Freitag, 18. September | 16 Uhr | Sportforum an der Friedenstraße
Demonstration für mehr Respekt
Angriffe gegen Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte: Ein breites Bündnis will mit einem Signal der Solidarität dagegenhalten.
Beleidigt, angespuckt, geschlagen – die Zahl der tätlichen Angriffe auf Polizeibeamte, Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte im Einsatz steigt.
Für den Banter Pastor Frank Moritz, im Herzen Polizeiseelsorger, ist das ein unerträglicher Zustand. Von einer von ihm initiierten Kundgebung soll aus Wilhelmshaven heraus ein „Signal der Solidarität“ für alle ehrenamtlichen und hauptberuflichen Helfer gesendet werden.
Die Kundgebung wird trotz Corona-Auflagen am Freitag, 18. September, ab 16 Uhr am Sportforum an der Friedenstraße stattfinden.
Moritz hat dafür ein breites Bündnis von Unterstützern geschmiedet. An der Spitze stehen Wilhelmshavens Oberbürgermeister Carsten Feist und Frieslands Landrat Sven Ambrosy, der Wilhelmshavener Landtagsabgeordnete Holger Ansmann, der evangelisch-lutherische Kirchenkreis Friesland-Wilhelmshaven und die katholische Kirchengemeinde St. Willehad.
Tatkräftig bei der Organisation unterstützt wird Moritz von Tim Tjettmers von der Volkshochschule Wilhelmshaven, die die Veranstaltung als Ergänzung der landesweiten Kampagne der Volkshochschulen „MitRespekt!“ begreift.
Die Kundgebung soll den Auftakt für eine Reihe von Diskussionen und Vorträgen bilden, in denen für mehr Respekt gerade gegenüber Menschen geworben werden soll, die sich für das Hab und Gut und die Gesundheit anderer einsetzen.
Moritz hat das Thema Respektlosigkeit und Gewalttaten gegenüber Polizisten und anderen Hilfskräften bereits mehrfach öffentlich thematisiert – an runden Tischen und in Podiumsdiskussionen.
Auslöser für seinen neuerlichen Vorstoß war ein Beitrag einer Kolumnistin in der Tageszeitung „TAZ“, die sich dafür ausgesprochen hatte, die Polizei aufzulösen und die Polizeibeamten auf einer Mülldeponie zu entsorgen – als Abfall (die WZ berichtete).
„Für mich sind auch solche Schreibtischtäter mitverantwortlich für die zunehmende Respektlosigkeit“, sagte Moritz gestern im Gespräch mit der WZ.
Angesichts derartiger öffentlicher Äußerungen habe er nicht untätig bleiben können. „Ich weiß, mit wie viel Idealismus junge Polizistinnen und Polizisten – und sicherlich auch andere Helferinnen und Helfer – in ihren Beruf gehen. Das haben die nicht verdient.“
Quelle: Wilhelmshavener Zeitung von Gerd Abeld vom 30. Juli 2020
Ein gemeinsames Zeichen für Solidarität
Kundgebung am Sportforum für mehr Anstand und Respekt – Landesweite Aktionen
Der 18. September sollte dick im Kalender angestrichen werden. An diesem Tag wollen Wilhelmshaven und der Landkreis Friesland ein Zeichen setzen. Ein Zeichen für Respekt und Anstand, gegen eine Verrohung im persönlichen Umgang, gegen Ignoranz, Diffamierung und Gewalt. So ist der Plan, der gestern vorgestellt wurde. Und dieser Plan sieht am 18. September um 16 Uhr eine große Kundgebung am Sportforum vor.
„Ich bin seit 33 Jahren Polizei-Seelsorger, damit sogar länger als ich Gemeinde-Seelsorger bin“, sagt der Banter Pastor Frank Moritz. In dieser Zeit habe er immer schon Gewalt gegen Polizisten erlebt. „Aber das Ausmaß der Respektlosigkeit gegen Polizei wie gegen andere Einsatzkräfte hat in jüngerer Vergangenheit deutlich zugenommen.“
Als er unlängst in einer überregionalen Zeitung den Satz gelesen habe, Polizisten sollten auf dem Müll entsorgt werden, da sei für ihn endgültig eine rote Linie überschritten worden. „Das hat mich dazu veranlasst, etwas zu unternehmen.“ So sei die Idee zu der Kundgebung entstanden.
Mitstreiter musste Moritz nicht lange suchen: die Stadt Wilhelmshaven, der Landkreis Friesland, Feuerwehr und Polizei, der Verein kommunale Prävention (VKP), die VHS und sogar das Land Niedersachsen sind dabei. Letzteres werde unter Federführung des Ministeriums für Wissenschaft und Kultur landesweit verschiedene Aktionen zum Thema durchführen, kündigt Holger Ansmann (MdL) an. „Man muss sich einmal vergegenwärtigen, dass fast jeder Zweite im öffentlichen Dienst schon einmal Opfer eines Übergriffs geworden ist“, sagt er. „Dabei haben doch gerade die, die sich für das Gemeinwohl einsetzen, Respekt und Anerkennung verdient!“
Oberbürgermeister Casten Feist ist überzeugt, dass „99 Prozent der Bevölkerung hinter diesen Menschen stehen“. Eine „Verschiebung der Grenzen des Anstandes“ sei entgegenzuwirken. „Das wollen und werden wir als Stadt nicht akzeptieren!“ Deshalb sei es an der Zeit, dass „aus der großen schweigenden Mehrheit eine sichtbare Mehrheit wird“, so Feist. „Die Kundgebung bietet der Bevölkerung die Chance, Solidarität zu zeigen“, ergänzt Moritz.
Feuerwehrleute, die im Einsatz angegangen werden, auf die sogar organisierte Angriffe verübt werden – Wilhelmshavens Feuerwehr-Chef Josef Schun kennt diese Fälle. „Wir kommen, um zu helfen, aber für solche Situationen sind wir nicht ausgebildet. Da sind schon richtige Deeskalationsstrategien nötig!“
Die Kundgebung sei eine erste große Aktion, der weitere folgen, betont Tim Tjettmers (VHS). „Respekt muss jeden Tag vermittelt werden“, sagt auch Holger Barkowsky (VKP). Und das gelte überall.