St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

Navigationsmenüs (Bischöflich Münstersches Offizialat)

22. Dezember 2020

Himmel in der Pfütze

Es ist jetzt eine dunkle Jahreszeit. Um diese Zeit schöner und heller zu machen, zünden die Menschen unzählbare Lichter an: in den Vitrinen, auf den Bäumen, in den Fenstern und auf den Dächern. Es sind bunte Lichterketten, große und kleine Sterne, Schneeflocken und Kerzen, Rentiere und Schneemänner. Alles blinkt und leuchtet, scheint und flimmert. Auch Taschenlampen sind wichtig und unentbehrlich.

Und jetzt gerade erinnere ich mich an die Zeit, als eine besondere Taschenlampe an einem sonnigen und klaren Tag mir half, etwas Wichtiges zu sehen.

Ich habe ein ganzes Jahr auf diese Reise gewartet. Vor allem wollte ich Zeit mit meinen Freundinnen verbringen und die neuen Großstädte kennenlernen.

Ich habe nichts Besonderes von der Natur erwartet, weil dieses Jahr die Reise nicht so weit weg von Zuhause war. Unser Ziel lag nur zweihundert Kilometer entfernt.

Am zweiten Tag unserer Reise erkundeten wir das kleine Dorf und die Umgebung von Meetzen.

Ich war in einer großartigen Stimmung durch einen klaren, sonnigen Tag, ungezwungene Gespräche mit meinen Freundinnen und der Tatsache, dass es nicht nötig war, irgendwohin zu eilen.

Aber da war noch etwas anderes, etwas, das mich dazu anregte, ganz gewöhnliche Dinge zu betrachten und in ihnen etwas zu sehen, das ich vorher überhaupt nicht bemerkt hatte.

Ich sah plötzlich, wie viel Himmel sich in einer kleinen Pfütze auf der Straße spiegelte, wie blau und klar er war. Ich habe gesehen, wie viele Wassertropfen ein dünnes Spinnennetz aushalten kann. Wahrscheinlich einen ganzen Schluck.

Die stachelige und harte Schale einer Kastanie, die von einem Baum fiel, frei von Früchten, war schneeweiß und absolut weich wie Zuckerwatte.

Ein riesiger, mächtiger Findling inmitten eines gepflügten Feldes schien plötzlich klein und einsam.

Ich fühlte mich ein wenig seltsam und gleichzeitig sehr glücklich. Ich konnte vertraute Dinge auf eine völlig neue Weise betrachten.

Wir kamen an den Rand eines von Bäumen beschatteten Feldes.

Aus dem flachen Gras ragte ein robuster, immer noch grüner Stiel einer Sonnenblume empor. Wie außergewöhnlich schön war diese Sonnenblume auch ohne seine Hauptdekoration.

Ich sah eine Lichtsäule neben ihrem Stiel. Ah, hier ist das! Diese besondere Taschenlampe war ein göttliches Licht, das mir so viele einfache und gleichzeitig unglaubliche Dinge beleuchtet hat.

Danke, lieber Gott.

Elisabeth Voßberg

11.10.20 - 18.10.20 Familienfreizeit Meetzen