St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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30. März 2024

Ostergedanken von Weihbischof Wilfried Theising

Liebe Leserinnen und Leser!

Die Karwoche, die Heilige Woche, führt die Gläubigen vom Palmsonntag zum Ostertag.

Eindrucksvoll beschreibt die Bibel den Leidensweg Jesu in Jerusalem. Dabei fängt beim Einzug in Jerusalem alles gut an. Die Menschen jubeln Jesus zu und begrüßen ihn mit Gesängen und grünen Olivenzweigen. Doch schon nach wenigen Tagen kippt die Stimmung. Jesus erfüllt offenbar nicht die Erwartungen vieler Menschen. Er regiert nicht wie ein weltlicher König, sondern er zieht sich zurück und wird vielen Menschen, auch den Jüngern, fremd.

Die Hohenpriester wollen ihn schon lange loswerden und wittern ihre Chance. Jede Begegnung wird von nun an zur Auseinandersetzung und die Lage spitzt sich zu. Es läuft alles auf eine gewaltsame Situation zu. Jesus könnte noch weglaufen und sich dem Zugriff seiner Gegner entziehen. Aber er ist nicht in die Welt gekommen um wegzulaufen, sondern um bei den Menschen zu sein.

Anders verhalten sich die Jünger. Sie tun sich schwer zu bleiben. Auch ihre Hoffnungen, die sie auf Jesus gesetzt haben, scheinen enttäuscht zu werden. Verrat, Verleugnung und Flucht prägen das Verhalten der Jünger. Da wird in der Bibel nichts beschönigt.

Ist dieses Verhalten nicht allzu verständlich? Es gilt die eigene Haut zu retten und nicht mit hineingezogen zu werden in die unaufhaltsame Katastrophe. Das Wegsehen und Weglaufen prägt die biblischen Erzählungen der Karwoche.

Wir sagen in unserer Sprache, dass etwas zum Weglaufen ist, wenn wir das Elend, die Hilflosigkeit und das Unverständnis nicht ertragen können.

In der Welt kennen wir das, im Staat, in der Kirche, in der Familie und im eigenen Leben. Dabei wissen wir zu gut, dass das Weglaufen keine Lösung ist, sondern nur ein Aufschub oder ein krasses Versagen.

Jesus wird in der entscheidenden Stunde seines Lebens, in der größten Not, allein gelassen, weil alle seine Freunde weglaufen. Der Karfreitag bietet ein entsetzliches Bild. Die Freunde Jesu haben ganze Arbeit geleistet: Der Anführer dieser neuen Bewegung ist tot und alle menschlichen und freundschaftlichen Beziehungen sind dabei auch zerstört worden.

Ein Fremder, Josef von Arimathäa, sorgt am Ende für ein würdiges Begräbnis. Wenigstens einer ist geblieben und hat keine Angst noch etwas für Jesus zu tun.

Josef von Arimathäa zeigt Haltung mitten in einer aufgebrachten und chaotischen Situation. Er zeigt, dass es möglich gewesen wäre, bei Jesus zu bleiben und nicht wegzulaufen. So wird das Versagen der Jünger und Freunde Jesu noch deutlicher.

An diesem Punkt könnte die Geschichte zu Ende sein. Doch der Ostermorgen macht etwas Unfassbares offenbar. Der Gekreuzigte lebt, er ist auferstanden. 

Und ebenso unfassbar ist, dass er diejenigen sucht, die weggelaufen sind. Obwohl sie so feige waren und ihn im Stich gelassen haben, geht er ihnen nach und zugleich voraus. Er zeigt ihnen seine bedingungslose Liebe, die auch von ihrem Verrat nicht zerstört werden konnte. Der Auferstandene macht alles, was in den Jüngern gestorben ist, wieder lebendig. Die Liebe des Auferstanden ist so überwältigend, dass das Böse keine Macht mehr hat. Die, die weggelaufen sind, werden wieder in die Beziehung zu Jesus hineingeholt, geheilt und von neuem berufen.

Am Ostertag stiftet Jesus, der Auferstandene, alle Beziehungen neu. Auch mit mir.

In dieser Zuversicht wünsche ich Ihnen frohe und gesegnete Ostern!

Ihr Weihbischof Wilfried Theising