St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Wo immer etwas los ist

Die "Wilhelmshavener Zeitung" stellt auf ihrer Jugendseite in loser Folge Jugendhäuser in Wilhelmshaven und Friesland vor. Heute: Der Jugendtreff "Haven 84" katholischen Kirchengemeinde St. Willehad.

Bunt, lebendig, geschäftig - es gibt viele Adjektive, mit denen man den Jugendtreff „Haven 84“ der Kirchengemeinde St. Willehad beschreiben könnte. Nur ein Wort, das passt ganz sicher nicht: Leise.

Ruhe kehrt in den Räumen an der Bremer Straße nur selten ein. Und um 13 Uhr ist bei dem Treff unter Leitung von Rahel Kordecki Hochbetrieb.

Seit Februar 2018 gibt es das „Haven 84“ an der Bremer Straße. Das Ganze ist eine Kooperation zwischen der katholischen Kirchengemeinde St. Willehad, der Oberschule Franziskussschule und der Cäcilienschule. Seit September heißt die neue Leiterin Rahel Kordecki, nachdem der einstige Leiter Matthias Köhler im Frühjahr 2018 überraschend verstorben war.

Der Anfang sei nicht ganz einfach gewesen, erzählt die 25-Jährige, die einen Bachelorabschluss in Erziehungs- und Sozialwissenschaft hat und neben ihrer halben Stelle im Jugendtreff gerade ihren Master im Studiengang „Soziale Arbeit“ in Vechta macht. Zwar ist sie, was Jugendarbeit angeht, längst ein alter Hase, war, seit sie 14 ist, im Jugendteam der katholischen Gemeinde. Aber: „Dadurch, dass ich die letzten Jahre in Vechta verbracht habe, habe ich nicht mitbekommen, wie der Jugendtreff hier zum Leben erwacht ist“, erzählt die gebürtige Wilhelmshavenerin.

Als sie die Leitung auf Anfrage von Pfarrer Andreas Bolten  übernommen  hatte, war der neue Job erst mal eine Herausforderung: „Der erste Monat war schon etwas überfordernd“,  sagt  sie.  Der  große Freiraum habe  zunächst Planlosigkeit  ausgelöst: Was soll der Treff  überhaupt bezwecken? Wie will ich ihn mit Leben füllen?

Nach den anfänglichen Schwierigkeiten aber hat Kordecki aus der Not eine Tugend gemacht, ihre Freiheiten ausgekostet und den Jugendtreff mit ihren persönlichen  Leidenschaften bereichert: Nachhaltigkeit,  Umweltschutz, Kunst. Auch optisch ist in die Räume mittlerweile Leben eingekehrt. In einer Ecke  befindet sich zum Beispiel eine Themenwand, wo noch Rote Hände einer Aktion zum Thema „Kindersoldaten“ hängen. Künftig soll sie die „Fridays-for-Future“-Wand sein. Über den Sofas am anderen Ende des Raumes  hängt eine Weltkarte, auf der die Jugendlichen zeigen können, wo ihre Eltern herkommen, wohin sie gerne einmal reisen würden. Selbst  gebastelter Schmuck  ziert  den  gesamten Jugendtreff.

Und auch mit den Jugendlichen sei sie mittlerweile richtig warm geworden, zeigt Rahel Kordecki sich erfreut. „Vor allem am Anfang war es wichtig, sich durchzusetzen und klare Regeln zu etablieren.“ Mittlerweile hätten die Kinder und  Jugendlichen sie als Leiterin akzeptiert. Und die Pädagogin hat ihre Schützlinge auch so richtig lieb gewonnen: „Als ich jetzt eine Woche im Urlaub war, habe ich schon gemerkt, dass mir die Arbeit fehlt“, sagt sie schmunzelnd.

Der Großteil ihrer Besucher seien Schüler von der benachbarten Franziskusschule, die in  Mittagspause,  Freistunden oder nach Schulschluss  vorbeikommen. Von der 5. bis zur 10. Klasse sei alles dabei, am Tag schauen bestimmt 30 bis 40 Leute rein, erzählt die 25-Jährige. Viele seien Stammgäste, bei einigen denkt die Leiterin auch mal: Mensch, wir haben uns aber lange nicht gesehen.

Im offenen Treff wird es jedenfalls ganz bestimmt nicht langweilig, so viel steht fest. Highlight ist für viele Jugendliche der Billardtisch, außerdem gibt es Airhockey, Brettspiele, eine Malecke, einen Ruheraum – zum Beispiel zum Hausaufgaben machen – und mehr. An der Theke gibt es Kuchen, Kekse, Wasser und Tee, für  diesen Bereich hat die Leiterin Jugendliche, die Lust hatten, eingearbeitet. „So  können sie mithelfen und lernen, selbstständig zu handeln.“

Neben dem offenen Treff organisiert die Leiterin alle zwei Monate ein Wochenendprojekt, etwa zum Thema Graffiti, bei dem sie sich Unterstützung von befreundeten  Künstlern geholt hat. Demnächst steht noch ein Action-Wochenende in der Natur inklusive Kanufahren, Übernachtung unter freiem Himmel und mehr an, außer dem gibt es bald ein Nähwochenende.

Eine Besucherin, die regelmäßig vorbeischaut, ist Amara Schilling. „Eigentlich war ich von Anfang an dabei“, erzählt die 16-Jährige. Bevor Rahel Kordecki die Leitung übernommen habe, sei aber ständig jemand anderes da gewesen, da habe es nicht so viele Regeln gegeben. „Das ist jetzt viel schöner“, sagt sie. Sie ist oft in der Mittagspause hier.

Die Leiterin hat sie mit einem besonderen Projekt betraut: „Ich bastle gerade aus einem kleinen Ikea-Tisch ein großes Mensch-ärger-dich-nicht-Spiel, das ich später auch noch mit Emojis bemale“, erzählt sie. Das macht sie nicht nur in der Mittagspause, sondern auch nach Schulschluss. Warum sie so gerne in den Treff kommt? „Es macht Spaß und ist lustig, ich fühle mich hier total wohl.“

Manchmal, erzählt Kordecki, sei ihr Job schon sehr fordernd. Und trotzdem merkt sie immer wieder, dass es die ganze Mühe wert ist: „Es sind diese Klick-Momente“, sagt sie. „Wenn ich merke, dass ich zu  jemandem  durchgedrungen bin.“ Das kann ein kleines Lächeln sein, ein Danke oder ein Mädchen, das nach einem langen Gespräch über den Streit mit der Freundin sagt: „Stimmt, du hast Recht.“

Der Jugendtreff „Haven 84“ in der Bremer Straße 84 hat montags von 12 bis 16 Uhr und dienstags bis donnerstags von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Freitags gibt es von 16 bis 18 Uhr meistens Aktionen vom Jugendteam.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Juliane Minow vom 20. Juni 2019