St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Diese Texte sind erschütternd aktuell

SOLIDARITÄT - Kammerchor gab Benefizkonzert für die Ukraine – Unterstützung für zwei Organisationen

Die Formulierung mutet etwas kitschig an, doch sie trifft es am besten: Was mit Herz gemacht wird, gelingt. Für das Benefizkonzert „Verleih uns Frieden“ für die Ukraine bedeutete dies einen riesigen Erfolg, obwohl es für die vom Kammerchor Wilhelmshaven der Neuapostolischen Kirche organisierte Veranstaltung einige Widrigkeiten zu meistern galt.

So gab es eine coronabedingte Terminverschiebung um zwei Wochen. Am neuen Termin am Sonntag in der St. Willehad Kirche waren die aus der Ukraine stammenden und in Jever und Wilhelmshaven lebenden Musiker Artem Kanke und Yevgeny Sapozhnikov jedoch verhindert. Sie wurden per Video auf Großleinwand zugespielt.

Die Chorauftritte unter der Leitung von Gerriet Junge, am Flügel von der Pianistin Gesa Lueken begleitet, waren künstlerisch hoch anspruchsvoll und berührten mit Gesang und Texten. Die Zeitlosigkeit der Grauen von Kriegen verdeutlichten die ausgewählten Stücke: Mendelssohn Bartholdys „Verleih uns Frieden gnädiglich“ mit fast 500 Jahre alten Liedtext, den Martin Luther vermutlich unter den Eindrücken des Türkenkrieges verfasste, erscheint heute ebenso aktuell wie auf äußerst erschütternde Weise auch Rudolf Mauersbergers „Wie liegt die Stadt so wüst“, in dem die Trauer, Fassungslosigkeit und Wut des Kreuzkantors über die Zerstörung Dresdens Ausdruck fanden. Sehr berührend auch Mendelssohns Bartholdys „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ und Dan Forests „Good night, dear Heart“, die den Opfern des Krieges in der Ukraine gewidmet waren.

Kanke und Sapozhnikov führten Rachmaninovs „Vocalise“ und vom 2020 verstorbenen ukrainischen Komponisten Myroslaw Skoryk das Werk „Melodie“ für Cello und Piano auf, dessen melancholische Tiefe dank einer äußerst guten Technik klanglich hervorragend übertragen wurde.

Redebeiträge von Gerrit Junge, Oberbürgermeister Carsten Feist, von K. M. N. Yaroslava Verholen, stellvertretende Vorsitzende der Ukrainischen Ärztevereinigung und Oberärztin am Klinikum Wilhelmshaven, Sapozhnikov und Kaplan George Thomas von der St. Willehad Gemeinde fügten sich sehr passend in das musikalische Programm.

Mit dem Konzert unterstützt der Kammerchor zum einen HumaNAKtiv, das Hilfswerk der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, zum anderen den Kinderschutzbund Wilhelmshaven.

Persönliche Worte: Zwischen Verzweiflung und Dankbarkeit

Yaroslava Verholen sprach über die Aufgaben des Vereins, dessen Ziel die Förderung der medizinischen Wissenschaften und öffentlichen Gesundheitspflege in der Ukraine ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gegründet „steht der Verein heute vor ganz anderen Aufgaben.“ Am 24. Februar habe sich der Verein an Hilfsorganisationen und Bundesministerien gewandt. Es sei sehr viel in Bewegung gekommen, „viele Ärzte und Sanitäter haben sich gemeldet, um zu helfen. Die Bereitschaft ist groß, Menschen, die Hilfe benötigen, nach Deutschland zu verlegen und wir sind sehr dankbar für dieses Engagement.“

Yevgeny Sapozhnikov, Musiker in Wilhelmshaven, hatte nur wenige Tage nach Kriegsausbruch Hilfe für die Ukraine initiiert und zeigte sich angesichts der enormen Welle der Hilfsbereitschaft ebenfalls sehr bewegt. Die Städte seiner Kindheit und Jugendzeit „sind Ruinen, sie liegen in Trümmern.“ Sehr nahe geht ihm das Leid der Kinder: „Ich kann es nicht begreifen. Mindestens 158 Kinder sind seit Kriegsbeginn getötet worden. Wir bitten darum, alles zu tun, um diesen Genozidkrieg zu stoppen. Nur gemeinsam können wir es schaffen.“

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Désirée Warntjen vom 5. April 2022