St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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2. Mai 2022

Ökumenische Ukrainehilfe der Nordgemeinden und ihrer Partner

„Krieg darf nach Gottes Willen nicht sein“: So sagen wir es oft, so hören wir es oft. Und wenn wie nun geschehen zwei Flugstunden von uns entfernt ein Krieg über ein ganzes friedliches Land hereinbricht, dann spüren wir es sehr schnell: Wir haben einfach keine Antworten, die diesen Krieg beenden könnten. Sicherlich: Wir können beten, unsere Kirchenglocken zum Frieden läuten, wir können etwas spenden.

Und genau das haben viele Menschen in unseren Kirchengemeinden in diesen Tagen gemacht: gebetet, die Glocken erklingen lassen, etwas abgegeben vom eigenen Wohlstand und dorthin gegeben, wo die nackte Not herrscht. Bereits im März machte sich ein Konvoy aus unseren Kirchengemeinden auf den Weg nach Przemyzl an die polnisch-ukrainische Grenze.

Die Katholischen Pfadfinder aus Altengroden hatten Hilfsgüter gesammelt, über den Fedderwarder Bürgerverein konnten nach einem Aufruf der Kirchengemeinde in kürzester Zeit mehr als 3000 Euro gesammelt werden, für die Konserven besorgt und Treibstoff bezahlt werden konnte. Gespendete Rollstühle, Rollatoren, Kindernahrung, Medikamente, Hygieneartikel für Pflegeheime und Krankenhäuser, auch Tierfutter wurden von den jugendlichen Pfadfindern und vielen Angehörigen unserer Jugendgruppe in Container verladen, zwei Kleinbusse wurden randvoll bepackt, und dann ging es los auf eine hin und zurück 3000 Kilometer lange Reise. Auf die Minute pünktlich wurden die drei Fahrzeuge am Zielort entladen.

Der Wilhelmshavener Unternehmer Uwe Reemts hatte eine seiner schweren Zugmaschinen zur Verfügung gestellt und war auch selbst mit an die ukrainische Grenze gefahren, der VW-Bus des Ehepaares Josefine und Michael Heinischbeide leiten die Katholischen Pfadfinder – hielt ebenso den langen Weg durch wie der Kleinbus der Kirchengemeinde Fedderwardergroden. Aus Przemyzl kamen dann sieben ukrainische Flüchtlinge mit uns zurück, die seither im Fedderwarder Pfarrhaus wohnen.

Ende April ging es dann noch einmal in Richtung der polnisch-ukrainischen Grenze. Die Pfadfinder hatten alle Wilhelmshavener Schulen gebeten, alle Schülerinnen und Schüler nach den Osterferien je eine Flasche Wasser mitbringen zu lassen. Auch die Neuenburger Schule machte bei dieser Aktion mit. Die Riesenmenge Wasserflaschen wurde in einen Auflieger geladen, den uns ein Wilhelmshavener Großunternehmen zur Verfügung gestellt hatte. Der Auflieger erhielt dann wie beim ersten Mal einen von Uwe Reemts, dieses Mal begleitet von seinem Freund Erich, gefahrenen LKW als Zugmaschine.

Mit zwei weiteren geliehenen Kleinbussen ging es wieder los: Beim zweiten Mal hatten uns der Katholische Dechant Andreas Bolten und die Stadt Wilhelmshaven Fahrzeuge für die Hilfsaktion zur Verfügung gestellt.

An Bord der drei Fahrzeuge waren etliche Tonnen gespendeter Hilfsgüter, darunter 1,5 Tonnen Konserven, die ausreichten, etwa 2000 - 2500 Menschen wenigstens einmal eine Mahlzeit zu geben. Wieder waren ein Dutzend Rollstühle, einige Rollatoren, dazu Sanitätsmaterial und Medikamente, Babynahrung und Tierfutter dabei.

In Przemyzl waren wir beim zweiten Mal verabredet mit drei jungen Frauen, die zum Verwandtenkreis der bereits vorher nach Fedderwarden gekommenen Familie gehören. Es war ein bewegender Moment, als wir an der entfernten ukrainischen Grenze zum richtigen Zeitpunkt auf diese mit uns verabredeten Flüchtlinge trafen, die sich allein auf unser Versprechen hin, sie am frühen Nachmittag des 23. April 2022 in Przemyzl abzuholen, auf den gefährlichen Weg durch das Kriegsgebiet begeben hatten und nun glücklich mit uns in ein unbekanntes Land zu Angehörigen ihrer Familie fuhren.

Die männlichen Familienangehörigen sind als Soldaten im Krieg der Ukraine, wissen ihre Lieben aber wenigstens dankbar in Sicherheit. Es ist in jeder Hinsicht schön, dass so viele Menschen aus unseren evangelischen Nordgemeinden und aus der Katholischen Gemeinde Wilhelmshavens sich daran beteiligten, diese Fahrten zu ermöglichen, die nicht wenige Hilfsgüter in die Ukraine brachten und immerhin einige Menschen aus dem Kriegsgebiet zu uns holten. Dafür allen Beteiligten ein ganz herzlicher Dank!

Mit lieben Wünschen von Haus zu Haus

Pastor Dr. Klaus Lemke-Paetznick