St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

Navigationsmenüs (Bischöflich Münstersches Offizialat)

3. Dezember 2022 | Gedanken zum Sonntag von Pastoralreferentin Daniela Surmann

Perspektivwechsel

Liebe Leserinnen und Leser,

im Film „Der Club der toten Dichter“ lässt der Literaturlehrer John Keating – gespielt vom großartigen Robin Williams – seine Schüler aufs Pult steigen. In der traditions- und leistungsorientierten Schule, die auf Konformität aus ist, ermutigt er seine „Jungs“ damit zu einem Perspektivwechsel. „Gerade, wenn man glaubt etwas zu wissen, muss man es aus einer anderen Perspektive betrachten – selbst wenn es einem albern vorkommt oder unnötig erscheint.“

Die Schüler lassen sich von ihm dazu ermutigen, den Tunnelblick zu unterbrechen und ihren Horizont zu weiten. Zwar nur zögerlich und einer nach dem anderen, aber mit nachhaltiger Wirkung. Dabei ecken sie an, erleben Konflikte und einen Zwang, den sie als angepasste Musterschüler bislang nicht kannten.

Die Belohnung: Sie saugen das „Mark des Lebens“ auf. Sie leben im Hier und Jetzt, lernen sich selbst und ihre Mitschüler wirklich kennen. Sie nutzen den Tag: Carpe diem!

So ein Perspektivwechsel ist auch außerhalb von Film und Fernsehen nicht einfach, aber lohnend. Es passiert im Alltag ganz schnell, dass ich Dinge nur aus meiner Perspektive einordne. Mich in eine andere Position zu begeben, auf meinen Schreibtisch zu steigen, macht Mühe und erscheint mir tatsächlich unnötig.

Deshalb lasse ich es ehrlicherweise oft sein. Aber wenn ich es dann doch wage, tut sich mir eine andere Welt auf: Ganz andere Gedankengänge, die überraschenderweise nicht unlogischer sind als meine eigenen. Sie bringen mich meinem Gegenüber näher.

In der Schlussszene des Filmes sprechen die Schüler ihren inzwischen gefeuerten Lehrer als letzten Gruß mit „Oh Captain, mein Captain!“ an und steigen dabei auf ihr Pult. Perspektivwechsel gelungen.

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