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16. DEZEMBER 2023 | Gedanken zum Sonntag von Diakon Klaus Elfert, Kirchengemeinde St. Bonifatius Varel

Warten auf Weihnachten

Fast ein halbes Jahrhundert liegen sie zurück. Meine Erinnerungen an den Weihnachtsabend meiner Kindheit. An das verschlossene Zimmer, in das wir ab dem Mittag nicht mehr hineindurften, weil meine Mutter dort alles für die Bescherung vorbereitete. Es war einer der aufregendsten Tage des ganzen Jahres. Vor allem aber ein Tag, auf den wir Kinder lange gewartet haben. Und nun, endlich, war das Warten zu Ende.

Der dritte Adventssonntag steht bevor. Das heißt auch: Ab jetzt sind es nur noch wenige Tage bis zum Heiligen Abend. Das Ende des Advents, der Zeit des Wartens auf Weihnachten, ist also nahe. Aber ist von der Spannung des Wartens, die ich als Kind gespürt habe, eigentlich noch irgendetwas übrig? Habe ich, als längst Erwachsener, wirklich noch auf etwas gewartet?

Wenn ich heute warte, dann eher im Straßenverkehr. Darauf, dass es endlich weitergeht. Wir warten im Wartezimmer des Arztes und werden ungnädig, wenn wir dort zu lange sitzen müssen. Und wie oft habe ich schon auf Bahnhöfen gewartet, wenn der Zug Verspätung hat. Wieder mal.

Warten zu müssen ist meistens einfach nur nervig, eine unerwünschte Störung im Tagesablauf. Und ab und zu kann Warten sogar richtig belastend sein.

Aber „Warten auf Weihnachten“? Mir kommt es so vor, als hätten wir das heute längst an die Kinder delegiert. Denn selber sind wir, mit Blick auf dieses Fest, doch ziemlich frei geworden von allzu großen Erwartungen. Weihnachten ist ein Termin im Kalender. Ein besonderer natürlich, mit Familienbesuchen, gutem Essen, edlem Wein und ein paar freien Tagen ohne Arbeit. Alle Jahre wieder. Aber habe ich darauf gewartet?

Warten auf Weihnachten ist nun mal etwas anderes, als auf einen verspäteten Zug zu warten. Auf dem Bahnsteig weiß ich ja, was geschieht. Ich weiß, dass der Zug auf jeden Fall kommen wird, nur wann. Außerdem habe ich dafür bezahlt, habe einen Anspruch auf die Zugfahrt. Weihnachten hingegen ist ein Geschenk und auf ein Geschenk habe ich keinen Rechtsanspruch.

Weihnachten kann ich mir nur schenken lassen. An Weihnachten feiern Christen, dass Gott in die Welt gekommen, erfahrbar geworden ist. „O Heiland, reiß die Himmel auf, herab, herab vom Himmel lauf“, singen wir in diesen Tagen wieder in den Kirchen. Es ist die Hoffnung, dass das auch heute wieder geschieht, in dieser Zeit und in meinem Leben. Ich kann es mir wünschen, es erhoffen oder herbeisehnen. Machen oder gar einfordern kann ich es nicht. Ich kann nur warten. Alle Jahre wieder. Wenn es sein muss, ein ganzes Leben lang.

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