Zwei Generationen schwärmen von Ameland
Olaf Kordecki und seine Tochter Rahel erzählen von den Sommerferienfreizeiten – damals und heute

© WZ-Foto: Björn Lübbe
Zwei Generationen Ameland an einem Tisch: Rahel Kordecki hat im vergangenen Jahr die Leitung der Sommerferienfreizeit übernommen. Ihr Vater Olaf Kordecki zählt indessen zu den Wilhelmshavener Ameland-Pionieren.
Schlafen auf einem umgebauten Bauernhof, mit einem großen Fußballplatz und kleinen Wald direkt vor der Tür.
Zum Strand ist es nur ein kleiner Spaziergang.
Treckerfahrt, Nachtwanderung, Strandspiele. Das alles ist Ameland.
Seit vielen Jahrzehnten schon können Kinder aus Wilhelmshaven Ferienfreizeiten auf der niederländischen Insel erleben, organisiert vom Jugendteam der katholischen Pfarrgemeinde St.Willehad. Und viele lässt die Insel im Anschluss nicht mehr los – über Generationen hinweg.
Wilhelmshavener Ameland-Pionier
Olaf Kordecki und seine Tochter Rahel sind das beste Beispiel dafür.
Im Jahr 1973 zählte der 69-Jährige zu den Wilhelmshavener Ameland-Pionieren, leitete für mehrere Jahre die Wilhelmshavener Amelandfreizeit.
Seine 30-jährige Tochter hat im vergangenen Jahr die Leitung übernommen – zusammen mit Dennis Krempchen. Zuvor erlebte sie die Freizeiten als Kind, später als Betreuerin.
„Wir wollen den Kindern die Möglichkeit geben, etwas anderes als zu Hause zu erleben und über sich selbst hinauszuwachsen zu können“, erklärt Rahel Kordecki den Grundgedanken.
Zugleich könnten die Kinder in den zwölf Tagen zu sich selbst finden und auch mal zur Ruhe kommen.
Urlaub machen - Viele Aktivitäten
Im Klartext: Urlaub machen. Langeweile kommt dabei aber nicht auf.
Dafür sorgt das Betreuerteam mit vielen Aktivitäten, die bereits viele Monate im Voraus vorbereitet werden. Klassiker wie Nachtwanderungen, Spiel, Sport und Singkreise am Strand würden dabei schon seit Jahrzehnten funktionieren. „Smartphones, die Kinder zu Hause lassen mussten, sind dann schnell vergessen“, erzählt Rahel Kordecki.
Legendär bis heute: die Treckerfahrt
„Die Kinder erleben etwas Neues und entwickeln sich so weiter“, bringt es ihr Vater auf den Punkt.
Und das gelte ebenso für die jungen Betreuer, die mit ihren ehrenamtlichen Aufgaben und der damit verbundenen Verantwortung wachsen.
Mit Handys musste sich Olaf Kordecki zwar noch nicht herumschlagen, er erinnert sich aber bestens an die frische Begeisterungsfähigkeit der Kinder, als er in alten Programmen blättert – kreativ gestaltet mit vielen Fotos, selbstgemalten Bildern von den damaligen Betreuern und Texten teils auf Niederländisch.
Auf einer Seite ist die Ankündigung der Kutterfahrt zu sehen. „Das war immer ein Höhepunkt“, erzählt Olaf Kordecki und erinnert sich an die schöne Atmosphäre während der Gottesdienste an Bord.
Ebenfalls legendär bis heute: die Treckerfahrt vom Strand bis ans andere Ende der Insel. Die Kinder sitzen dabei in zwei offenen Anhängern. „Amelands Bauern verbinden das Schöne mit dem Nützlichen, halten während der Fahrt Ausschau nach ihren Schafen“, erinnert sich Olaf Kordecki, der mit seinem Akkordeon während der Fahrten so manches Lied mit den Kindern anstimmte.
Die Anfänge der Sommerferienlager waren indessen noch recht spartanisch, die Teilnehmergruppen zudem deutlich größer.
In den Sommermonaten ging es für die Schafe der Inselbauern auf die Salzwiesen und Scharen von Kindern und Jugendlichen schlugen ihre Nachtlager in den Schafställen auf.
Allein an der Wilhelmshavener Ameland-Freizeit nahmen im Schnitt knapp unter 100 Kinder teil. Erst später wurden die Höfe nach und nach zu komfortableren Unterkünften ausgebaut.
Nächstes Feriencamp startet am 24. Juni 2024
Noch etwas ist bis heute geblieben: Viele junge Ehrenamtliche stecken ihr Herzblut in die Freizeiten und machen die Fahrten so seit Jahrzehnten möglich.
Ehrenamtliche wie Rahel Kordecki, die demnächst wieder den Koffer packt. Vom 24. Juni bis 5. Juli 2024 geht es wieder los – mit 50 Kindern im Alter von neun bis zwölf Jahren.
Ihre Tochter Malia (9) wird dann zum ersten Mal dabei sein.
Sicherlich nicht das letzte Mal.
Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Stephan Giesers vom 3. Juni 2024