St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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15. Januar 2020

Jahresweisung - Christen in Vietnam

In diesem Jahr hat die Kolpingfamilie unsere Pastoralassistentin Dung Dinh Päsler gewonnen, um den alljährlichen Programmauftakt, die Jahresweisung am 9. Januar 2020, zu gestalten.
 

 

Die 21 Teilnehmer erlebten einen äußerst bewegenden Abend.

In einem sehr persönlichen Vortrag brachte Dung den Zuhörern die Situation der (katholischen) Christen in Vietnam näher. Der Vortrag steigerte sich im Verlauf emotional immer mehr, die Zuhörer lauschten immer stiller und gebannter der Referentin.

Die Atmosphäre des Raums und der Veranstaltung lässt sich hier kaum wiedergeben. Inhaltlich bekamen die Teilnehmer einen sehr guten Einblick in die Situation der Christen, speziell der katholischen Christen, und in die Entwicklung des Christentums in Vietnam.

Im Jahre 1533 begann die Evangelisierung, 1605 gab es die erste katholische Gemeinde, und seit 1634 sind die Vorfahren von Dung katholisch.

Die offizielle Gründung der katholischen Kirche in unserem Sinne erfolgte aber erst 1659. Zuerst waren Dominikaner aus Spanien vor Ort, danach Jesuiten. Zunächst gab es zwei Vikariate / Bistümer, eines im Norden und eines im Süden. Heute sind es 26 mit etwa 6 – 8 Millionen Katholiken, Vietnam liegt damit an 5.Stelle in Südostasien.

Zu allen Zeiten wurden die Katholiken in Vietnam verfolgt, das gilt auch heute noch, wenn auch nicht mehr mit so brutalen Methoden wie in der frühen Geschichte. Insgesamt wurden etwa 130.000 Katholiken im Laufe der Geschichte wegen ihres Glaubens getötet, gerade in der Frühzeit. Sie wurden zu Tode gefoltert, verbrannt, geköpft oder gevierteilt.

Am 19. August 1988 wurden 117 Märtyrer im Vatikan heiliggesprochen. Beispielhaft erfahren die Zuhörer vom Leben und teilweise sehr grausamen Sterben einiger Märtyrer. Verurteilt wurden sie, weil sie “einen Irrglauben angenommen haben“.

Auch drei Vorfahren von Dung wurden wegen Ihres Glaubens verfolgt und getötet.

Diese Verfolgung hat es auch in der Neuzeit weiterhin gegeben, bis hin zum heutigen Tag.

Auch der Vater von Dung, Offizier und politisch aktiv, wurde verfolgt, verurteilt und inhaftiert. Zum Tode verurteilt stand er schon an der Exekutionswand, wurde aber im letzten Moment wieder zurückgebracht.
Zusammen mit ihrem Bruder ist sie dann später zunächst allein geflüchtet.

Dung spricht dann noch darüber, warum der Glaube und das Christentum in Vietnam auch heute trotz der schwierigen Umstände noch Bestand haben. Der Glaube ist tief in den Menschen verwurzelt, wird in den Familien gelebt und weitergegeben, gerade wegen der schwierigen Geschichte.

Der Zusammenhalt der vietnamesischen Gemeinde hier bei uns in Deutschland und in der Region ist nach wie vor sehr groß, geprägt aus der übermittelten Tradition und der Kraft des Glaubens.

Trotzdem gibt es auch hier Veränderungen. Die nächsten Generationen leben den Glauben anders, weil sie ja auch anders leben, nämlich in unserer Gesellschaft hier vor Ort.

Sie nennen sich selbst „Bananas“, außen haben sie eine gelbe Schale, innen sind sie weiß, sind also äußerlich anders (Vietnamesen), innen aber weiß (Europäer).

Auch heute gibt es in Vietnam noch Repressalien gegen die Katholiken, natürlich nicht mehr in dem Ausmaß der frühesten Zeiten. Trotzdem nimmt die Zahl der Katholiken zu, ein Zeichen des starken Glaubens, der starken Gemeinschaft.

Es war ein besonderer Abend mit vielen Emotionen, auch nach Abschuss des Vortrags wurde in kleinen Gesprächsgruppen weiter über das Thema diskutiert.

Wir sagen Dung Dinh Päsler und ihrem Mann ein herzliches Dankeschön.

Eckhard Stein

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