St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

Navigationsmenüs (Bischöflich Münstersches Offizialat)

Im Glauben leben und helfen

Dung Dinh-Päsler will sich jetzt hauptberuflich der Seelsorge widmen. Als Kind flüchtete sie aus Vietnam und fand mit der Familie in Wilhelmshaven eine neue Heimat.

Am 1. August beginnt ein neuer Abschnitt im Leben von Dung Dinh-Päsler. Die 45-Jährige lässt sich zur Seelsorgerin, zur Pastoralreferentin im Bistum Münster, ausbilden.
Vier Jahre dauert das Theologiestudium im Fernkurs, verbunden mit theoretischen Blocks in Münster und praktischen Erfahrungen in der katholischen Kirchengemeinde St. Willehad in Wilhelmshaven.

Ihr Glaube habe ihr Leben schon immer geprägt, sagt die gebürtige Vietnamesin.

Ihre Familie sei nachweislich seit dem 16. Jahrhundert katholisch, der innere Ruf sei tief in ihnen allen verwurzelt.

Als die damals Achtjährige mit einem Teil der Familie 1980 über das offene Meer vor den Repressalien des kommunistischen Regimes flüchtete, gab ein Kreuz Halt und Hoffnung in der Ungewissheit.

Würden sie die Flucht überleben?

Und würden sie die in der Heimat zurückgebliebenen Angehörigen je wiedersehen?
Ein Jahr später gelang ihren Eltern und den restlichen Geschwistern die Flucht.

Noch immer ist sie voll Dankbarkeit. „Das war ein Segen.“

Als erstes habe ihr Vater nach der nächsten Kirche gefragt, erinnert sich Dung Dinh-Päsler.

1982 kam die Familie nach Wilhelmshaven und fand in der damaligen Gemeinde St. Ansgar herzliche Aufnahme.

Zur Familientradition gehörte es nicht nur zur nehmen, sondern anderen zu helfen und sich in die Gemeinde einzusetzen. Auch die Integration in die Gesellschaft war selbstverständlich.

Der Vater hatte so unter dem Verlust der Freiheit im ehemaligen Süd-Vietnam gelitten, dass die ganze Familie für diese Freiheit in Deutschland eintreten wollte.

So gingen die Kinder in der Gemeinde nicht nur zur Erstkommunion und zur Firmung, sondern waren auch Messdiener. Nach dem Abitur musste der Wunsch, Kirche und Gemeinschaft zu dienen, hinter der Sorge um die kleine Familie zurückstehen.

Als erste in der Großfamilie hatte Dung Dinh-Päsler einen Deutschen geheiratet. Schnell kam das erste Kind, ein zweites folgte.

Statt Studium absolvierte sie eine kaufmännische Ausbildung, engagierte sich aber auch in der vietnamesischen Gemeinde, die 2006 gegründet wurde und über ganz Nordwestdeutschland verstreut ist.

Dass sie auf einer Pilgerfahrt dieser Gemeinde zum bosnischen Wallfahrtsort Medugorje den Entschluss fasste, sich der Seelsorge zu widmen, hatte auch mit den Erfahrungen zu tun, die sie als Dolmetscherin bei Behörden und Gerichten sammelte - und auch als Geschäftsführerin des Asia-Shops in der Wilhelmshavener Innenstadt. Immer wieder traf sie Menschen, die Hilfe brauchten.

Die, hofft sie, auch in ihrer neuen Aufgabe geben zu können. In der katholischen Kirchengemeinde kommen inzwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammen.

Sinnbildlich ist die Erntedankfeier in vergangenen Herbst. Alle steuerten etwas für ihre Kultur Typisches bei, neben Speisen auch Lieder, Gebete, Tänze.

Die Offenheit, diesen Unterschied im Leben des anderen Glaubens Raum zu geben, will sie gerne unterstützen.

Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Grosse Bockhorn vom 29. Juli 2017