St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

Navigationsmenüs (Bischöflich Münstersches Offizialat)

Stand: 28. August 2020

Fahrt ins Einsatzgebiet

Der Transit ins Einsatzgebiet ist eine spannende und zugleich fordernde Zeit. An Bord befinden sich jetzt alle Menschen, die zusammen die Besatzung der Fregatte Hamburg während des Einsatzes IRINI bilden werden.

Teamwork ist gefragt

Neben der Stammbesatzung der Fregatte sind viele weitere Komponenten eingeschifft:

Die Hubschrauberkomponente mit zwei Bordhubschraubern Sea-Lynx, Technikern und fliegenden Besatzungen. Die Bordhubschrauber werden zur Aufklärung im Einsatzgebiet, Verbringung des Bord-Einsatz-Teams, oder notfalls auch zum Verletztentransport eingesetzt.

Ein Bord-Einsatz-Team. Dieses hat die Aufgabe ggf. Boardings oder sog. „Friendly Approachs“ (also Besuche auf Schiffen mit Einverständnis der Schiffsführung) durchzuführen.

Eine Bord-Facharzt-Gruppe, bestehend aus drei Bundeswehr-Ärzten: Chirurg, Anästhesist, Zahnärztin sowie den dazu gehörenden drei Assistenten aus der Laufbahn der Portepee-Unteroffiziere (Feldwebel-Dienstgrade). Ihre Aufgabe ist es, den Schiffsarzt und das Lazarett-Team in ihrem jeweiligen Fachgebiet zu unterstützen und spezialisierte Leistungen zu erbringen.

Ein Stab, der die Aufgabe hat, die gesammelten Informationen zu verarbeiten, aufzubereiten und weiterzuleiten. Zum Stab gehören unter anderem ein Rechtsberater, ein Sprachmittler und Feldjäger, bestehend aus einem Feldjägeroffizier und zwei Feldjägerfeldwebeln, die den ersten Offizier bei der Ausübung der Aufsicht im Innendienst unterstützen und auch bei der Aufnahme in Not geratener Personen (INGP) eingesetzt werden können.

Der Militärpfarrer, also in diesem Fall meine Person. Als Militärpfarrer bin ich neben der Feier von Bordgottesdiensten für das geistig-seelische Wohl der Besatzung da. Ich stehe beispielsweise für Gespräche zur Verfügung. Dazu kann man mich einfach ansprechen, wenn ich durchs Schiff laufe, mich in meiner Kammer (so heißt das „Zimmer“, das man auf dem Schiff bewohnt) aufhalte oder die Seewachstationen besuche.

Keine Minute ohne Übung

Der Transit ist geprägt von der Ausbildung, Belehrung und Einweisung der Besatzung. Es gibt sog. Stellproben, bei der jeder auf seine Manöverstation läuft, die er bei der entsprechenden Alarmierung zu besetzen hat, Einweisung in die Rettungsmittel (z. B. Schwimmweste, Rettungsinsel usw.), Informationen über den Einsatz, Ausgabe von Sanitätsmaterial (jeder Soldat trägt immer in einer Beintasche der Uniform ein kleines „Erste-Hilfe-Set“ bei sich) und ABC-Schutzausstattung (mehrere Filter für die Maske, zwei Overgaments, die Schutzanzüge der Bundeswehr), um nur einige Beispiele zu nennen.

Außerdem wird natürlich immer wieder geübt: Neben „Mann über Bord“ und „Feuer im Schiff“ kommen dabei auch die „Helo (Helikopter. Die Redaktion)-Notlage“ und der Gefechtsdienst vor. Diese Übungen dienen dazu, die Besatzung bestmöglich auszubilden und gleichzeitig alle „Neuen“ in die Abläufe zu integrieren. Schließlich will man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.

Noch verfliegt die Zeit

Bei allen diesen Tätigkeiten an Bord verläuft der Transit doch schneller als man glauben mag. Nachdem wir die Straße von Gibraltar passiert haben, nimmt die Hamburg Kurs auf Sizilien. Im Hafen von Augusta machen wir unseren ersten Zwischenstopp. Auch hier stehen wieder Corona-Abstriche auf dem Programm. Wie wir mittlerweile erfahren haben, sind wieder alle negativ getestet worden, so dass wir unsern Einsatz beruhigt fortsetzen können.

