St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Warum sie manchmal auch mit der Kirche hadert

Daniela Surmann ist neue Pastoralreferentin in der kath. Kirchengemeinde St. Willehad – So kam sie zum Beruf

Es war ihre Mutter. Die hat, als Daniela Surmann gerade 17 Jahre alt war, bei einem Kaffee zwischen Tür und Angel gesagt: „Ich weiß gar nicht, warum du nicht Pastoralreferentin wirst. Du bist doch sowieso immer für die Kirche unterwegs.“ Zuerst hat die Tochter gedacht: Ach, Eltern. Was die immer für Ideen haben. Irgendetwas hat das dann aber doch in ihr bewegt. Sie fragte den Pastoralreferenten vor Ort, was er davon hält – eigentlich, um das Thema abzuhaken. Doch der sagte: „Ja. Das kann ich mir bei dir gut vorstellen.“

Im ersten Moment wusste sie nicht so recht, was die heute 34-Jährige davon halten sollte. Denn eigentlich wollte sie beruflich etwas im naturwissenschaftlichen Bereich machen. Doch die Idee, ihren Glauben zum Beruf zu machen, ist von da an gewachsen. Und mittlerweile zur Realität geworden.

In ein Leben mit der katholischen Kirche ist Daniela Surmann reingewachsen. Ihre Familie ist katholisch, mit ihren Eltern ist sie stets zum Gottesdienst gegangen. Für den Beruf der Pastoralreferentin musste sie zunächst eine fachfremde Ausbildung machen. Also lernte sie zunächst Bürokauffrau, arbeitete zwei Jahre in dem Beruf, absolvierte danach noch ein Freiwilliges Soziales Jahr und studierte schließlich Religionspädagogik in Paderborn. Im Studium hat sie dann wirklich gemerkt: „Hier bin ich richtig.“

Seit dem 1. Oktober ist sie neue Pastoralreferentin in der katholischen Kirchengemeinde St. Willehad. Bevor sie nach Wilhelmshaven kam, war die 34-Jährige in Dinklage im Landkreis Vechta tätig, aus dem sie ursprünglich stammt. „Ich wollte mich beruflich noch einmal verändern. Die Stelle hier war offen, ich habe mich beworben und es hat geklappt.“

Ihre Assistenzzeit absolvierte sie von 2014 bis 2017 in St. Benedikt in Jever, kannte daher die Region. Und hatte den Wunsch, zurückzukehren. Der Unterschied zu ihrer Heimat: Dort sind die meisten Leute katholisch. Hier nicht. Und genau das fand sie interessant. Weil sie mit wenigen Menschen intensiver arbeiten kann.

Was genau sie als Pastoralreferentin macht? „Im Prinzip bin ich Seelsorgerin“, erklärt sie. In der katholischen Kirche wird zwischen Geweihten und Laien unterschieden. Frauen werden nicht geweiht. Daniela Surmann ist Laiin. Sie besucht Menschen zu Hause, ist da, wenn jemand einen Gesprächspartner braucht. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die Vorbereitung auf die Erstkommunion, der Predigtdienst, der Beerdigungsdienst und die Arbeit mit Messdienern und Kindergärten.

Weil sie tagtäglich mit Menschen zu tun hat, sie begleitet „von der Wiege bis zur Bahre“, sei jeder Tag ein bisschen anders. Und das finde ich auch schön“, berichtet Daniela Surmann von ihrer Arbeit. Die vergangenen zwei Wochen in Wilhelmshaven hat sie genutzt, um Menschen kennenzulernen und herauszufinden, worauf sie Lust haben. Eines ihrer Anliegen ist es, kirchliche Bildungsarbeit zu machen. „Ich glaube, wenn Menschen die Symbole kennen, können sie noch mal ganz anders zu sich und zu Gott finden.“

Was die katholische Kirche für die 23-Jährige persönlich bedeutet? „Auf der einen Seite ist sie Heimat für mich. Ich habe in der katholischen Kirche laufen gelernt, ich habe Gott kennengelernt. Und ich glaube, dass wir, nicht nur als katholische Kirche, sondern als Kirche allgemein, die beste Botschaft der Welt haben. Und ich denke, dass das für viele Menschen eine Hilfe sein kann, um ein gelingendes Leben zu gestalten.“ Das ist das eine.

„Auf der anderen Seite gibt es aber auch die ganzen Skandale. Zum Beispiel ist da der Punkt, dass Frauen nicht geweiht werden können. Das sind für mich oft auch starke Reibungspunkte. Nur, weil ich katholisch bin, gehe ich damit nicht konform.“ Deshalb denkt sie auch, dass die katholische Kirche sich reformieren muss. „Die Rolle der Frau fällt mir da als erstes ein. Außerdem finde ich, dass die Kirche eine Kirche der Menschen sein muss. Und nicht die Kirche der Bischöfe, Priester und Pastoralreferenten. Ich glaube, dass wir vielfältiger und alltagstauglicher werden müssen.“ Und: „Mit dem Team, was ich hier vorgefunden habe, habe ich da ein sehr gutes Gefühl.“

Und auch sonst hat sie sich in der Jadestadt schon jetzt gut eingelebt. „Ich bin ja das totale Dorfkind“, erzählt sie. „Für mich ist Wilhelmshaven schon eine große Stadt. Noch fahre ich viel mit dem Navi durch die Gegend, aber ich bin zuversichtlich, dass das bald besser wird.“

Und wenn sie gerade nicht arbeitet, besucht Daniela Surmann unheimlich gern ihre Freunde: „In meine Freundschaften investiere ich sehr viel Zeit.“ Und: „Ich zocke gerne und habe die ein oder andere Konsole zu Hause. Außerdem habe ich mal Tischtennis gespielt. Vielleicht schließe ich mich bald einem Verein vor Ort an.“

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Juliane Minow vom 19. Oktober 2020