St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Ein zauberhafter Abend in der Kirche

„Der Zauberwald“ in der Reihe „Klassik am Meer“ begeisterte auf hohem Niveau

Nymphen schweben durch den Kirchenraum, virtuos geleitet von Streich- und Bläserklängen: Das Konzertfestival „Klassik am Meer“ ist weit mehr als musikalisches Programm auf hohem Niveau, hier wird auf Netzwerke gesetzt, auf Kooperationen von internationalen und von regionalen Künstlerinnen und Künstlern.

Ein prächtiges Beispiel, wie phantastisch diese Symbiose gelingen kann, erlebten die Besucher des Konzertabends „Der Zauberwald“ in der Kirche St. Peter in Wilhelmshaven. Die Ballettmusik des italienischen Komponisten Francesco Geminiani (1687-1762) zählt zu den frühesten. Da lag die Einbindung der jungen Tänzerinnen und Tänzer der „Tanzakademie am Meer“ förmlich auf der Hand. Und so erlebten die Zuschauer inmitten der einzigartigen Architektur der rundgestalteten katholischen Kirche, wie Musik zu Leben erwacht – und wie frisch ein im 18. Jahrhundert angelegtes Ballett daherkommen kann.

Kammerorchester international besetzt

Das 17-köpfige Kammerorchester unter der Leitung von Torsten Johann war besetzt mit Musikerinnen und Musikern, die unter anderem aus Chile, Kolumbien, Argentinien, Brasilien, Portugal, Japan und aus Ostfriesland stammen. Die musikalische Aufführung war geprägt von äußerst harmonischer Ausgewogenheit, die wiederum ein hervorragendes Fundament bot für die Interpretationsfreude der Instrumentalisten.

Christine Eilks, Leiterin der „Tanzakademie am Meer“, hatte mit Eleven im Alter von sieben bis 17 Jahren binnen acht Tagen die Choreographie erarbeitet. Und an Effekten nicht gespart: Seien es die herrlichen Kostüme, seien es Blumenbögen und Schleierbahnen oder auch die vielfältigen tänzerischen Figuren. Niedliche Wichtel, deren Schalk großen Spaß machte, anmutige Nymphen in Formationen, die wie Gemälde anmuteten, und die beeindruckenden Pas de deux‘ des Liebespaares verbanden Pantomime und Tanz.

Für die Eröffnung des Abends hatte das Kammerorchester sehr passend Georg Philipp Telemanns (1681-1767) „Ouverture D-Dur“ (TWV 55:23) gewählt und schuf mit ihr eine perfekte Einstimmung: Hellstrahlend erklang die Ouvertüre des ersten Satzes, gefolgt vom tänzerischen Menuett, in dem die Streicher mit starkem Duktus Akzente setzten. Zugleich zeigte sich hier bereits die beachtenswerte Harmonie auch in der Dynamik. In der Plainte, dem Klagelied, erlebten die Zuhörer klanglich träumerisch-verschlungene Pfade, während die Gaillarde geprägt war von fröhlicher Ausgelassenheit. Im Passepied prägten vorrangig Traversflöten und Fagott den festlichen Charakter.

Nach diesen Stimmungsbildern konnten Musiker und Eleven ihr Publikum in Geminianis „Zauberwald“ entführen.

Kulisse mit Bewegungen geschaffen

Die Kulisse war sparsam: Ein angedeuteter Hain und ein Baumstumpf. Die weitere Kulisse schufen die Tänzerinnen und Tänzer allein mit ihrer Bewegung. Die Herausforderung bestand jedoch nicht allein in der kurzen Vorbereitung, sondern auch hinsichtlich des Bodens: Getanzt wurde auf Stein. Darin, dass dies so glänzend gelang, als hätten die Eleven Bühnenboden unter den Füßen, lag ein weiterer Zauber der poetischen Aufführung.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Désirée Warntjen vom 6. September 2022