St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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„Gott lässt sich nicht ausbremsen"

Weihnachtsbotschaft - Wort zu Weihnacht von Weihbischof Wilfried Theising

Liebe Geschwister im Glauben,

denke ich über Worte und Wendungen dieser Tage nach, kommt mir das Verb „ausbremsen“ in den Sinn. Nicht nur gefühlt werden wir in vielerlei Hinsicht seit geraumer Zeit ausgebremst. So durch Corona gesellschaftlich und privat seit nunmehr annähernd drei Jahren. Und seit fast einem Jahr ist der Friede in Europa und darüber hinaus durch den brutalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine gefährlich ausgebremst. 

Folgen dieses Krieges

Die Folgen dieses Krieges sind noch gar nicht in Gänze zu erfassen: Rezessionen, unterbrochene Lieferketten, wachsender Hunger, stockende Bekämpfung des Klimawandels; die Liste der lokalen und globalen Ausbremsungen wird vermutlich noch fortgeschrieben werden, mal ganz abgesehen vom unermesslichen Leid, welches dieser Krieg vor Ort verursacht. 

Menschenrechtslage

Zu denken ist auch an die zunehmend prekäre Menschenrechtslage in nicht wenigen Ländern dieser Erde. Schließlich bremst sich die Kirche seit Jahren durch bis in den Kern reichende Krisen nicht nur selbst aus, sondern wird auch von vielen deutlich in Frage gestellt und am Ende häufig verlassen. 

Menschengemachte Krisen

Ausbremsungen auf allen Ebenen. Die Ursachen sind nie dieselben und doch gleichen sie sich häufig. Bei menschengemachten Krisen sind in der Regel Machtmissbrauch und Egoismus im Spiel, gleichsam die Ursünden der Menschheit. Und auf die Frage, warum Gott all das Leid, die Verzweiflung und den Tod zulässt, bekommen wir keine Antwort.

Hoffnung 

Hoffnungslosigkeit auf allen Seiten? Nein, Christen kennen ein „Dennoch“! Christen glauben und hoffen, dass entgegen allem Leid und allen Krisen Gott dennoch Neuanfänge ermöglicht. Ja gerade wegen unserer Schwäche ist Gott stark. Die Bibel und auch die Menschheitsgeschichte sind voll von Erfahrungen der Überwindung von Leid, vom Neuanfang inmitten der Krise. Selbst der Tod konnte den Gottessohn am Kreuz nicht endgültig ausbremsen. Gott schenkt neues Leben und neue Hoffnung. 

Erste Weihnachten

Schauen wir auf das erste Weihnachten. Das junge Paar Josef und Maria, deutlich irritiert ob der angekündigten Schwangerschaft. Josef fühlt sich ausgebremst und denkt über eine Trennung nach. Dennoch wagen sie eine gemeinsame Zukunft. Dennoch bringt Maria das Kind zur Welt, obwohl diese ihr keinen oder nur einen Platz am Rande in einem Stall zugesteht. Gott lässt sich nicht ausbremsen, er findet seinen Weg zu den Menschen, er will sich zeigen in der größten Not, im Dunkel der Nacht, in der tiefsten Krise. Sein Angebot steht, unbedingt, dank Jesu Geburt.

Frohe Weihnachten!

Ihr +Wilfried Theising