St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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19. Februar 2021

Hungertuch 2021 in der St. Willehad Kirche

In der St. Willehad Kirche hängt in dieser Fastenzeit ein besonderes Hungertuch über dem Altar. Es ist nicht das vom Hilfswerk Misereor, sondern von den Erstkommunionkindern unserer Pfarrei. Sie wollen sich in Erinnerung bringen und der Gemeinde einen Impuls zur Fastenzeit geben.

Wie sieht es aus?

Auf einem Tuch in Wasseroptik ist in der Mitte das Logo unserer Pfarrei auf weißem Grund zu sehen. Um das Logo herum befinden sich zufällig angeordnete Schuhabdrücke. Diese wurden von den Erstkommunionkindern nach eigenen Ideen (ohne Vorgaben) gestaltet. Die Schuhabdrücke zeigen gemalte Bilder, Namen, Hobbies, Glaubensaussagen, Fußabdrücke, Muster, usw.

Wie kam es dazu?

Die Erstkommunionvorbereitung ist aufgrund der Coronapandemie anders als gewöhnlich. Vieles findet auf Distanz statt und die wenigen Aktionen vor Ort laufen eher im Verborgenen. Das Motto der Erstkommunion 2021 heißt „Vertrau mir, ich bin da!“ Das dazugehörige Evangelium ist Mt 14,22-33 – Die Offenbarung des Gottessohnes auf dem Wasser. Die EK-Kinder haben schon etwas über die Taufe und ihre Symbole erfahren und dass sie durch die Taufe zur Gemeinde gehören. Sie haben die Erzählung vom Vertrauen des Petrus bei seinem Gang auf dem Wasser kennengelernt und das Gemeindelogo gedeutet. Sie wissen, dass sie Teil der Gemeinde sind, die (in dem Logo) mit Jesus (statt Bischof) im Boot ist und sie lernen Jesus und seine Botschaft immer besser kennen. Sie haben schon die Symbole in unseren Kirchen entdeckt und wissen, dass Jesus unser Freund sein will, der für sie selbst dann noch da ist, wenn kein anderer mehr da ist. Diese verschiedenen Stationen in der Vorbereitung spielen in die Gestaltung des Hungertuches rein. Das Hungertuch soll auch eine Erinnerung für die Gemeinde sein, dass sich zurzeit Erstkommunionkinder auf das Sakrament vorbereiten – auch wenn die Vorbereitung überwiegend im Verborgenen passiert.

Was steckt dahinter?

Die verschieden gestalteten Schuhabdrücke stehen für die EK-Kinder. Das Logo in der Mitte steht für unsere Gemeinde. Die in Rot gehaltene Person in dem Boot, die laut offizieller Beschreibung des Logos der Bischof sein soll, steht aus Sicht der EK-Kinder für Jesus, der bei uns als Gemeinde ist. Er ermutigt uns heute – wie Petrus damals – ihm zu vertrauen. „Vertrau mir, ich bin da!“ Im Erstkommunion-Mottolied heißt es: „Wenn Sturm Dich bedroht und in jeglicher Not: Du wirst nicht untergehen.“ Die EK-Kinder setzen also einen Fuß aus dem Boot auf das Wasser und wollen damit zeigen, dass sie Jesus vertrauen und bereit sind, sich auf ihn und seine Botschaft einzulassen. Dadurch werden die persönlich gestalteten Schuhabdrücke zu ei-nem Glaubenszeugnis der EK-Kinder gegenüber der Gemeinde, das die Frage stellt: „Und Du? Vertraust Du Jesus? Steigst Du aus?“ Aber das eben auch zum Nachahmen einladen will. Auf dem Wasser ist immerhin noch viel Platz.

Das Misereor-Hungertuch von diesem Jahr zeigt das Röntgenbild eines Fußes und hat inhaltliche Anschlussmöglichkeiten an das Hungertuch der EK-Kinder. Es ist ein in schwarzen Linien

gemaltes Röntgenbild eines mehrfach gebrochenen Fußes. Dieser gehört zu einem Demonstranten, der in Chile auf dem „Platz der Würde“ gegen die ungerechten Verhältnisse demonstriert hat und Opfer von Polizeigewalt wurde. Dieser Fuß steht für alle Orte, an denen Menschen gebrochen und zertreten werden. Das Bild ist dreigeteilt und auf Bettwäsche aus einem Krankenhaus und einem Frauenkloster gemalt, was für die körperlichen und seelisch-spirituellen Gesichtspunkte von Krankheit und Heilung steht. In die Bettlaken ist Staub vom „Platz der Würde“ eingerieben. Es steht unter der Überschrift „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ (Ps 31,9).

Wer Jesus und seiner Botschaft vertraut, wird frei. Diese Freiheit ist nicht nur eine Freiheit von etwas, sondern vor allem eine Freiheit zu etwas. Frei zu guten Taten, frei zum Einsatz für andere, frei, um für die Würde des Menschen zu kämpfen. Diese Freiheit ist groß und offen. Wie die Demonstranten in Chile mutig gegen die ungerechten Verhältnisse demonstriert haben, so möchten die EK-Kinder mutig sein und die Freiheit, die der Glaube uns schenkt, annehmen. Gleichzeitig möchten sie uns dazu ermutigen, das ebenso zu wagen; um so den weiten Raum, auf den Gott unsere Füße gestellt hat, zu betreten.

Die Erstkommunionkinder setzen ein Glaubenszeugnis: Jesus, ich vertraue Dir und setze meinen Fuß auf das Wasser. Ich verlasse das sichere Boot und vertraue darauf, dass ich mit Dir nicht untergehe. Ich lasse mir von Dir neue Möglichkeiten zeigen, denn stellst meine Füße auf weiten Raum.

Und für meine Fastenzeit?

Nach einem ganzen Jahr mit coronabedingten Einschränkungen stellt das Hungertuch die Frage: Und Du? Kannst Du das noch glauben, dass Gott Deine Füßen auf weiten Raum stellt? Kannst Du das noch glauben, dass Jesus Dir die Hand ausstreckt, um Dich zu retten, wenn Du unterzugehen drohst in Zweifeln und Angst? Dass er Dir mit seiner Hand auch das Vertrauen zurückgibt? Kannst Du das noch glauben, dass der Heilige Geist in Dir Lebensmut und Zuver-sicht wecken und es aus Dir herausstrahlen lassen will?

Vielleicht geht es Ihnen wie mir. Nicht Verzicht ist für mich das Gebot dieser Fastenzeit, son-dern der Widerstand gegen die Versuchung der Angst und der Traurigkeit dieser Zeit nachzu-geben. Nicht: Auf was verzichte ich? Sondern: Wie kann ich mein Umfeld heller machen, selbst wenn es mir selbst nicht gut geht? Ich bin sicher, Ihnen fällt sofort etwas ein. Nicht wahr?!

Pastoralreferentin Daniela Surmann