St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Notizen vom Nachbarn

Schon vielen kleinen Königen den Weg gebahnt

ENGAGEMENT - Was Inge Dießel in den vergangenen 32 Jahren mit der Sternsingeraktion im Stadtnorden erlebt hat

1988 stieg die gebürtige Voslapperin bei der Solidaritätsaktion der Katholischen Jugend ein. Erst im Jahr zuvor hatte die Mutter von drei Kindern sich taufen lassen.

Als sie das Zeichen C+B+M zum ersten Mal sah, war das für Inge Dießel ein Geheimcode. Das war in Koblenz, wohin es sie durch den Beruf ihres Mannes, der aus Rheinland-Pfalz stammt, zeitweilig verschlagen hatte. Zu Hause im Wilhelmshavener Stadtnorden hatte sie mit dem Segenswunsch der Sternsinger nie zu tun gehabt.

„Eine schöne Aktion“,

sagt Inge Dießel. Das Dreikönigssingen ist die weltweit größte Solidaritätsaktion, getragen vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend, bei der sich Kinder für Kinder in Not engagieren. In diesem Jahr stehen Kinder im Libanon im Mittelpunkt. Allein in Christus König haben die Sternsinger in den Jahren 2009 bis 2019 insgesamt 30 687 Euro gesammelt, entnimmt sie ihren Unterlagen.

In Glanzzeiten besuchten die Kinder bis zu 160 Familien, die sich dafür vorher angemeldet hatten. Heute sind es 70 bis 80. Aber es sind auch weniger Kinder mit dabei – und es sind kleinere Kinder. Seitdem es im Stadtnorden keine eigene katholische Grundschule mehr gibt, machen überwiegend Kinder aus dem Kindergarten Christus König mit. Das heißt nicht nur, dass kleinere Kostüme für die Könige nötig wurden. Auch die Textsicherheit der erwachsenen Begleiter ist zunehmend gefragt. Der Freude bei den Gastgebern tut das keinen Abbruch. „Die finden die Kleinen niedlich.“

Die Vorbereitungszeit beginnt immer schon im November, erzählt Inge Dießel. Dann sind Termine zu organisieren, Aufgaben zu verteilen, Fahrer und Bullis zu organisieren. Mit den Kindern sind die jeweils aktuellen Lieder einzuüben, Kronen aus Pappe mit Gold- und Silberpapier passgerecht anzufertigen.

Die Lieder seien Ohrwürmer, die die Kinder schon bald unaufhörlich singen – nicht immer zur Freude der Familien, weiß Inge Dießel auch aus eigener Erfahrung. Ihre eigenen Söhne waren ebenfalls Sternsinger wie auch der in Wilhelmshaven lebende Enkel. Der älteste Sohn, inzwischen 44 Jahre alt, hat sich später als Fahrer zur Verfügung gestellt. Die Erfahrungen dürften also positiv gewesen sein.

Die Kinder hätten Spaß an der Verkleidung, stellt Inge Dießel fest. Natürlich seien die Touren mit bis zu 42 Kilometern und um die 17 Stationen für die Kleinen stressig. Aber manche Familien geben sich richtig Mühe. Einige sind schon die ganzen Jahre dabei. Da werden die Könige mit Kakao, Kuchen und Eis bewirtet. Und beim Nachtreffen bekommen sie eine Urkunde für ihre Teilnahme. Als Inge Dießel 1988 mit ihrem Engagement begann, war das für sie Neuland. Erst im Jahr zuvor hatte sich die gebürtige Voslapperin taufen lassen. Mit sechs Geschwistern war sie konfessionslos aufgewachsen. Die Eltern wollten, dass die Kinder sich selbst ihren Glauben suchen sollten. Das taten sie, mit unterschiedlichen Ergebnissen. „In unserer Familie sind verschiedene Religionen vertreten“, sagt Inge Dießel.

Für sie selbst hieß das, sich ihren Glauben richtig zu erarbeiten. Sie habe immer wieder nachgefragt. Sie wollte es ganz genau wissen. So wuchs sie intensiv in die Gemeindearbeit hinein und kümmerte sich um vieles. „Heute mache ich nicht mehr viel“, behauptet sie und fängt an aufzuzählen: Sachausschuss, in der es um die Angelegenheiten der Teilgemeinde Christus König geht, Weltgebetstag, Arbeitskreis Christlicher Kirchen Wilhelmshaven, Pilgerkreis, Kinderfest, Frauengruppe und Willehad-Treff, der donnerstags zum Klönen an der St.-Willehad-Kirche einlädt. Aufgegeben hat sie die Aufgabe als Katechetin bei der Vorbereitung der Erstkommunion-Kinder. Für all die Ehrenämter sind viele Wege von ihrem Zuhause am Nordrand von Fedderwardergroden zurückzulegen. Da ist es gut, dass das Fahrradfahren bis heute zu ihren Hobbys zählt: Ein Auto haben die Dießels nie besessen.

Wichtiger als alles aber sei ihr die Familie mit den drei Söhnen und drei Enkeln. Aber auch Nachbarschaftshilfe hat für Inge Dießel hohen Wert. „Wenn Menschen Probleme hatten, kamen die immer zu uns.“

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Ursula Grosse Bockhorn vom 4. Januar 2020