St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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13. DEZEMBER 2020 | Kirche Christus-König, Fedderwardegroden

Predigt zum 3. Adventssonntag

Liebe Schwestern und Brüder!

Auf unseren Adventsweg gesellen sich zu den Königen vom ersten Advent und den Hirten vom zweiten Advent heute, wie Sie schon gesehen haben, zwei ganz besondere Mitwirkende der Weihnachtsgeschichte: der Ochse und der Esel.

Was haben die uns heute zu sagen?

Eigentlich haben sich im Gegensatz zu den anderen Mitwirkenden diese Beiden gar nicht auf den Weg zur Krippe machen müssen - sie waren bereits da, als Maria und Josef ankamen und Jesus das Licht der Welt erblickte; sie waren live dabei! Das kann außer Josef sonst niemand von sich behaupten, live bei der Geburt Jesu dabei gewesen zu sein!

Von Johannes dem Täufer hörten wir im Evangelium gerade, dass er gekommen ist, um Zeuge zu sein - Zeugnis abzulegen für das Licht der Welt: Jesus Christus.

Und Ochse und Esel, die so oft für dumm und behäbig gehalten werden, dass wir Menschen, die wir beleidigen wollen, als „Du Ochse“ oder „Du Esel“ beschimpfen, diese Tiere sind noch mehr als der Zeuge Johannes der Täufer – die sind live dabei und helfen sogar mit bei der Geburt, indem sie mit ihrem warmen Atem etwas Wärme in den lausigen Stall bringen.

Ochse und Esel – so könnte man kritisch anmerken – scheinen der Weihnachtslegendenbildung zu entspringen, denn im Weihnachtsevangelium finden wir nichts von ihnen.

Allerdings spricht der Prophet Jesaja ganz am Anfang seines umfangreichen Buches schon von dem Ochsen und dem Esel; da heißt es:

  • „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“ (Jes 1,3).

Das war schon eine ungeheure Provokation durch den Propheten.

Diese – für dumm gehaltenen – Tiere erkennen, wer Gott ist und wo er ist und der Mensch erkennt es nicht!

Und wer steht jetzt wirklich als Ochse und Esel da? - Der Mensch, der Gott nicht erkennt…..

Aber es gibt noch mehr Deutungen:

Der Ochse stand auch als Opfertier für das Volk Israel – manchmal mit einem Joch; und der Esel stand als Lasttier für die Heiden.

Und beide geben Hinweise auf das Leben Jesu: Jesus opferte sein Leben, um uns mit Gott zu versöhnen und lebte dienend und demütig wie ein Esel.

Zudem spricht der Esel mit seinem lang gezogenen „Iaaaaahhh“ sein bedingungsloses „Ja!“ zu Gottes Plan, zu Jesus, seinem in Bethlehem Mensch gewordenen Sohn…..

In unserer Zeit, in der Tiere immer mehr zu Fleischlieferanten und Nutztieren degradiert werden, macht Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“ darauf aufmerksam, dass die Tiere nicht über der vergänglichen Materie stehen, sondern in das Erlösungsgeschehen eingebunden sind.

Im Angelus-Gebet, dem „Engel des Herrn“, beten wir an dritter Stelle: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“. Ich kenne Menschen, die beten das nicht, sondern sie beten an dieser Stelle, dass Gott „Mensch“ geworden ist.

Aber eigentlich sagt die traditionelle Formulierung mehr aus: „Gott ist Fleisch geworden“ sagt mehr als „Gott ist Mensch geworden“!

Er ist in die ganze Wirklichkeit der Schöpfung gegangen, in das Irdische und Sterbliche; da ist die gesamte Schöpfung angesprochen und einbezogen – Mensch und Tier und Pflanze….

Ochs und Esel stehen im Dienst für die Menschen – sie wärmen die Heilige Familie, der Esel hat Maria vielleicht schon nach Bethlehem getragen – dann hätte er gegenüber dem, was ich eingangs sagte, doch schon einen Weg nach Betlehem hinter sich; aber wir wissen es nicht.

Die Adventszeit erinnert uns auch immer wieder daran, dass Jesus als der von den Propheten angekündigte „Friedensfürst“ später auf einem Esel in seine Stadt Jerusalem eingeritten ist. Mag ihm vielleicht auch ein Pferd zugestanden haben – er bevorzugt den Esel, der kein Kriegstier ist und auf dem er demütiger und bescheidener daherkommt – eben einer der Menschen, für die er überhaupt Mensch geworden ist……

Aber noch einmal zum Täufer Johannes: er bezeichnet sich selbst im Evangelium als Stimme eines Rufers in der Wüste. Er sagt nicht, dass er der Rufer sei, sondern er sei die Stimme. Damit macht er sich zu einer Art Instrument.

Und wir?

Wenn wir unsere Fähigkeiten und Talente in einen größeren Dienst stellen, werden auch wir zu einem Instrument, was gut gestimmt, wunderschön zu klingen vermag.

Manche werden jetzt fragen: „Ja, aber welcher Dienst ist der für mich richtige? – Ich möchte schließlich nicht falsch liegen und Misstöne erzeugen!“

Das bekommen wir schon heraus – schließlich haben Ochse und Esel es auch erkannt – wie Jesaja es schon sagte:

„Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn;….“

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Liebe Schwestern und Brüder!

Gott sei Dank sind in unseren Gemeinden viele dienstbare Geister unterwegs.

Vielleicht werden auch die von manchen anderen Leuten als Ochsen und Esel angesehen, weil sie sich für andere und auch für Gott engagieren.

Ich kenne das aus eigener Erfahrung – sich als Messdiener zu outen oder als zu einer kirchlichen Jugendgruppe gehörig, war schon früher hier Wilhelmshaven schwierig – für Schwester Stella in der ehemaligen DDR sicherlich noch mehr und für andere, die jetzt von solchem berichten könnten, ganz anders. Ich habe aber immer gedacht: „Ich weiß, was ich daran habe; darum schnackt ihr anderen man ruhig!“

Und oft habe ich auch erlebt, dass die größten Lästermäuler, die mich wegen meines kirchlichen Engagements für einen Ochsen oder einen Esel gehalten haben, sich eigentlich auch so einen Glauben und solch eine Hoffnung……gewünscht hätten……..

Heute dürfen wir ein Jubiläum feiern und stellvertretend für ganz viele andere zu anderen Zeiten zwei Schwestern der Schönstätter Marienschwestern gratulieren und dafür danken, dass sie seit bereits 75 Jahren hier in Christus-König als dienstbare Geister für uns da sind.

 Predigt von Pfarrer em. Holger Kintzinger gehalten im Gottesdienst in der Christus König Kirche

Predigten zu den Adventssonntagen 2020 Pfarrer em. Holger Kintzinger