St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

Navigationsmenüs (Bischöflich Münstersches Offizialat)

Warum Überschuldung jeden treffen kann

Schuldnerberatung der Caritas berät immer mehr Rentner – Finanzierung bleibt unzureichend

Der plötzliche Verlust eines Partners, eine schwere Erkrankung oder der Verlust des Arbeitsplatzes. Es gebe viele Gründe, warum Menschen in eine Überschuldung geraten.

„Es kann jeden treffen“, sagt Gabriele Kindt, Schuldnerberaterin beim Caritasverband für das Dekanat Wilhelmshaven. Gleichzeitig müssten es aber auch nicht die ganz großen Katastrophen im Leben sein. Denn für viele Menschen sei das Leben mittlerweile kaum noch bezahlbar.

Immer weniger Haushalte verfügen über Rücklagen

Gabriele Kindt schildert eindringlich die existenzielle Notlage. „Manche Ratsuchende können sich ab dem 20. eines Monats keine Lebensmittel mehr leisten. Kommen dann unvorhergesehene Ausgaben hinzu, wird die Situation schnell existenzbedrohend.“ Dies liege auch daran, dass immer weniger Haushalte Rücklagen bilden können.

Das Thema Überschuldung sei noch immer mit Scham belegt und voller Klischees, so Kindt. „In unsere Schuldnerberatung kommen keine Menschen, deren Überschuldung auf exzessiven Luxuskonsum zurückzuführen ist.“ Vielmehr würden Menschen aus allen sozialen Schichten die Hilfe in Anspruch nehmen.

Rentner - Altersarmut

Eine Gruppe wachse dabei besonders stark: Rentner, die von Altersarmut betroffen sind.

Das Ziel der Schuldnerberatung sei dabei, Menschen dabei zu unterstützen, ihre finanzielle Situation zu ordnen und mögliche Wege aus der Krise zu finden.

Über die reine Schuldenregulierung hinaus nimmt sie einen ganzheitlichen Blick auf die verschuldete Person und ihre Problemsituation.

So werden auch gegebenenfalls weitere Beratungsstellen hinzugezogen, um die problematische Situation nachhaltig zu verbessern.

Beratung ist für alle Ratsuchenden kostenfrei

Die Beratung ist für alle Ratsuchenden kostenfrei und umfasst auch die Verhandlung mit Gläubigern sowie die gegebenenfalls notwendige Insolvenzantragsstellung.

Die Schuldnerberatung wird anteilig durch eine fallbezogene Vergütung vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie finanziert.

Finanzierung der Beratung schwierig

Seit 2020 leistet die Stadt Wilhelmshaven einen maßgeblichen Beitrag zur Kostendeckung, ergänzt durch eine jährliche Landeszuwendung für die Caritas als Träger.

Trotz dieser Mehrfachfinanzierung ist keine auskömmliche Finanzierung der Schuldnerberatung möglich, erklärt Caritas-Geschäftsführer Alexander Witton.

Zusätzliches Personal könne daher gar nicht eingestellt werden.

Derzeit stehen der Schuldnerberatung lediglich eine Beratungskraft mit 19,5 Stunden und eine Verwaltungskraft zur Verfügung.

Angesichts der 382 Ratsuchenden im vergangenen Jahr sei das eine enorme Beratungsleistung, betont Witton.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Kea Ulfers vom 10. Oktober 2025