Ein Baum für die Opfer sexuellen Missbrauchs
Trauerblutbuche steht vor der Christus-König-Kirche – Positive Resonanz vieler Gemeindemitglieder

© WZ-Foto: Björn Lübbe
Die Erinnerung pflegen: Die Pfadfinder Kilian und Ginny vom Stamm Christus König gießen die Trauerblutbuche, die nun vor der Christus König Kirche gepflanzt worden ist.
Sie muss noch fleißig gegossen und gepflegt werden: Die Trauerblutbuche, die nun an der Posener Straße eingepflanzt ist, lässt ihre Äste hängen.
Sie soll mahnen, dass der Weg der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche noch weit ist und weiterhin Aufmerksamkeit erfordert.
Die St. Willehad Gemeinde hat mit dieser Pflanzung jetzt einen ersten symbolischen Schritt vollzogen.

© Thomas Arnolds
Bewusste Standortwahl
„Hoffen wider alle Hoffnung – glauben, dass es dennoch weitergeht. Lieben, wo es beinahe nicht mehr möglich, damit die Welt auch morgen noch besteht“: Diese Zeilen eines Kirchenlieds, gesungen vom Gemeindechor, scheinen an diesem Sonntagmittag wie eine treffende Zusammenfassung der Situation.
Viele Kirchenmitglieder sind zusammengekommen, um der kleinen Gedenkfeier beizuwohnen.
„Mit dieser Pflanzung wollen wir in der Öffentlichkeit ein mahnendes Zeichen setzen“, erklärt Dechant und Pfarrer Andreas Bolten in seiner Ansprache.
Die Gemeinde folgt damit einer Initiative des Betroffenenrats des Bistums Münster, dessen Arbeitsgruppe sich seit Jahren mit Erinnerung und Mahnung befasst und der sich bereits zahlreiche Gemeinden angeschlossen haben.
Die Trauerblutbuche ist bewusst in das Grün vor der Kirche gepflanzt – an dem Ort, an dem zwischen 1963 und 1966 schwerer sexueller Missbrauch geschah, begangen durch den damaligen Pfarrer.
„Die bewusste Wahl dieses öffentlich einsehbaren Ortes soll die direkte Verbindung zu den Geschehnissen unterstreichen“, ergänzt Daniela Surmann, Pastoralreferentin und Präventionsbeauftragte der Gemeinde.
Jeder andere in Betracht gezogene Ort hätte die gewünschte öffentliche Sichtbarkeit verhindert. Genau diese Aufmerksamkeit aber sei das erklärte Ziel der Aktion.
Die Aktion habe bereits im Vorfeld positive Wellen geschlagen, wie Christiane Minderjahn-Gabriel aus dem vorbereitenden Arbeitskreis berichtet.
Die Resonanz sei „durchweg positiv“, und sie betont: „Auch Menschen, die der katholischen Kirche kritisch gegenüberstehen, erkennen in dieser Aufarbeitung ein ermutigendes Zeichen.“
Dr. Monika Stamm, ebenfalls im Arbeitskreis aktiv, ergänzt, dass es auch innerhalb der Gemeinde zu einer wichtigen Auseinandersetzung gekommen sei.
„Viele Gemeindemitglieder haben darüber gesprochen, wie die Kindheit früher war und wie Kinder oft übersehen und übergangen wurden.“
Meldungen von Betroffenen habe es hingegen noch keine gegeben. Dafür stehe die Tür der Gemeinde aber jederzeit offen, betont Surmann. „Und wir werden das Thema weiterverfolgen“, versichert sie.
Gesprächsabend im Mai
Erst 2023 verabschiedete die Gemeinde ein überarbeitetes Schutzkonzept, um eine sichere Umgebung für alle Gemeindemitglieder zu gewährleisten.
Darüber hinaus lädt die Gemeinde zu einem Gesprächsabend ein.
Am Freitag, 16. Mai 2025, wird Martin Schmitz aus seiner Autobiografie „Der dunkle Hirte“ lesen.
Schmitz ist Betroffener sexuellen Missbrauchs und Engagierter im Verein „Eckiger Tisch“, der sich für Betroffene von sexueller Gewalt im Kontext der katholischen Kirche einsetzt.
Die Veranstaltung findet um 19.30 Uhr im Pfarrheim St. Willehad, Bremer Straße 53, statt.
„Nicht nur Gemeindemitglieder, sondern auch die Öffentlichkeit ist herzlich willkommen“, betont die Pastoralreferentin.