Es war im Herbst, alles andere als Sommermärchen oder luftig leichte Ferienzeit: Sowohl, was das Wetter an der Nordsee betraf, als auch meine eigene Stimmung.

Mit Fragen und Sorgen beladen war ich auf einer meiner Lieblingsinseln in Nordfriesland.

Da gibt es eine Kirche, die ich sehr liebe. Eine alte Dorfkirche auf dem Geestrücken hinterm Dorf, mit Kirchhof umzu.

Seit dem Abi habe ich dort so oft schon in der Bank gesessen und in der proppevollen Kirche Gottesdienst mitfeiern oder fantastischen Orgelkonzerten lauschen dürfen.

Diesmal hatte ich die Kirche tatsächlich mal ganz für mich alleine.

Die Stille und der Zauber des Raumes nahmen mich in Empfang. Ich hatte meinem Gott einiges zu sagen und auch zu klagen.

So saß ich - gesenkten Kopfes und in mich gekehrt - in der Bank und ließ den Gedanken und dem Herzen freien Lauf.

Als ich dachte, Gott alles in Gedanken anvertraut und geklagt zu haben, hob ich den Kopf und öffnete die Augen.

Ich sah zum Altar, mein Blick wanderte weiter nach oben zu dem schweren, dicken Eichenbalken, der das Dach direkt über dem Altarraum trägt, die ganze Last sozusagen.

Da standen dann die Worte aus Psalm 84:

Gott, der HERR ist Sonne und Schild!

Ja, ein Bibelwort. Nein, nicht irgendein Bibelwort, sondern in diesem Augenblick mein Bibelwort!

Eines, das mir da direkt vom Himmel in den Schoß gefallen ist.

Seitdem steht es auf meine Herzhaut geschrieben, ein Seelen-Tattoo, wenn Du so willst.

Damit waren nicht alle Fragen beantwortet, alle Probleme gelöst.

Aber ich war getröstet und getroster habe ich die Kirche verlassen. Gott – Licht und Sonne in Finsterzeiten, heller Hoffnungsschimmer und ein Schutzschild, dass Dich nicht vor allem, aber in allem zu bewahren weiß.

Ich wünsche Ihnen und Euch einen gesegneten, getrosten Sonntag: Gott, der HERR ist Sonne und Schild!

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung vom 29. Juni 2024