Herzliche Grüße aus dem Mittelmeer

Militärpfarrer Torsten Stemmer

 

 

Die ersten Tage an Bord

Am Dienstag, 4. August 2020 sind wir mit der Fregatte Hamburg aus dem Heimathafen Wilhelmshaven ausgelaufen.

Zuvor gab es emotionale Verabschiedungen von den Familien an der Pier. Trotz Corona konnten sich einige Familienangehörige im Marinestützpunkt einfinden und die Besatzung in den Einsatz verabschieden. Für viele steht eine ungewisse Zeit bevor: fünfeinhalb Monate Seefahrt mit der Aussicht, in der kompletten Zeit keinen Landgang zu haben. Gleichzeitig schwebt Corona wie ein Damokles-Schwert nicht nur über den Hafenaufenthalten des Schiffes, sondern auch über den Familien und Freunden der Besatzungsmitglieder.

Der Kommandeur der Einsatzflottille 2, Flottillenadmiral Kuchler, wandte sich noch einmal in einer persönlichen Ansprache an die Besatzung. Neben dem Auftrag stand im Mittelpunkt seiner Worte, wie wichtig gerade in dieser Zeit und unter den gegebenen Umständen die Möglichkeiten der Kommunikation nach Hause sind. Daher versprach er der Besatzung, dass alles getan würde, um eine gute und verlässliche Betreuungskommunikation zu ermöglichen.

Bereits kurz nach dem Auslaufen wurde an Bord damit begonnen, Corona-Abstriche von der gesamten Besatzung zu nehmen. Anschließend wurden die genommenen Proben mit einem der Bordhubschrauber an Land geflogen.

Warten auf Ergebnisse

Bis zum Eintreffen der Ergebnisse durfte das Schiff die heimatlichen Gewässer nicht verlassen. In der ersten Nacht stand daher Ankern vor Helgoland auf dem Programm. Stellproben und Übungen bestimmen die ersten Tage. Und trotz gut gefüllter Tagesbefehle ziehen sich die Stunden und Tage in die Länge: gespanntes Warten auf die Ergebnisse der Corona-Tests.

Donnerstagvormittag ist es dann soweit: Die Ergebnisse liegen vor und werden an das Schiff übermittelt: alle negativ!

Es kann weitergehen! Das Schiff nimmt Fahrt auf und wir machen uns auf den Weg in Richtung Mittelmeer. Schnell passieren wir den englischen Kanal. Weiter geht es dann durch die Biskaya. Während der ganzen Zeit begleitet uns Sonnenschein und ruhige See. Wir fahren entlang der portugiesischen Küste und erreichen schließlich am frühen Nachmittag des 10. August 2020 die Straße von Gibraltar. An Steuerbord der Blick auf Afrika. An Backbord der Blick nach Europa. Es wird wohl für längere Zeit der letzte Blick auf festes Land sein.

Mit dem durchqueren der Meerenge von Gibraltar sind wir im Mittelmeer und damit offiziell Teil der NATO-Operation „Sea Guardian“. Für uns bedeutet das aber trotzdem primär: Weiterfahrt durchs Mittelmeer in Richtung Augusta (Hafenliegezeit: 16. bis 19.August 2020) und Integration der eingeschifften Komponenten sowie weitere Übungen mit der gesamten Besatzung um die volle Einsatzbereitschaft herzustellen.

Vorbereitungen zur Einschiffung

Wenn ich als Militärpfarrer an Bord eines Schiffes der Deutschen Marine eingeschifft werde, müssen natürlich im Vorfeld einige Vorbereitungen getroffen werden. Dazu gehört zunächst die Zuordnung zur Truppe und zum Einsatzkontingent bzw. zum Kontingentführer. In diesem Fall ist das der Kommandant der Fregatte Hamburg.

Außerdem müssen mein Gesundheitsstatus überprüft und gegebenenfalls Untersuchungen durchgeführt werden. Die Überprüfung auf die sogenannte Borddienstverwendungsfähigkeit (BDV), die die gesundheitlichen Vorgaben für die Soldaten festlegt, gilt auch für alle anderen eingeschifften Personen, also auch für die Militärseelsorger. Die Sicherheitsüberprüfung und Ausstellung der zugehörigen Konferenzbescheinigung (in der steht, bis zu welchem Geheimhaltungsgrad man freigegeben ist) gehört ebenfalls dazu.

