St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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13. Oktober 2022

Symbole auf dem Friedhof

Zu Anfang November werden die Gräber unserer Verstorbenen winterfest gemacht. Aber nicht nur das: Zum Fest Allerheiligen und Allerseelen finden Gräbersegnungen statt. Dazu wird häufig ein Grablicht angezündet, Blumen gebracht, die Erde geharkt und der Grabstein abgewischt.

Zu den verschiedenen Symbolen hier einige Gedanken.

Das Grablicht

Zur Gräbersegnung aber auch sonst brennen auf vielen Gräbern Grablichter. Eine kleine flackernde Flamme. Unruhig, lebendig und Licht spendend. Diese Kerzen leuchten beinahe geheimnisvoll auf dem Friedhof, wenn die Sonne untergegangen ist und sich Dunkelheit über die Gräber legt. Diese Kerzen erzählen von dem, was in unseren Herzen von unseren Verstorbenen weiter leuchtet.

Diese Kerzen erzählen auch davon, dass das Licht, das ein Mensch in die Welt gebracht hat, nie ganz verlöschen wird.

Diese Kerzen sind ein Zeichen, dass sich das Licht dieses Menschen mit den Lichtern am Himmel verbindet und weiter leuchtet in der Ewigkeit Gottes.

Der Grabstein

Der Stein ist massiv, schwer. Er ist ein Symbol dafür, wie massiv die Tatsache des Todes ist und wie schwer die Vergänglichkeit des Menschseins wiegt.

Die Schrift auf vielen Grabsteinen enthält die zwei wichtigsten Lebensdaten, von den Menschen, die hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben: Das Geburtsdatum und das Datum ihres Todes. Das ist der Rahmen, in den das Leben dieses Menschen auf dieser Welt eingespannt war.

Der Rahmen, in dem er kam und wieder ging. Der Rahmen, den er zur Verfügung hatte, sein Leben zu gestalten, zu sprechen, zu handeln, das Leben zu verstehen zu versuchen, das Gute oder aber das Böse in der Welt zu vermehren.

Der Stein steht für die Unveränderbarkeit der Vergangenheit, die Unbeweglichkeit dessen, was gewesen ist.

Er ist Symbol für einen bleibenden Baustein im Haus der Menschheit.

Das Kreuz

Auf vielen Gräbern sind Kreuze in den Stein gekerbt, angebracht oder aufgestellt.

Die senkrechte Linie weist zum Boden, woher unser körperliches Leben kommt, wo es stattfindet und wohin es auch wieder geht. Wir sind Kinder dieser Erde. Diese Linie weist auch nach oben und lädt uns ein, uns auszustrecken nach oben, unseren seelischen Anker in die Ewigkeit Gottes zu werfen und zu erkennen:

Wir sind eben nicht nur Kinder der vergänglichen Erde, wir sind auch Kinder der Ewigkeit, Kinder Gottes. Der Querbalken lädt uns ein, unsere Arme auszubreiten, uns zu öffnen auf die Welt hin, auf die Mitmenschen hin, um mit ihnen solidarisch zu sein, um zu entdecken, dass wir zu dieser ungeheuren und fantastischen Vielfalt der Geschöpfe dieser Erde gehören.

Und das Kreuz erinnert uns an Jesus Christus, der die Ungerechtigkeit und Gefühllosigkeit der Menschen erleiden musste und trotzdem beten konnte: „Vater verzeih ihnen. Sie wissen nicht, was sie tun.“ Die große Seele hat gesiegt über die Unmenschlichkeit der Welt, hat gesiegt über die Mechanismen der Angstmacherei und der Einschüchterung

Die schwarze Erde

Feucht und kühl ist sie, die Erde. Asche alter ausgebrannter Sterne hat sich zusammengeballt zu einem Planeten.

Aber in dieser Erde ist das Geheimnis des Lebens. Des Lebens der Pflanzen und Tiere, auch des Lebens des Menschen und der Nahrung, die er für seinen Körper braucht. „Von der Erde bist Du genommen, auf der Erde hast Du gelebt, zur Erde kehrst Du zurück.“ Der Glaube sagt uns: Diese Erde ist beseelt vom Atem Gottes, von seiner Lebendigkeit, vom Geheimnis des Lebens.

Das Unscheinbare, das Alltägliche ist das Staunenswerteste, das Wunderbarste. Die Erde ist nicht tot, sie ist voller Leben. Genauso wie der Tod voller Leben ist.

Die Blumen

Sie spiegeln die Buntheit des Lebens wieder, auch die Buntheit der Gefühle in der menschlichen Seele. Sie verkörpern Lebendigkeit und Schönheit.

Und sie sind Brücken zwischen Menschen. Wenn wir sie verschenken, wenn wir sie auf das Grab pflanzen oder stellen. Brücken der Liebe und der Verbundenheit, Brücken zwischen Lebenden und Toten. Und sie sind Ausdruck unseres Glaubens an das Leben und unserer Freude über die Schönheit des Lebens auf dieser Erde.

Das Weihwasser

Wir gießen die Blumen am Grab mit der Gießkanne und wir gießen unsere Beziehung zu unseren Verstorbenen mit Weihwasser.

Es ist ein Zeichen der Begrüßung und zugleich ein Zeichen des Abschiednehmens, wenn wir das Grab mit Weihwasser besprengen. Das, was uns mit unseren Lieben verbindet, soll nicht vertrocknen.

Aber Wasser birgt auch Gefahr. Die ganz reale Gefahr des Ertrinkens, der Zerstörung. Aber auch im übertragenden Sinn die Gefahr, dass wir alle auf unserer eigenen Insel leben und bleiben.

Der Glaube sagt uns: Auch die tiefsten, dunkelsten und unüberwindbar scheinendsten Wasser sind von Gottes Geist erfüllt und tragen uns. Auch wenn wir meinen in ihnen zu versinken.

Wenn uns das körperliche Leben eines Tages wie Wasser zwischen den Fingern zerrinnt, bleiben wir aufgehoben im Meer der Ewigkeit Gottes.

Der Name auf dem Stein

So spricht der Herr: „Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen. Du gehörst zu mir.“

Der Name spricht das Ich des Menschen, sein Bewusstsein, an. In und durch seinen Namen bekommt der Mensch eine Ahnung von der Einzigartigkeit seines Wesens, seines Daseins.

Die Namen unserer Verstorbenen am Grabstein rufen sie uns in Erinnerung, stellen sie uns vor Augen.

Wir können sie auch jetzt noch ansprechen und vielleicht spüren wir, dass sie uns hören - auch wenn die Sprache ihres äußeren Schweigens nicht immer die Ohren unserer Seelen erreicht.

Pastoralreferentin Daniela Surmann