St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Nach 37 Jahren in Dankbarkeit Abschied vom Ehrenamt

Verwaltungsfachmann Horst Aus dem Kahmen versah das seltene Amt des Provisors

Kirchenprovisor, was ist das denn? Das Ehrenamt, das Horst Aus dem Kahmen in den vergangenen 37 Jahren ausübte, klang und klingt für viele Außenstehende sehr fremd. Schon im westfälischen Teil des Bistums Münster ist das Amt unbekannt.

Außerhalb des kirchlichen Bereichs gebe es die Bezeichnung für Apotheker, die eine Apotheke verwalten, ohne Eigentümer zu sein, weiß Aus dem Kahmen und sagt: „Das passt für mich“.

Am 1. Januar 1982 hat er dieses Amt angetreten, damals noch in der Pfarrgemeinde Christus König in Fedderwardergroden. Am kommenden Sonntag, 13. Januar, wird er im Gottesdienst um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Willehad verabschiedet. Mit 77 Jahren hat er die Altersgrenze für ein kirchliches Amt überschritten. Aber er scheidet leichten Herzens aus, „mit Dankbarkeit und Freude“, sagt er und lächelt.

Es war ein mit viel Arbeit verbundenes Amt. Der Provisor soll den Pfarrer von Verwaltungsaufgaben freihalten und sich um Personal, Immobilien und Finanzen kümmern. Damit kannte sich Horst Aus dem Kahmen beruflich aus. Als Diplom-Verwaltungswirt arbeitete er in der Bundeswehrverwaltung, zuletzt in der Stammdienststelle.

Es war kein Zufall, dass der damalige Pfarrer von Christus König, Heribert Hunold, dem Pfarrgemeinderatsmitglied das Amt antrug. Das führte Aus dem Kahmen selbst in der Zeit weiter, als er nach der Wiedervereinigung Deutschlands die Woche über in den neuen Bundesländern arbeitete. Während er im brandenburgischen Strausberg seinen Dienst versah, hielt seine Frau Monika zu Hause die Stellung, "als ehrenamtliche Sekretärin des Provisors", wie Horst Aus dem Kamen dankbar anmerkt.

Glücklicherweise war er bereits im Ruhestand, als Pfarrer Andreas Bolten ihn nach der Fusion der sieben Gemeinden in Wilhelmshaven, Sande und Roffhausen 2008 fragte, ob er die Aufgaben auch in der neuen Großgemeinde beibehalten wolle. 

Mehr Geld, Gemeindehäuser und sonstige Liegenschaften waren nun zu verwalten - und statt eines Kindergartens plötzlich vier - mit immer wieder neuen Herausforderungen.

Die Zeiten, da das Hauptarbeitsgerät eine Olympia-Reiseschreibmaschine war, waren ohnehin lange vorbei. Die Digitalisierung hat auch die Kirchenverwaltung erfasst. Längst wird mit der Verwaltung des Offizialats in Vechta nicht mehr nur über Telefon und Postweg kommuniziert, Vernetzung und Finanzcontrolling sind selbstverständlich geworden. 

Über Jahre hat Horst Aus dem Kahmen das Dekanat Wilhelmshaven, dem die Gemeinden von Wangerooge bis Varel angehören, im Kirchensteuerrat in Vechta vertreten.

Das hat nicht nur sein Verständnis für unterschiedliche Rahmenbedingungen kirchlicher Arbeit verstärkt.

Er, der 2015 vom damaligen Weihbischof Heinrich Timmerevers mit dem Silbernen Ehrenzeichen geehrt wurde, konnte zugleich die Besonderheiten der Diasporagemeinden deutlich machen. 

Über Verwaltungsfragen oder auch die Modernisierung der Gebäudeausstattung hinaus hielt sich Horst Aus dem Kahmen auch in der Entwicklung der Gemeinde stets auf dem Laufenden.

"Wach und mitgehend", so charakterisiert  der leitende Pfarrer Andreas Bolten den ehrenamtlichen Mitarbeiter.

Allerdings sieht auch der 77-Jährige selbst jetzt den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören. 

"Zumal ich weiß, dass es gut weitergeht ."

Doch nicht mit einem Nachfolger als Provisor.

Die Verwaltung einer Gemeinde dieser Größe können nicht mehr ehrenamtlich geführt werden, zumal auch freiwilliger, unentgeltlicher Einsatz ein immer selteneres Gut werden.

Zu dieser Einschätzung kam auch das Offizialat in Vechta und stimmte der Bestellung einer hauptamtlichen Verwaltungsassistentin zu. 

Nina Hölscher hat ihre Arbeit zum Jahresbeginn aufgenommen. Aus dem Kahmen will Ihr auf Wunsch gern mit Rat zur Seite stehen, sich ansonsten aber zurückziehen.

Als Kommunionhelfer aber wird er weiterhin in der Gemeinde mitarbeiten. 

Weitere Zukunftspläne will er nicht schmieden. Er will einfach nur mit seiner Frau den Ruhestand genießen.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Grosse Bockhorn vom 4. Januar 2019