St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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"Wie sicher fühlst Du dich / fühlen Sie sich in Wilhelmshaven?"

Am 25. Dezember 2020 ist der Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen

Aufdringliche Kommentare oder Blicke in der Bahn, schlecht beleuchtete Straßen auf dem Heimweg oder ein ungutes Gefühl beim Joggen im Park - es gibt viele Gründe dafür, dass Mädchen und Frauen sich in ihrer Stadt unsicher fühlen und nicht frei bewegen können, obwohl sie ein Recht darauf haben!

Aber wie ist das bei uns in Wilhelmshaven?

Fühlst Du dich / Fühlen Sie sich in unserer Stadt sicher?

Das wollen wir in einer Arbeitsgruppe vom DGB, Catcalls of WHV und mit dem Jugendtreff Haven84 herausfinden.

Wir würden uns deshalb freuen, wenn Du dir / Sie sich ein paar Minuten Zeit nimmst / nehmen und uns dabei hilfst / helfen,

Wilhelmshaven ein Stück sicherer zu machen und auf kommunaler Ebene Impulse für Veränderungen anzustoßen.

Am "Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" am 25. November 2020 werden erste Ergebnisse diese Umfrage präsentiert.

Der Arbeitskreis wird ebenfalls an diesem Tag eine Premiere seines Videoprojektes zum Thema "Sexuelle Belästigung und Catcalls in Wilhelmshaven" ausstrahlen. 

Diese Umfrage ist anonym und endet am 10. Januar 2020.

Bitte beantworten Sie die anomyme Umfrage:

Hintergund zum 25. November: Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen

Auf der 83. Plenarsitzung am 17. Dezember 1999 verabschiedet die UN-Generalversammlung ohne Abstimmung eine Resolution, nach der der 25. November zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, auch „Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“, bestimmt wurde. 

Damals zeigte sich die Generalversammlung „beunruhigt darüber, dass Frauen nicht in den vollen Genuss ihrer Menschenrechte und Grundfreiheiten kommen, und besorgt darüber, dass es nach wie vor nicht gelungen ist, diese Rechte und Freiheiten im Falle von Gewalt gegen Frauen zu schützen und zu fördern“.

Alljährlich soll mit dem internationalen Gedenktag das öffentliche Interesse auf die Gewalt gegen Frauen gelenkt werden und Strategien zur Bekämpfung in den Mittelpunkt rücken.

Hintergrund für die offizielle Initiierung des Aktionstages 1999 durch die Vereinten Nationen (Resolution 54/134) war die Entführung, Vergewaltigung und Folterung dreier Schwestern und ihre Ermordung im Jahr 1960. Die Schwestern Mirabal waren in der Dominikanischen Republik durch Militärangehörige des damaligen Diktators Rafael Trujillo verschleppt worden.

 

Erschienen in der Wilhelmshavener Zeitung von Kristin Hilbinger vom 30. Oktober 2020

Genug geschwiegen – junge Frauen kreiden an

„Catcalls of Wilhelmshaven“ machen verbale Belästigungen in der Öffentlichkeit mit Straßenkreide sichtbar

Mit Straßenmalkreide in der Hand kniet Rene Klattenberg auf dem Valoisplatz. Eine Frau hatte ihr geschrieben, dass sie hier in der Gegend von einem Arbeitskollegen verbal belästigt wurde. „Du bist doch so ein hübsches Mädchen, da kann man doch mal in Versuchung geraten“, hatte er gesagt. Rene Klattenberg wird das jetzt ankreiden – auf die Straße schreiben. Hier, wo es das Opfer, aber auch die Täter sehen können.

Mit einem respektvollen Umgang zwischen Männern und Frauen habe ein solcher Spruch sicher nichts zu tun, sagt sie. Verbale Belästigungen wie diese passieren dennoch ständig und überall. Auf der Straße, beim Einkaufen, bei der Arbeit. Catcalling nennt man das. Übersetzt bedeutet es soviel wie übergriffige, sexuell aufgeladene Kommentare von Männern gegenüber Frauen. Wahrscheinlich jede Frau hat das schon erlebt. Doch nicht jede nimmt es bewusst wahr. Und wenn doch – viele trauen sich nicht, sich dagegen zu wehren.

Ursprung in New York

In Wilhelmshaven haben sich in diesem Jahr fünf junge Frauen zusammengetan, um diese verbalen Belästigungen im Alltag sichtbar zu machen. Eine von ihnen ist Rene Klattenberg. Sie war es, die im Internet auf die Seite „Catcalls New York“ aufmerksam wurde. Dort hatte eine Studentin genug und damit begonnen, übergriffige Situationen mit Kreide auf der Straße sichtbar zu machen. Dort, wo sie sich abgespielt haben und wo es jeder sehen kann.

Mittlerweile gibt es die Bewegung in vielen anderen Ländern und Städten. Seit einem halben Jahr auch in Wilhelmshaven.

Es gibt Viele Fälle

Bei Instagram und Facebook riefen Rene Klattenberg und eine Freundin andere dazu auf, ihnen zu schreiben, wenn sie eine verbale Belästigung erfahren haben. Inzwischen gehören noch Melina Rothe, Lina-Sophie Pree, Selina Bose und Anneke Temme zum Team. Alle Anfang 20 und alle der Meinung: Diese verbalen Übergriffe dürfen nicht länger stillschweigend hingenommen werden. „Wir wollen aufmerksam machen und zum Austausch anregen“, sagt Rene Klattenberg. Die ersten Antworten auf ihren Aufruf ließen nicht lange auf sich warten. Eine Mitarbeiterin eines Fastfoodrestaurants in der Marktstraße beschrieb beispielsweise eine Situation, in der sie die aufgrund der Corona-Auflagen nötigen Adressdaten eines Kunden abfragte. Seine Antwort: „Wenn ich nun schon seine Adresse hätte, könnte ich ja vorbeikommen, um ihn oral zu befriedigen.“ „Drei Männer pfiffen mir hinterher und folgten mir dann“, schrieb eine andere. „Ich war mit meinem Sohn in der Stadt bummeln, als mich drei Männer anstarrten. Einer rief: ,Geile Mutter!’ Und die anderen stimmten ihm mit ,Ja, Mann’ zu“, so der Bericht einer dritten Frau. Die Liste dieser Beispiele ist deutlich länger und viele Situationen gehen noch tiefer unter die Gürtellinie.

Kein Fall ist zu klein

Den Catcalls of Wilhelmshaven ist kein Vorfall zu klein, um angekreidet zu werden. „Auch ein Hinterherpfeifen ist nicht in Ordnung“, sagt Rene Klattenberg. Einmal hätten sie jedoch einen Vorfall abgelehnt und die betroffene Frau an Beratungsstellen verwiesen. „Es ging dabei um eine Vergewaltigung. Das überschreitet unsere Kompetenzen“, sagt die Gründerin der Gruppe.

Wenn sich aber verbal belästigte Frauen an die Gruppe wenden, ziehen die Aktivistinnen los und kreiden an. Ein Foto von dem Schriftzug auf der Straße posten sie anschließend auf ihren Seiten bei Instagram und Facebook, zusammen mit der anonymisierten Originalnachricht der betroffenen Frau.

Umfrage für Frauen

In der kommenden Woche wollen sie auf ihren Seiten außerdem eine Umfrage hochladen, an der Frauen aus Wilhelmshaven teilnehmen und ihr Sicherheitsempfinden bewerten können. Die Umfrage ist der Beitrag von „Catcalls of WHV“ zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25. November. Mit dem Ergebnis der Umfrage möchten die Frauen auch an die kommunale Politik herantreten.