St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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2. Juni 2022

Ein Wort zur Veröffentlichung der Missbrauchsstudie der Universität Münster für das Bistum Münster

Liebe Gemeinde,

am 13. Juni 2022 veröffentlicht die Universität Münster im Rahmen einer Pressekonferenz die Missbrauchsstudie, die das Bistum Münster in Auftrag gegeben hat.

Diese Studie ist in völliger Unabhängigkeit vom Bistum erstellt worden. Auch der Bischof und die Bistumsleitung kennen den Inhalt nicht und erhalten erst am 13. Juni 2022 Einsicht in die Studie.

Veröffentlichung | Informationen

Die Veröffentlichung und die mediale und bistumsbezogene Verarbeitung der Studie sollen in dieser ersten Phase in aufeinanderfolgenden Schritten geschehen.

Auf Wunsch der Forscher wird auch Bischof Felix Genn bei dieser Pressekonferenz nicht anwesend sein.

Bischof Felix möchte die Studie gründlich studieren, bevor er sich am 17. Juni 2022 im Rahmen einer eigenen Pressekonferenz öffentlich äußern wird. Entsprechend wird eine mögliche Stellungnahme von Seiten unseres Offizialats Vechta erst nach dem 17. Juni 2022 erfolgen können.

Über den gesamten Zusammenhang gibt es ausführliche Informationen auf der Homepage unseres Offizialates Vechta:

Hier sind auch Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen für die Themen Kindesmissbrauch und Prävention aufgeführt.

Die Studie

Die Studie wurde von Historikern erstellt. Sie wird also weniger juristische Aspekte betonen, sondern vielmehr historische, systemische und kontextuelle Faktoren beleuchten.

Täternamen | Oldenburger Land

Auch im Bereich des Oldenburger Landes werden voraussichtlich Personen namentlich benannt werden.

Kirchengemeinde Christus König Wilhelmshaven

Mit größtem Bedauern und Mitgefühl für die Betroffenen muss ich konstatieren, dass der ehemalige Pfarrrektor der damaligen Kirchengemeinde Christus König,

Pfarrer Franz Nienaber, ein Langzeittäter war und unsägliches Leid durch Kindesmissbräuche verursacht hat. Pfarrer Nienaber war von 1963-1966 in Christus König tätig und ist 2017 in Delmenhorst verstorben.

Ich kann an dieser Stelle nur mein größtes Bedauern und Mitgefühl für die Betroffenen der Übergriffe von Pfarrer Nienaber äußern. Nicht annähernd kann ich nachfühlen, welche leidvolle Geschichte für die Betroffenen in diesen Jahren begonnen hat.

Nur vorsichtig mag ich die Hoffnung äußern, dass Betroffene dieser Missbräuche Hilfe gefunden haben oder noch Hilfe finden werden.

Telefon-Hotline

Mit dem Zeitpunkt der Veröffentlichung geht für die Dauer von sieben Tagen eine Telefon-Hotline an den Start. Diese Hotline dient dazu, alle auflaufenden Anliegen zentral zu bündeln, zu dokumentieren und direkt an die richtigen Ansprechpartner zu adressieren.

Die Telefonnummer der Hotline wird in Kürze bekanntgegeben.

Weitere Gesprächsformate

Im Nachgang der Veröffentlichung werden zudem verschiedene Gesprächsformate mit der Bistumsleitung bzw. Offizialatsleitung angeboten. Diesbezüglich bitte ich wiederum, sich auf den entsprechenden Homepages zu informieren.

„Katholische Dunkelräume“

Die Veröffentlichung der Missbrauchsstudie wird uns mit bedrückenden Erkenntnissen konfrontieren. Wie auch in anderen Bistümern wird wohl deutlich werden, dass die Opfer nicht im Fokus der Verantwortlichen standen.

Einblicke in das verhängnisvolle Umgehen mit Missbrauchstätern sind in der Veröffentlichung „Katholische Dunkelräume“ nachzulesen.

Dieser Text ist ebenfalls auf der Homepage zu finden.

Beitrag zur Aufarbeitung

Hoffentlich kann diese Studie einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung des Skandals des Missbrauchs in der katholischen Kirche darstellen und dazu beitragen, weiteres Leid zu verhindern.

