St. Willehad Katholische Kirchengemeinde Wilhelmshaven

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Gräbersegungen 2023

In der Tradition und im Bewusstsein der Menschen wird in den Tagen um Allerheiligen und Allerseelen die Gräber besonders gepflegt, besucht und gesegnet. Dies geschieht im Bewusstsein, dass wir eine Gemeinschaft der Lebenden und der Toten sind.

Lebensmut statt Grabesstimmung

In diesen Tagen geht es auf den Friedhöfen sehr lebendig zu.  Menschen machen Gräber winterfest, harken, platzieren Gestecke und zünden Grablichter an.

Alles soll schön sein zur Gräbersegnung – zumindest ist das in Südoldenburg, wo ich herkomme ein wichtiger Grund für das geschäftige Treiben. Dort strömen dann zur Gräbersegnung Massen auf den Friedhof an das Grab ihrer Lieben.  An jedem Grab des ganzen Friedhofs ausnahmslos mehrere Menschen. Locker tausende auf dem ganzen Friedhof. Dieses Bild von den vielen Menschen auf dem Friedhof bewegt mich. Viele von ihnen nehmen weite Wege auf sich, um bei der Gräbersegnung dabei zu sein. Zu anderen Anlässen wie einem Schützenfest oder dem Stoppelmarkt scheint das logisch.

Aber zur Gräbersegnung? Eine evangelische Freundin staunt darüber. Sie vermutet katholische Depri-Stimmung, weil alle an den Tod und das Fehlen der lieben Menschen erinnert werden. Ich erlebe das anders.

Die ganze Familie kommt zusammen – auch die Familienmitglieder, die schon gestorben sind. Sie gehören dazu und sind präsent. Wir segnen ihre Gräber. Ihre letzte Ruhestätte.

Wir sprechen: „Herr, gib unseren Verstorbenen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte ihnen. Lass sie ruhen in Frieden. Amen.“ „Ewige Ruhe“ klingt nach „ewigem Schlaf“.

Fast ein bisschen wie bei Dornröschen. Gemeint ist mit „Ewigkeit“ aber das „Sein bei Gott“. Er ist der Ewige. Er ist außerhalb von Raum und Zeit. Ohne Raum und Zeit können wir uns nichts vorstellen, weder bloße Existenz (die braucht Raum) noch, dass etwas passiert (dann würde Zeit vergehen). Gott übersteigt unser begrenztes Denken.

Ich glaube an die Auferstehung und ich glaube an dieses Sein bei Gott. Aber wenn Oma, Opa, Mama, Papa, Tochter oder Sohn nun auferstanden und bei Gott sind, dann ganz. Zu ihnen gehören ihre Erlebnisse und Gefühle. Auch ihre Beziehungen – ihre Familie und ihre Lieblingsmenschen und das, was sie mit ihnen verbindet. Aber diese Lieblingsmenschen stehen oft noch im Hier und Jetzt vor dem Grab.

Mir gefällt die Vorstellung, dass ein Stückchen von mir – nämlich das, was zu meinen lieben Verstorbenen gehört - schon bei Gott in der Ewigkeit ist. Und weil es in der Ewigkeit keine Zeit gibt, die vergehen muss, müssen unsere Lieben nicht auf uns warten, sondern wir „warten“ strenggenommen auf das Wiedersehen.

Dass wir das nicht passiv tun, sondern aktiv und lebendig, dafür ist die Gräbersegnung mit so vielen Menschen und das anschließende Zusammensein in der Familie ein schönes Zeichen. Lebensmut statt Grabesstimmung!

Pastoralreferentin Daniela Surmann