St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Gedanken zum Sonntag von Pfarrer und Dechant Andreas Bolten

Sprache kann ändern

Johannes ist eine markante Gestalt im Advent: unbequem, geradlinig, schonungslos in der Sprache. Die Menschen sind zu ihm in die Wüste gekommen. Für die zu ihm Kommenden war eine geklärte Gottesbeziehung von elementarer Bedeutung.

„Kehrt um! Bereitet dem Herrn den Weg!“ – das ist noch milde Mahnung. „Ihr Schlangenbrut!“ und ,,jeder Baum, der keine Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen!“ (Matthäus 3), das hört sich schon bedrohlich an. Das ist keine angepasste Sprache. Das ist kernig, provokant und zornig. Hier wird an Ängsten gerührt. Ist die Grenze des Erlaubten sogar überschritten? Johannes wusste, dass er mit seiner Sprache an Grenzen gehen musste, womöglich darüber hinaus, um die Adressaten zu erreichen.

Diese Rede war gedeckt durch seine Person, seine Radikalität und Glaubwürdigkeit. Heutige kirchliche Verkündigung muss sich fragen lassen, ob sie nicht zu abgegriffen, langweilig, abgeschliffen und einnebelnd ist. Es ist wohl so: Wenn Person, Institution, Leben und Worte sich gegenseitig decken, kann man auch etwas wagen. Daran arbeiten wir in der Kirche mit Anstrengung. So bleibt: Sprache prüfen. Wie sehr dem so ist, erleben wir gegenwärtig in Wortentgleisungen im gesellschaftlichen Kontext. Es ist ein schmaler Grat zwischen „der Zweck heiligt die Mittel – die Sprache“ und einem sprachlichen Übergriff oder Fehlgriff. Das sollte denen, die mit Sprache umgehen, aber nicht die Lust und den Elan nehmen, provokant mit Sprache umzugehen.

Seien wir froh, wo wertorientierte Sprache noch in uns etwas Gutes, Gerechtes und Friedenstiftendes auslöst. Die adventlichen Lesungen möchten bei uns so ankommen.