Ebenso der Empfang der persönlichen Ausstattung an Bekleidung und Schutzausrüstung. Als Militärpfarrer bei der Einsatzflottille 2 bin ich sowieso schon für alle Eventualitäten eingekleidet und die Konferenzbescheinigung lag auch schon vor. Um relativ schnell mit den zugeordneten Schiffen verlegen zu können, bin ich immer im Besitz einer aktuellen Konferenzbescheinigung sowie des entsprechenden Bekleidungssatzes. Die BDV und der Impfstatus mussten vor der Einsatzbegleitung noch aktualisiert werden.

Wenn diese formellen Voraussetzungen erfüllt sind, kann es fast losgehen. Da das Schiff in diesem Fall von Wilhelmshaven in See sticht, gestaltet sich die Anreise relativ einfach, da es vom Katholischen Militärpfarramt Wilhelmshaven bis zur Pier nicht weit ist.

Einschiffung

Die Fregatte Hamburg ist am 4. August von Wilhelmshaven in Richtung Mittelmeer ausgelaufen. Damit ist sie nicht nur das erste deutsche Schiff bei der EU-Mission IRINI, sondern auch besonders betroffen von den außergewöhnlichen Umständen, die die Corona-Pandemie mit sich bringt. Das bedeutet vor allem, dass es (nach aktuellem Stand) für die Besatzung während der Hafenaufenthalte keinen Landgang geben wird.

Zudem ist das Schiff sehr voll. Neben der Stammbesatzung ist noch viel zusätzliches Personal eingeschifft. Es sind zwei Hubschrauber mitsamt Techniker- und Piloten-Team, Bord-Einsatz-Team, Rechtsberater, Einsatzstab, Feldjäger an Bord. Daneben eben auch ich als Militärpfarrer. Insgesamt befinden wir uns nun also mit 241 Personen an Bord. Da bleibt für die Einzelnen nicht besonders viel Platz.

Dennoch müssen das gesamte benötigte Material und die persönliche Ausrüstung verstaut werden. Neben dem Bord- und Gefechtsanzug (BGA) gehört dazu für die warmen Gefilde vor allem auch der Tropen-BGA mit dem jeweils dazugehörigen Schuhwerk. Außerdem der Bordeinsatzrucksack mit dem „Bordkultgerät“. Darin befindet sich alles, was man braucht, um an Bord einen Gottesdienst zu feiern. Angefangen von Tischdecke, Kelch und Hostienschale, über Kerzenständer und Altarkreuz bis hin zu liturgischen Büchern sowie Albe und Stola. Zu Betreuungszwecken habe ich darüber hinaus einen ganzen Satz Gesellschaftsspiele mitgenommen.

Leben auf 143 Metern

Knapp fünf Monate ist die Fregatte Hamburg im Mittelmeer unterwegs, um die Mission EUNAVFOR MED Irini zu unterstützen. Der katholische Militärpfarrer Torsten Stemmer begleitet die 250 Soldatinnen und Soldaten an Bord, steht als Seelsorger zur Verfügung, bietet Gespräche, Gottesdienste und Zeiten der Besinnung an. Auf dieser Seite berichtet er von Zeit zu Zeit vom Alltag auf der Fregatte und gibt Einblicke in seine Tätigkeit als Militärseelsorger.

Aufgrund der Covid19-Pandemie hält der Einsatz für die Besatzung ganz besondere Herausforderung bereit. Eine davon heißt: Kein Landgang. Ein großer Teil der Soldatinnen und Soldaten wird die Fregatte somit auch in den Hafenzeiten nicht verlassen. Bei 143 Metern Länge und 17 Metern Breite Schiffsfläche erfordert das ein größeres Maß an persönlicher Disziplin und Kameradschaft.

Für den Kontakt mit Familie und Freunden bleibt der Besatzung Internet oder Telefon in der freien Zeit an Bord. Das Getrennt-sein ist für die Familien und besonders für die Kinder eine enorme Belastung. Hier können die Familienbetreuerin der Militärseelsorge in Wilhelmshaven und die Broschüre "Zusammen schaffen wir das!" für Familien eine Hilfe sein.

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