St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Kriseninterventionsteam der Malteser

Beistand leisten in der größten Not

Michael Schütte von den Maltesern steht Menschen bei, die nahe Angehörige verloren haben. Ein einwöchiger Lehrgang bereitet die Ehrenamtlichen auf ihr Wirken in der Krisenintervention vor.

Die ältere Dame erzählte ihm am Küchentisch ihre Lebensgeschichte, die sie mit ihrem Ehemann verlebt hat - gerade ist dieser gestorben. Michael Schütte hat hier jetzt eigentlich nur eine Aufgabe: zuhören. Er ist Teil des Kriseninterventionsteams der Malteser und damit für Menschen da, die in der Stunde der größten Not - dem Tod eines geliebten Menschen - Beistand brauchen.

Michael Schütte ist seit 2013 bei den Maltesern Mitglied in der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV). Damals suchte er für seinen Ruhestand nach der Marine eine neue Aufgabe. Er wollte seine freie Zeit einem Ehrenamt widmen. Nach einigen Gesprächen mit dem Ortsbeauftragten Norbert Witton sollte es dann die PSNV sein. „Ich wollte etwas machen, das ich mir flexibel einteilen kann“, sagt der 63-Jährige.

An der Ausbildungsstätte in Georgsmarienhütte absolvierte Michael Schütte zunächst einen einwöchigen Lehrgang für Notfallseelsorge. Darin lernen die angehenden Helfer, wie sie Belastungsstörungen bei Betroffenen vorbeugen, Stress verhindern beziehungsweise reduzieren können und den Betroffenen helfen, die Situation zu akzeptieren.

„In Rollenspielen werden verschiedene Lagen nachgestellt und geübt“, erzählt Schütte. Ein falsches Verhalten gebe es dabei gar nicht. Die Frage sei vielmehr, ob das eigene Verhalten für die Betroffenen hilfreich ist oder nicht. 

Für die Arbeit als Notfallseelsorger oder Helfer in der Krisenintervention ist es wichtig, selbst psychisch gefestigt zu sein. 

"Wir haben in der Regel mit dem Tod zu tun",

sagt Michael Schütte.

Es gibt Mitgefühl zu zeigen, aber gleichzeitig eine emotionale Distanz zu bewahren, um selbst kein Schaden zu nehmen.

Während des Lehrgangs arbeiten die Teilnehmer eng mit dem dortigen Psychologen zusammen, die einen Blick darauf haben, ob jemand für die Arbeit geeignet ist. Keine Situation ist wie die andere.

"Es ist leichter mit einem natürlichen Tod umzugehen oder wenn ein alter Mensch stirbt, der sein Leben gelebt hat", Schütte. Aber wenn es um Kinder gehe, sei es sehr bedrückend. "Das wirkt nach."

Wie auch der Fall, als ein Kleinkind am plötzlichen Kindstode starb. Die Eltern waren jung, das Kind noch kein Jahr alt.

 "Das macht sprachlos", berichtete Michael Schütte. In einem solchen Fall sei es wichtig, handlungsfähig zu bleiben. Gemeinsam mit zwei anderen Helfern kümmerte sich Schütte um die Mutter und die Oma des Kindes und zeigte sich erleichtert, darüber dass der Opa die Situation zu steuern versuchte.

"In solchen Situationen erklären wir den Betroffenen, was gerade passiert. Es erscheint ihnen häufig alles als Chaos, wenn Rettungsdienst und Polizei vor Ort sind", so der Ehrenamtliche. Geradebei unklaren Todesfällen kann das heimische Wohnzimmer zum Tatort werden oder der verstorbene gilt als "beschlagnahmt".

Im Fall des verstorbenen Kindes haben die Malteser dafür gesorgt, dass die Eltern sich später in der Kinderklinik von ihrem Kinde verabschieden konnten.

Wie ein Betroffener mit dem Tod eines ihm nahe stehenden Menschen umgeht, ist ganz unterschiedlich. Je nachdem, was den Menschen hilft, zündet Michael Schütte Kerzen an oder betet gemeinsam mit dem Angehörigen Und:

 "Manche sind einfach froh, wenn jemand da ist zum Zuhören oder auch gemeinsam schweigen kann."

In drei zusätzlichen Aufbauseminaren werden die Ehrenamtlichen auf ihren Dienst vorbereitet. Außerdem absolvieren sie ein Praktikum im Kriseninterventionsteam. So lernen die Helfer hautnah , zum Beispiel, welchen Organisation vertreten sind oder wer welche Befugnisse hat. Und in den Seminaren lernen die Ehrenamtlichen auch, sich selbst zu schützen.

Michael Schütte spricht nach dem Einsatz mit seinem Kollegen über das Erlebte. Danach braucht er seine Ruhe -  etwas lesen oder fernsehen, Hauptsache, mit sich allein sein.

Bevor der Tod das nächste Mal unerwartet an der Tür klopft.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Bettina Martin vom 07. Juni 2017

Spenden benötigt

Die Notfallseelsorge und das Kriseninterventionsteam der Malteser arbeiten, wie berichtet, bei der Betreuung von Angehörigen zusammen.

Zu den Einsätzen fahren sie mit ihren Privatfahrzeugen, wünschen sich für den Einsatz bei Unfällen aber eine Bulli als geschützten Raum, in den sie sich mit den Betroffen zurückziehen können.

Das Fahrzeug soll mit Spenden finanziert werden.

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