St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Bedürftige stehen für Lebensmittelgutscheine Schlange

Vor dem „Niels Stensen Haus“ an der Schellingstraße stehen rund 50 Personen. In dem Gebäude ist der Caritasverband fürs Dekanat Wilhelmshaven untergebracht. Es ist der letzte Tag, an dem es anlässlich der Corona-Krise Lebensmittelgutscheine in dieser Form gibt.

20 000 Euro hatte Geschäftsführer Alexander Witton bei „Aktion Mensch“ in Bonn beantragt und damit in die Jadestadt geholt. Zehn bis zwölf Personen: Soviel hatte Witton vermutet, würden pro Tag danach fragen. Menschen wie Alexej (Name geändert) beispielsweise. Sehbehindert sei er, sagt der 34-Jährige. Er bekomme zwar Unterhalt vom Jobcenter, aber das reiche für ihn, seine Frau und die drei Kinder nicht aus.

Aufgrund seiner Sehbehinderung sei es für ihn schwer, Arbeit zu finden. 35 Euro habe er vergangene Woche schon von der Caritas bekommen.

Nicht als Bargeld, sondern in Form eines DIN-A-4-formatigen Gutscheins, der in Discountern eingelöst werden könne.

Fünf Euro pro Kind und zehn Euro pro Erwachsenem sind möglich, erklärt Witton. Aber erst wenn ein Bedarf nachgewiesen werden könne aufgrund von Arbeitslosengeld-II-Bezug, Kurzarbeit oder geringem Einkommen.

Witton habe mit allem gerechnet, aber nicht mit einem so starken Ansturm.

Warum? „Weil in Wilhelmshaven viele Menschen von Nebenjobs leben“, sagt er. Die seien jetzt aber durch Corona weggebrochen.

Zudem war aufgrund des hohen Durchschnittsalters (Risikogruppe) der Ehrenamtlichen die Wilhelmshavener Tafel aus Sicherheitsgründen zeitweise geschlossen. Auch jetzt arbeite sie noch eingeschränkt.

Hinzu komme, dass auch vor der Krise schon viele Menschen arm waren, sagt Mitarbeiterin Monika Stamm.

Weitere Infos unter Tel. 95 22 40 und im Internet www.caritas-wilhelmshaven.de.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung vom 12. Juni 2020

 

Weiterer Artikel erschienen in der Nordwest Zeitung am 13. Juni 2020

Stunden warten für zehn Euro

CARITAS-Hohe Nachfrage nach Lebensmittelgutscheinen- ,,Aktion Mensch"

Trotz der Corona-Pandemie ist der Caritas-Verein wieder für Notleidende da. Die Hilfe ist gerade jetzt notwendig.

 

,,Ich schäme mich",

übersetzt die Frau die Worte der Schwangeren, die neben ihr steht. Eine Frage mehr und die Tränen der werdenden Mutter wären geflossen. Zwei Kinder habe die 30-Jährige im senffarbenen Pullover schon. Mit dem dritten ist sie im achten Monat schwanger.

Die Frau aus dem Irak ist eine von rund 50 Personen, die jetzt um 7.50 Uhr schon vor dem Niels Stensen Haus in Wilhelmshaven stehen. Dem Gebäude in der Schellingstraße, in dem der Caritasverband für das Dekanat Wilhelmshaven untergebracht ist. Ein schlichter, quadratischer Bau, in dem es heute zum letzten Mal Lebensmittelgutscheine in dieser Form gibt: nämlich anlässlich der Corona-Krise.

20.000 Euro hat der noch junge Geschäftsführer Alexander Witton bei ,,Aktion Mensch" in Bonn beantragt und damit an die Stadt am Meer geholt. Zehn bis zwölf Personen: Soviel hatte Witton vermutet, dass pro Tag danach fragen würden.  

Geld reicht nicht

Menschen wie - nennen wir ihn ‚Alexej‘ - beispielsweise. Sehbehindert sei er, sagt der 34-Jährige mit der dicken Brille. Zwar bekomme er Unterhalt vom Jobcenter. Aber für ihn, seine Frau und die drei Kinder reiche das nicht. Auf Grund seiner Sehbehinderung sei es für ihn schwer, Arbeit zu finden. 35 Euro habe er in der letzten Woche bereits hier von der Caritas bekommen, zeigt er sich dankbar.

Nicht als Bargeld, sondern in Form eines DiN-A-4-formatigen Gutscheins, der in Discountern von Lidl oder Aldi eingelöst werden könne.  

Seit sieben Uhr warte Alexej heute schon vor der Caritas im Schatten des markanten Beton-Kirchturms. Und das, obwohl die Gutscheinausgabe erst um 8.30 Uhr beginnt.  

Fünf Euro kann er pro Kind bekommen und zehn Euro pro Erwachsenem, erklärt Witton um 8.20 Uhr kurz vor der Öffnung. Aber erst wenn ein Bedarf nachgewiesen werden könne auf Grund von Arbeitslosengeld-II-Bezug, Kurzarbeit oder geringem Einkommen. Später wird der Caritas-Chef später zwei Männer abweisen, weil sie nicht berechtigt sind.

Obwohl die Mitarbeiterinnen des katholischen Verbandes die Papiere zügig im Freien annehmen, im Inneren des Gebäudes prüfen und über einen Gutschein entscheiden, wächst die Schlange um 9 Uhr am zwölften Ausgabetag bis weit auf den Bürgersteig.  

Die Mutter mit der Zweijährigen in der pinkfarbenen Jacke wartet ebenso geduldig wie die Frau mit dem einjährigen Jungen auf dem Arm und der Flasche im Mund. Zwei ältere Frauen sitzen auf ihrem Rollator. Es geht ruhig zu, manchmal fast heiter, beschreibt Sozialarbeiterin Monika Stamm, die zwischendurch auch mal laut wird, wenn sie auf dem großen, freien Platz an den Mindestabstand erinnert.

Mit allem habe Caritas-Chef Witton gerechnet, aber nicht mit einem so starken Ansturm! Vor 6.30 Uhr hätten am letzten Ausgabetag bereits die ersten zehn Personen angestanden.

Job weggebrochen

,,Hier leben viele Menschen von Nebenjobs", so Alexander Witton und Monika Stamm. Und die seien durch Corona weggebrochen. Ein zweiter Grund: Wegen des hohen Durchschnittsalters der Ehrenamtlichen sei die Wilhelmshavener Tafel - so wie viele andere im Bundesgebiet - aus Sicherheitsgründen zeitweise komplett geschlossen worden. Auch jetzt arbeite die noch im eingeschränkten Modus.  
 
Und eine dritte Ursache dafür, dass die Zahl der verteilten Lebensmittelgutscheine an diesem Tag auf dann 650 insgesamt steigen wird: ,,In Wilhelmshaven waren auch vor der Krise schon viele Menschen arm", weiß Monika Stamm. Mit den Gutschriften wolle sie und ihr Verband auch zeigen: ,,Wir sind als Caritas da für Euch und wir denken an euch."