St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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10. September 2022 | Gedanken zum Sonntag von Dechant Andreas Bolten

Dieser Weg kann eine Ermutigung sein

Nach Wochen oder Monaten die Eltern besuchen- das ist für viele ein schönes Wiedersehen. Im Urlaub war für den ein oder anderen wieder Zeit zu längeren Heimatbesuchen. Für Familienverbünde mit intaktem Beziehungen ist ein solcher Elternbesuch eine Freude. Dies gilt für beide Seiten, Eltern und Kinder. Es ist eine tiefe und anhaltende Freude, dass man einander noch hat.

Nach Hause kommen, vertraute Geborgenheit erfahren ist ein Teilmotiv im Gleichnis vom Barmherzigen Vater. Da ist etwas verloren gegangen: das Geld, die materielle Sicherheit, die ganzen Rahmenbedingungen des Lebens. Der Sohn war sich sogar selbst verloren gegangen. Das ist das Maximum. Mehr geht nicht zu verlieren. Die Eltern hatten auch viel verloren. Im Gleichnis ist nur vom Vater die Rede.

Denken wir aber auch an alle Mütter, die einen Sohn oder eine Tochter loslassen müssen, in neue, offene, unsichere Wege. Wo die Arme aufgehen, wenn man wiederkommt, egal wie, ist ein Segen, eine unbeschreibliche Erfahrung. Jesus kann diese Erfahrung in Worte kleiden. Darin kann die innere Erfahrung aufleuchten. Die Familie ist wieder zusammen. Was gewesen war, blockiert nicht, muss auch nicht vergessen werden, aber hindert eben nicht, die alte Zusammengehörigkeit wieder aufleben zu lassen. Dabei war richtig viel verloren gegangen: die Hälfte des Erbteiles wohl und das ist nur das Materielle.

Wie lang ist wohl der Rückweg des verloren gegangenen Sohnes gewesen? Von Zeit ist im Evangelium keine Rede. Mutmaßlich ist der innere Weg lang gewesen, wahrscheinlich länger noch als die Kilometer.

Dieser Weg kann eine Ermutigung sein: sowohl loszugehen als auch wiederzukommen. Wie schade, dass der ältere Bruder außen vor geblieben ist. So fühlt es sich an im Gleichnis. Es bleibt offen, ob er letztlich bei der Wiedersehensfeier dabei ist und vorher sein verletztes Ego überwunden hat. Hat er dann doch mitgefeiert und ist die Beziehung zu seinem Bruder heil geworden ? Die Frage kommt so direkt zu selber. Wie würden wir reagieren?

Wie großartig kann Jesus die gelingenden und misslingenden Wege der Menschen in Worte fassen?

Wer Interesse zur persönlichen Vertiefung hat: Lukasevangelium 15, 11-32

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