die Thematik des Mehltaus in die  Gegenwart transponieren“, in eine Gegenwart, in der die Politik in einem Klein-Klein verharrt, anstatt mutig mit Visionen zu gestalten.

Zu Appolds besonderer Freude wird die Ausstellung danach in Osnabrück gezeigt. Der Weg gehe damit von der Marinestadt Wilhelmshaven, dem Ausgangspunkt von kriegerischen Aktionen, in die „Friedensstadt“, in der neben Münster 1648 der Dreißigjährige Krieg beendet wurde.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Ursula Grosse Bockhorn vom 9. Februar 2019