Mit der Öffentlichwerdung der Missbrauchsgeschichte haben wir im Bistum Münster umfangreiche Präventionsmaßnahmen gegen Kindesmissbrauch und für Kindeswohl in Angriff genommen. Der aktuelle Stand dieser Maßnahmen ist in der Schrift „NULLTOLERANZ, UNTERSTÜTZUNG UND PRÄVENTION“ vom Mai 2022 festgehalten.

Beifügen möchte ich auch den Brief unseres Bischofes Felix vom 8. April 2022, in dem er zu dem nunmehr bekanntgewordenen Zeitpunkt der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie aus Sicht der Bistumsleitung Informationen beiträgt.

Mit freundlichen Grüßen
Pfarrer St. Willehad Gemeinde Wilhelmshaven
Andreas Bolten

 

8. April 2022

Brief von Diözesanbischof Felix Genn

An die hauptberuflichen Mitarbeitenden und freiwillig Engagierten im Bistum Münster

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Westfälische Wilhelms-Universität Münster hat heute bekannt gegeben, dass sie am 13. Juni 2022 die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung des Historischen Seminars zum sexuellen Missbrauch im Bistum Münster veröffentlichen wird.

Ich bin den Wissenschaftlern der WWU Münster dankbar, dass sie sich der schwierigen Aufgabe der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und Ordensangehörige im Bistum Münster gestellt haben. Ich habe großen Respekt vor allen Betroffenen, die bereit waren, den Wissenschaftlern von ihren jeweiligen, persönlichen Leidensgeschichten zu berichten.

Mir war es wichtig, die Verbrechen sexuellen Missbrauchs im Bistum Münster in völliger Unabhängigkeit aufarbeiten zu lassen. Das bin ich als Verantwortungsträger in der katholischen Kirche insbesondere den Betroffenen schuldig. So hatten die Forscher den direkten und uneingeschränkten Zugang zu allen Akten, die sie untersuchen wollten. Auch die Entscheidung, wann und wie die Ergebnisse der Aufarbeitung veröffentlicht werden, lag und liegt einzig und allein in der Verantwortung des Forscherteams. Weder ich noch ein anderer Vertreter des Bistums werden vor der Veröffentlichung Einblick in die Ergebnisse der Studie der WWU Münster erhalten. Auch die Mitwirkung des Interventionsbeauftragten im Beirat des Historikerprojektes ruht seit einem Jahr aus diesem Grund.

Ich werde die Ergebnisse der Forschungsarbeit mit der Öffentlichkeit erst am 13. Juni erfahren. Im Anschluss werde ich die Studie gründlich lesen. Danach werde ich mich zu den Erkenntnissen aus der Studie äußern. Nach derzeitigem Stand werde ich das am 17. Juni 2022 tun. Dabei ist es mir wichtig, mich nicht nur gegenüber der allgemeinen Öffentlichkeit zu äußern. Mir ist sehr bewusst, dass Sie als Hauptamtliche und freiwillig in der katholischen Kirche im Bistum Münster Engagierte, die Ergebnisse der Studie im Juni aufmerksam wahrnehmen werden. Oft werden Sie schon heute in Mithaftung genommen für Untaten und Verhaltensweisen, die Sie nicht zu verantworten haben. Nach der Veröffentlichung der Studie wird das vielleicht noch einmal zunehmen. Umso wichtiger ist es mir, dass Sie sich gut über den Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Münster informieren können. Sie finden dazu schon heute vielfältige Informationen auf der Internetseite www.bistum-muenster.de/sexueller-missbrauch Wenn Sie zu dem Thema im Zugehen auf die Veröffentlichung im Juni oder danach eine Frage, eine Anregung oder Einschätzung haben, schreiben Sie gerne an die Interventionsstelle:

Ich selbst möchte immer wieder versuchen, Sie ehrlich und transparent darüber zu informieren, was mich im Umgang mit dem Thema des sexuellen Missbrauchs in unserem Bistum leitet. Als Bischof von Münster sehe ich mich auch in der Verantwortung, die Ursachen sexuellen Missbrauchs zu bekämpfen und Lehren daraus zu ziehen. Damit habe ich und damit haben wir schon begonnen. Sicher mache ich dabei auch Fehler und lerne hier gerade durch den unmittelbaren Kontakt mit Betroffenen ständig dazu.

