St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

Navigationsmenüs (Bischöflich Münstersches Offizialat)

12. August 2020

Das Glück für den Glückskäfer

Es fing an mit ganz normalen Hausaufgaben in Deutsch. Wir mussten zuhause eine Angstgeschichte schreiben. Das war eigentlich schwierig für mich, weil die Wörter vorgegeben waren. Es wäre einfacher für mich gewesen, über meine eigenen Angsterlebnisse zu schreiben, als mir etwas auszudenken. „Ach, das mach ich später“, dachte ich. Aber meine Gedanken zu diesem Thema ließen mich nicht mehr los.

An diesem warmen Juni Tag gingen Mama und ich wie immer zum Südstrand, um zu schwimmen. Ein wolkenloser Abendhimmel, keine Wellen und, ungewöhnlich für diese Jahreszeit, sehr warmes Wasser. All das bedeutete für uns nichts anderes als viel Spaß und Freude. Doch plötzlich, als ich ins Wasser ging, sah ich einen Marienkäfer, der ganz hilflos von der Wasserströmung getrieben wurde.

Spüren Käfer auch Angst?

In Gedanken habe ich mich schnell in seine Lage versetzt. Oben ist Luft und Leben, unten ist Wasser, was auch gleichzeitig Tod bedeuten könnte. Ich bin an einer Grenze zwischen Luft und Wasser, zwischen Leben und Tod. Niemand und nichts ist da, was helfen kann. Im Herzen sind Angst, Hilfslosigkeit, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.

Aber meine Hände waren schneller als die Gedanken. Vorsichtig, aber schnell, fischte ich den Käfer aus dem Wasser. Wenige Sekunden später krabbelte er auf meinen Fingern als wäre nichts gewesen. Was für ein Glück für den kleinen Marienkäfer!

Gleichzeitig stellte ich mir bildlich Gottes Hände vor. In hoffnungslosen Momenten werde ich genauso „herausgefischt“, um weiter zu leben, mich zu freuen, glücklich und angstfrei zu sein. Das wünsche ich mir und ich glaube an Gottes helfende Hand.

Später habe ich nachgelesen, warum Marienkäfer so heißen. Einer Deutung zufolge gingen unsere Vorfahren davon aus, dass die Jungfrau Maria den Marienkäfer gesandt habe, um Schädlinge zu vertilgen und die Ernte zu retten. Ich denke, dass dieser Marienkäfer zu mir geschickt wurde, um mir meine Ängste zu nehmen und meinen Glauben zu stärken.

An diesem Tag des „Marienkäferrettungsdienstes“ habe ich noch über 30 Marienkäfer ans Ufer gebracht.

Elisabeth Voßberg,
10 Jahre,
Katholische Grundschule St. Martin