St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Moderne Ikonen vermitteln das Leid des Krieges

Ausstellung in katholischer Kirche zeigt Arbeiten aus der Ukraine – Ende am 25. Februar 2024

In der orthodoxen Kirche gelten Ikonen als traditionelle Vermittler zwischen der Welt der Gläubigen und der Welt der Heiligen. Zugleich sind sie Träger von Geschichte und Zeitgeschehen.

Das zeigt eine Ausstellung des Caritasverbandes Wilhelmshaven mit dem Titel „Hoffnung in Zeiten des Krieges – moderne Ikonen aus der Ukraine“.

Die Ausstellung wurde am Freitagabend in der katholischen Kirche Christus König eröffnet.

Ausstellung moderner Ikonen aus der Ukraine in Wilhelmshaven

Werke in moderner künstlerischer Fassung

Mit Unterstützung der Lemberger Galerie für zeitgenössische sakrale Kunst Iconart haben 16 ukrainische Ikonenmaler 39 ihrer Werke in moderner künstlerischer Fassung für die Ausstellung nach Wilhelmshaven geschickt.

Neben traditionellen religiösen Motiven zeigen die Ikonen auch den Alltag der Ukrainer während des Krieges und ihre Hoffnungen auf eine bessere Zukunft.

Ein Beispiel dafür ist eine Arbeit, die die Kreuzigung Jesu zeigt. Über dem Kopf des Gottessohnes ist ein großer Pelikan abgebildet, was nicht den klassischen biblischen Motiven entspricht. „Der Pelikan schlitzt sich die Brust auf, um seine Jungen mit seinem eigenen Blut zu ernähren. Er trägt eine ukrainische Flagge um den Hals, was zeigt, dass diese Ikone nicht nur auf die Ereignisse des Karfreitags während der Kreuzigung, sondern auch auf das heutige Leid in der Ukraine verweist“, sagt Dr. Alexander Linke, Kunsthistoriker an der Katholischen Akademie Stapelfeld.

Eine andere, nicht klassische Ikone stammt von einer jungen Frau, die im Krieg einen geliebten Menschen verloren hat und nun um das Leben ihres Vaters an der Front bangt.

Sie zeigt vier Reiter der Apokalypse beziehungsweise deren Köpfe. Der Kopf Christi ist in hellen Farben dargestellt, die Köpfe des Hungers, des Krieges und des Todes in dunklen Farben.

Sie stehen vor dem Hintergrund einer Landkarte mit Frontlinien.

Dr. Alexander Linke: „Diese Ikone ist aus den persönlichen Erfahrungen der Künstlerin entstanden. Sie repräsentiert die Erfahrungen ihrer Angehörigen. Die Reiter sind in einem traditionellen ikonographischen Stil dargestellt, aber der Hintergrund, vor dem sie abgebildet sind, ist die Interpretation der Autorin von aktuellen Ereignissen“.

Der Heilige Nikolaus ist in der traditionellen Ikonographie eine leicht erkennbare Figur, in der modernen Interpretation der ukrainischen Künstler ähnelt er einem Soldaten.

Er trägt olivgrüne Militärkleidung und ein Tarnnetz um die Schultern. „Wenn man genau hinschaut, sieht man verschiedene Kreuze, die vielleicht schon an einen Soldatenfriedhof erinnern und damit Krieg, Leid und Trauer in dieses Bild bringen und doch diesen warmherzigen Heiligen, der uns anschaut und sich uns zuwendet und uns damit auch Hoffnung gibt“, erklärt Linke das versteckte Motiv.

Abschluss-Gottesdienst zum zweiten Jahrestag

Besucher können die Bilder kaufen und damit ukrainische Künstler unterstützen.

Doch das Hauptziel der Ausstellung sei ein anderes, sagt Monika Stamm, Koordinatorin der Integrationslotsen des Caritasverbandes.

Ein Aspekt der russischen Invasion sei nämlich die Zerstörung der ukrainischen Kultur und Identität. „Deshalb ist es mir wichtig, verschiedene Aspekte der ukrainischen Kultur hier in Wilhelmshaven so gut wie möglich zu repräsentieren und zu unterstützen.“

Während der Dauer der Ausstellung werden Spenden für die Caritas Ukraine gesammelt.

Sie läuft bis zum 25. Februar 2024 und endet mit einem Gottesdienst zum zweiten Jahrestag des russisch-ukrainischen Krieges.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Natalia Vershko vom 5. Februar 2024