Bei der Vorstellung der Zwischenergebnisse im Dezember 2020 sprachen die Forscher der WWU von einem „deutlichen Führungs- und Kontrollversagen der Bistumsleitung“ und ordneten dieses Versagen namentlich früheren Bischöfen und Generalvikaren des Bistums Münster zu. Diese Offenlegung und Transparenz sind aus meiner Sicht unumgänglich. Immer wieder haben Betroffene mir gesagt, wie unverständlich es für sie ist, dass Priester, die Menschen missbraucht haben, weiterhin im Dienst sein konnten und versetzt wurden. Die Betroffenen und auch die Öffentlichkeit haben ein Recht, zu erfahren, wer hierfür verantwortlich war.

Wir wissen – wie bereits erwähnt – nicht, was genau in der Studie stehen wird. Das betrifft auch mögliche konkrete Fälle, die darin unter Umständen beschrieben werden. Gleichwohl wird es so sein, dass die Ergebnisse der Studie mich und uns kaum überraschen werden, weil es inzwischen schon viele Untersuchungen zu dem Thema gibt. Die MHG-Studie vom Herbst 2018, die Studien aus anderen Bistümern, der Zwischenbericht, den die Wissenschaftler der WWU vorgestellt haben und zuletzt die Publikation „Katholische Dunkelräume“ vom Frühjahr dieses Jahres (zu finden auch auf https://www.bistum-muenster.de/fileadmin/user_upload/Website/Downloads/Rat-Hilfe/Ansprechpartner-sex-Missbrauch/2022-03-21-Intervention-Katholische-Dunkelraeume.pdf ) kommen zu eindeutigen Ergebnissen. Das gilt sowohl im Blick auf die systemischen und strukturellen Ursachen, die sexuellen Missbrauch begünstigt und ermöglicht haben als auch hinsichtlich der persönlichen Verantwortlichkeiten. Weil das so ist, werde ich für das Bistum Münster auch nicht erst nach dem 17. Juni 2022 damit beginnen, Schlussfolgerungen daraus zu ziehen und zu handeln. Vielmehr habe ich und haben wir bereits einige Konsequenzen gezogen. Ich erwähne, weil ich das für sehr wichtig halte, neben der umfassenden Präventionsarbeit nur die Einrichtung der weisungsunabhängigen Interventionsstelle bereits vor drei Jahren und aktuell die Schaffung einer Stelle für Sexuelle Bildung. Weitere Konsequenzen für den Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Münster werde ich im Juni benennen.

Zusagen möchte ich Ihnen im Blick auf die Veröffentlichung im Juni abschließend heute schon, dass wir vordringlich die Pfarreien und/oder Einrichtungen, bei denen möglicherweise erst durch die Untersuchung bekannt wird, dass bei ihnen Missbrauchstäter im Einsatz waren, umgehend unsererseits informieren und begleiten werden. Erste Ansprechpersonen sind Herr Frings und Herr Baumers von der Interventionsstelle. Aber auch seitens der Bistumsleitung werden wir uns den Fragen stellen, die sich dann in Pfarreien oder Einrichtungen möglicherweise ergeben. Selbstverständlich werden auch an anderen Orten in der Folge der Veröffentlichung Angebote gemacht werden. Denn es ist mir wichtig, aus möglichst vielen Feldern Rückmeldungen zu bekommen, wie die Studie gesehen wird und welche Konsequenzen sich die Menschen im Bistum Münster wünschen. Geben Sie dieses Schreiben von daher insbesondere und gerne an weitere freiwillig Engagierte bei Ihnen vor Ort, insbesondere an die Mitglieder der Pfarreiräte und Kirchenvorstände weiter, die ich leider nicht alle unmittelbar auf diesem Weg erreichen kann.

In der Hoffnung, dass diese ersten Informationen und Hinweise für Sie hilfreich sind, sende ich Ihnen freundliche Grüße

Bischof Felix Genn