„Das Wesen des Frühlings erkennst du erst im Winter“. So sagt es eine alte Lebensweisheit. Und jetzt ist Frühling. Für mich jedes Jahr ein Wunder der Natur. Für mich das Fest des Lebens in Fülle schlechthin. Und so wie das Wesen des Frühlings erst im Winter sichtbar wird, so ist das Wesen von Ostern erst durch die Erfahrungen eines Karfreitages wirklich erkennbar.

Ostern ist nicht zu trennen von der Geschichte unermesslichen Leides – von Jesus, gekreuzigt und gestorben. Ostern und Karfreitag, beides gehört zusammen. Beide sind Facetten des Lebens, die sich in unserem Leben widerspiegeln. Erst durch diese Erfahrungen können wir neu die Tiefe des Lebens spüren und seine Schönheit schätzen lernen.

In diesem Jahr konnten wir Ostern nicht feiern wie sonst. Wir können nicht so richtig am Leben teilnehmen. Die Pandemie hat unser gemeinschaftliches Leben lahmgelegt. „Das Wesen des Frühlings erkennst du erst im Winter!“ Das zeigt die jetzige Situation. Vieles ist eingeschränkt; unsere Geduld wird auf eine harte Probe gestellt.

Und es beeindruckt mich tief, wie viele Menschen gerade jetzt einen unschätzbaren Wert an der Gesellschaft tun. Für viele Menschen gibt es gerade Karfreitage, Situationen, in denen sie glauben, da geht’s nicht weiter – Grenzerfahrungen. Mit diesen Grenzerfahrungen müssen wir leben, aber ich erlebe an mir und anderen so etwas wie „Auferstehungsgeschichten“.

Wir leben bewusster, nehmen vieles neu wahr. Das trägt mich durch diese Zeit hindurch. Und jeder Frühling mit blühenden Bäumen, mit der aufkeimenden Natur erinnert mich an die Zusage Gottes an uns: Ihr werdet das Leben haben und es in Fülle haben.